Schon länger erleben Asylsuchende in Dänemark immer stärkere Einschränkungen. Seit 2021 gibt es eine neue Asylpolitik in Dänemark. Anfang des Jahres hat das dänische Parlament ein Gesetz zur Umsiedlung von Asylsuchenden in ein Drittland außerhalb Europas verabschiedet. Ziel dieser Politik: Dänemark weniger verlockend für Geflüchtete zu machen.
Der letzte Bericht von Dänemark über die Herkunftsländer 2021 kam zu der folgenden Schlussfolgerung: Damaskus sei sicher für die Rückkehr der aus Syrien geflüchteten Menschen. Der Bericht beruht auf Zitaten von Expert*innen zur Lage in Syrien und Forscher*innen von „Human Rights Watch“. Sie haben diese Schlussfolgerung später in einem Statement verurteilt und widerlegt: „Wir erkennen unsere Ansichten in späteren Schlussfolgerungen oder Politiken der Regierung nicht an, und wir sind auch nicht der Meinung, dass die syrische Flüchtlingspolitik Dänemarks die realen Bedingungen vor Ort vollständig widerspiegelt.“
Laut eines Berichts der New York Times hat die dänische Einwanderungsbehörde zwischen 2019 und 2020 die Aufenthaltserlaubnisse von rund 1.250 syrischen Geflüchteten in Dänemark überprüft, 250 davon wurden widergerufen. Die Betroffenen kommen aus der Stadt Damaskus oder ihrer Umgebung.
„Indem die dänischen Regierung behauptet, Syrien sei sicher, verdrehen sie die Realität und riskieren das Leben unschuldiger Menschen.“
„Trotz der Berichte von HRW, eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte und der internationalen Übereinstimmung, dass kein Ort in Syrien sicher für die Rückkehr der Flüchtlinge sei, hat Dänemark diese ungerechte Entscheidung getroffen“, sagt die dänische Aktivistin Alysia Alexandra. Sie beschäftigt sich seit Jahren mit der Thematik der Geflüchteten in Dänemark und bezeichnet die neue dänische Flüchtlingspolitik als ungerecht. „Indem sie behaupten, Syrien sei sicher, verdrehen sie die Realität, riskieren das Leben unschuldiger Menschen, bringen sie psychologisch durch die Hölle und spalten Familien“, sagt sie.
Seit 2014 lebt die 50-jähringe Asmaa Al-Natour mit ihrer Familie in Dänemark. Al-Natours Familie musste Syrien wegen des Krieges verlassen. Asmaa, ihr Mann Omar und deren zwei Söhne haben die dänische Sprache gelernt, einen Laden geöffnet und Steuern bezahlt. Sie lebten in der Stadt Ringsted, in der Nähe der dänischen Hauptstadt Kopenhagen. Dort haben sie Freunde, Nachbarn und konnten ein neues Leben beginnen. Nun hat sich alles verändert.
„Nach sieben Jahren sagen sie uns, wir müssen das Land verlassen. Mein Leben ist zusammengebrochen.“
Vor einigen Monaten hat die Familie Al-Natour einen Brief von der Einwanderungsbehörde erhalten. Darin wurden Asmaa und Omar aufgefordert, sofort aus dem Land auszureisen und nach Syrien zurückzukehren oder für eine unbestimmte Zeit in in das Abschiebungslager von Sjælsmark zu gehen. Würden sie diesem Beschluss nicht nachkommen, droht ihnen eine Geldstrafe. Der Brief hat Asmaa schockiert: „Nach sieben Jahren sagen sie uns, wir müssen das Land verlassen. Wir haben uns hier ein neues Leben aufgebaut. Alles was ich gemacht habe, ist jetzt weg. Mein Leben ist zusammengebrochen.“ Asmaa hat das Urteil des Gerichtes angefochten, allerdings konnte sie ihre Aufenthaltsgenehmigung noch nicht zurückgewinnen.
Im Abschiebungslager von Sjælsmark mangelt es an den notwendigen Hygienemaßnahmen. Die Bilder, die Asmaa gemacht hat und an die Zeitung „sn.dk“ geschickt hat, zeigen, wie schmutzig die Räume sind. Es ist ein Ort, der nicht als Unterkunft für Menschen geeignet sei. Es sei eher ein Druckmittel, damit die Geflüchteten „freiwillig“ in ihre Heimat zurückkehren, meint Asmaa. Auch die Gesundheitsversorgung sei sehr schlecht. Das Lager liegt 30 km von Kopenhagen in einer entlegenen Region. Asmaa berichtet: „Meine Nachbarin hat für Medikamente mal den ganzen Tag an die Tür der Klinik angeklopft, aber keiner machte die Tür auf.“
Die Söhne von Asmaa dürfen bisher in Dänemark bleiben, ob es eine Änderung in ihrem Asylstatus geben wird, bleibt unklar.