In der syrischen Stadt Atareb, rund 25 Kilometer westlich von Aleppo, fließt endlich wieder sauberes Trinkwasser. Möglich macht das ein umfassend saniertes Wasserwerk, das mit Solarstrom betrieben wird – und mehr als 57.000 Menschen versorgt.
Seit Jahren litt Atareb unter einer katastrophalen Versorgungslage: Stromausfälle, fehlende Lebensmittel und vor allem der Zusammenbruch der Wasserversorgung prägten den Alltag. Die zentrale Pumpstation war bei einem Luftangriff zerstört worden. In der Folge waren viele Haushalte auf teure mobile Wasserlieferungen angewiesen – eine enorme finanzielle Belastung. Andere mussten auf unsichere, teils verschmutzte Quellen zurückgreifen. Die gesundheitlichen Risiken waren erheblich, die Versorgung unregelmäßig. Die Wende kam mit Unterstützung der Hilfsorganisation SERA Relief: Das zerstörte Wasserwerk wurde nicht nur instand gesetzt, sondern auch zukunftsfähig gemacht.
Ein Neustart mit Sonnenenergie
Das Energieprojekt von SERA Relief basiert auf 580 Solarpaneelen mit einer Gesamtleistung von 340 Kilowatt, wie Wael Bakour, Präsident des Stadtrats von Atareb, erklärt. Damit werden zwei leistungsstarke Tauchpumpen mit je 90 PS betrieben, die Grundwasser aus zwei Brunnen fördern. Eine dritte Pumpe sorgt für den nötigen Wasserdruck im Versorgungsnetz. „Derzeit deckt die Anlage etwa 35 % des Wasserbedarfs der Stadt ab – mit konkreten Plänen zur Erweiterung, besonders angesichts der zunehmenden Trockenheit und des steigenden Bevölkerungsdrucks”, berichtet Bakour.
Das geförderte Wasser wird in der Station mit Chlor desinfiziert, qualitätsgeprüft und anschließend an Haushalte und öffentliche Einrichtungen weitergeleitet. Jahrelang waren viele Menschen auf teure Wasserlieferungen durch private Händler angewiesen – eine schwere finanzielle Last für die ohnehin stark belastete Bevölkerung. Mohammed, ein Anwohner, berichtet: „Die mobilen Wasserverkäufer haben uns manchmal ausgenutzt und hohe Preise verlangt, besonders im Winter. Jetzt brauchen wir sie nicht mehr.” Ein weiterer Anwohner erzählt, dass er und seine Familie früher Trinkwasser in großen Behältern speichern mussten, um nicht plötzlich ohne Wasser dazustehen, wenn die Leitungen wieder einmal trocken blieben. Beide sind begeistert von dem neuen Wasserwerk und berichten, dass das Wasser nun endlich wieder fließt.
Mit dem neuen System ist nicht nur eine stabile Versorgung sichergestellt, sondern auch ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltiger und energieautarker Infrastruktur getan. Das Vorhaben zählt zu den bedeutendsten Solarprojekten im Bereich der Wasserförderung in Nordwestsyrien. Die Wiederinbetriebnahme der Anlage markiert einen Fortschritt im Wiederaufbau der Infrastruktur in Syrien und beim Ausbau erneuerbarer Energien – besonders angesichts der zunehmenden ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen.