Hier habe ich Hoffnung für meine Zukunft

Ich heiße Abode. Eigentlich ist mein Name viel länger, aber ich möchte so genannt werden. So nennen mich auch meine Freunde. Ich komme aus Syrien, aus der Stadt Homs. Das ist die drittgrößte Stadt in Syrien, sie liegt in der Mitte meines Landes. Ich habe in der Schule bis zum Abitur studiert und dann ein Jahr BWL an der Uni.

Ich bin 21 Jahre alt. Ich habe noch drei Brüder. Als Jüngster musste ich meiner Mutter im Haushalt helfen, so ist die Tradition bei uns. Meine Mutter arbeitete als Frauenärztin und mein Vater ist Apotheker. Leider wurde die Apotheke im Krieg zerbombt. Dann sind wir geflohen. Ich und zwei meiner Brüder. Mein Zwillingsbruder blieb bei meinen Eltern in Syrien, sie sind schon alt und krank. Ich weiß nicht, was schlimmer war: der Krieg oder auf der Flucht zu sein.

So bin ich mit einem meiner Brüder in Hamburg gelandet, der andere ist in Flensburg. Wir leben zur Zeit im Flüchtlingscamp, im Container. Ich mache jetzt den Deutsch- und Integrationskurs B1. Leider ist das Lernen im Camp sehr schwierig, da wir keinen Zugang zum Internet, kein Fernsehen und kein Radio haben. Früher gab es nur Zelte im Flüchtlingscamp. Und es war sehr kalt im Winter. Keine Heizung und lange Warteschlangen im Bad und bei der Essensausgabe. Dann gab es Probleme mit meinem Bescheid und der Aufenthaltserlaubnis. Ich habe eine Anwältin bekommen und sie hat sich um die Sache gekümmert. Jetzt habe ich Schulden, denn ich muss der Anwältin 500 Euro zahlen.

Aber das schaffe ich. Ich bekomme 400 Euro pro Monat Geld vom Jobcenter und bezahle in Raten, 50 Euro pro Monat.
Die Hälfte habe ich schon abgezahlt.

Gerade sind mein Bruder und ich auf Wohnungssuche. Das stresst mich sehr, da ich Angst vor einer Absage habe. In meiner freien Zeit komme ich zum „Ankerplatz Flüchtlingshilfe“. Ich helfe hier und betreue Kinder von anderen Flüchtlingen. Dieses Angebot bekam ich von einem meiner Freunde, Abud. 

Ich bin trotz aller Schwierigkeiten und Probleme für alles sehr dankbar. Zu Hause müsste ich sofort zum Militär. Ich müsste dann vielleicht Menschen töten oder würde selber getötet. Alles ist besser als das.

Hier habe ich Hoffnung für meine Zukunft.

Schlagwörter:

Schritt für Schritt Heimat finden

Im Dez. 2015 sind in die Erstaufnahmeeinrichtung in unserem Ort ca. 45 Syrer und 45 Pakistaner angekommen. Seitdem bin ich in der Flüchtlingsarbeit tätig. In unsrem Ort gibt es einen

Weiterlesen …
Shalaw berichtet von seinen Schwierigkeiten auf dem Weg zur Ausbildung. Foto: Dagmar Esser

Meine Erfahrung mit der Agentur für Arbeit

Shalaw Ahmed aus dem Irak hat in den drei Jahren, die er hier ist, schon viel erreicht: Sprachniveau B2, einen Aufenthaltstitel, eine eigene Wohnung und einen Ausbildungsplatz. Doch er hat auch Kritik: Von der Arbeitsagentur und auch von der Handelskammer fühlt er sich bei der notwendig gewordenen Suche nach einem neuen Ausbildungsplatz nicht unterstützt. Und er wünscht sich eine bessere Qualität der Sprachkurse.  

Weiterlesen …
Storytelling

Migrantisches Leben in Zeiten der Pandemie

„Migrant Lives in Pandemic Times“ ist ein internationales Digital Storytelling Projekt, dass aktuelle und persönliche Momentaufnahmen aus dem Leben von Menschen mit Migrationsgeschichte aufgreift, die sonst kaum in den Medien

Weiterlesen …
Kategorie & Format
Autorengruppe
Genia Loginova
Genia ist freie Künstlerin und für Bilder und Illustrationen bei kohero verantwortlich. „Ich liebe meine kulinarische Ecke und bin ständig auf der Suche nach verrücktesten Rezepten für Euch.“

2 Antworten

  1. Hallo. Du hast eine gute Einstellung. Ich wünsche Dir viel Glück bei der Wohnungssuche und dass Du die Flüchtlingseigenschaft zuerkannt bekommst. Und mach doch einfach mal ein Praktikum bei Mercedes. Alles Gute für Dich und Deine Familie und viele Grüße von Carina

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kohero Magazin