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Herr X – eine Geschichte

Die Autorin Sorour Keramatboroujeni ist eine genaue und sensible Beobachterin. In verschiedenen Flüchtlingsunterkünften hat sie das Unglück anderer Flüchtlinge intensiv wahrgenommen. Für Ihre Eindrücke und Erlebnisse findet sie im literarischen Schreiben eine Form des Ausdrucks. Im kohero Magazin wurden bereits mehrere ihrer Kurzgeschichten veröffentlicht. Heute: Herr X.

Es war das Ende von jenem Anfang, der nie begonnenen hatte. Alles passierte zu schnell. Manchmal ist es einfach so im Leben. Wenn man das Leben genießen will, muss man den Tod fürchten. Montags ist das Leben fürchterlich. Allein der Name erinnert mich an Strenge, an Pünktlichkeit, an Struktur, an Enge. Am Montag sah ich sie. Am Montag traf sie das Ende.

Rauchig wie ihr Mund nach der letzten Montags-Zigarette?

Wir stiegen beide aus der S-Bahn aus und verließen den Bahnhof, dann gingen wir eine Straße entlang. Sie telefonierte mit jemandem und ihr Lachen machte mich aufmerksam. Auf ihrem T-Shirt stand „Nächte in Teheran“ mit persischen Buchstaben. Ich fragte mich, wie die Nächte in Teheran waren. Laut? Dunkel? Oder rauchig wie ihr Mund nach der letzten Montags-Zigarette? Sie rauchte sie mit Genuss und einer Art Selbstsicherheit, die ich in ihren Augen ablesen konnte, als wenn sie mit dem kleinen Feuer am Zigarettenstummel die ganze Welt verbrennen könnte. Dann schmiss sie den Stummel weg, ging in die Ausländerbehörde hinein, zog sich eine Nummer und setzte sich hin – genau wie ich. Sie telefonierte immer noch:

Salam,

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Almut hat ein paar meiner Gedanken und Gefühle und Erfahrungen als Replik zu Hussams  Artikel über „Sprachweh“ geschrieben. Eintauchen…
Kategorie & Format
Autorengruppe
Sorour-Keramat
Sorour war 16 als sie in Deutschland ankam. Die ersten zwei Jahre in Deutschland wohnte sie in mehreren Flüchtlingsunterkünften. Dort beobachtete sie das Unglück anderer Flüchtlinge, die aus verschiedenen Ecken dieser Welt in Deutschland Schutz suchten. Dass die anderen Menschen genau wie sie unter Heimatlosigkeit leiden und jeden Tag ein Stück von ihrer Identität verlieren, versetzte sie in tiefe Melancholie. Sie sah, wie schamlos Deutschland und andere europäischen Länder die Asylsuchenden abschieben und durch Europa treiben. Alle Herausforderungen, die die Geflüchteten in Deutschland und auf der Flucht haben, tragen dazu bei, dass sie heute Literatur als eine Form des Ausdrucks nutzt, um über das ganze Elend zu berichten.
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