Dave Rahimi und ich sitzen am Esstisch, der ordentlich mit Keksen, Tee und Kaffee bestückt ist. Seine Frau Susanne leistet uns Gesellschaft, schnell wird klar warum: Dave ist viel unterwegs, von Turnieren bis hin zu Meisterschaften sowohl national als auch international. Möglich wäre das in dem Umfang aber nur, verrät Dave, weil er mit Susanne jemanden gefunden hat, der ihn vollkommen unterstützt.
Aus Zusammenhalt werden Kämpfer geboren
Seit 25 Jahren ist das Ehepaar Rahimi nun ein eingespieltes Team und teilen sich dabei nicht nur Kinder, Haus und Hund, sondern auch dieselbe Leidenschaft, Kindern und Jugendlichen zu helfen. Für Dave sind es aber nicht die Ergebnisse, die er mit den Kindern und Jugendlichen bei Meisterschaften und Turnieren verzeichnen kann, die unter die Haut gehen, sondern der Zusammenhalt, den er immer wieder beobachten darf.
”Ich habe tatsächlich geweint, weil drei Kinder kein Geld hatten und wir nach Rostock zu einem Turnier wollten.” Eine Fahrt zu einem Turnier ist nicht unbedingt eine günstige Angelegenheit, so Dave. Benzingeld, Hotelkosten, Mittagessen und Abendbrot, ein Ausflug würde pro Tag und pro Kopf mindestens 60 Euro kosten. Manchmal übernimmt Dave die Kosten, aber alles stemmen kann er schließlich auch nicht: “Und da sagte ich, ich kann nicht alle mitnehmen und darüber bin ich sehr traurig und auf einmal kam: ‘10 Euro zahle ich’, ‘20 Euro zahle ich‘, ‚5 Euro zahle ich’. Die Kinder haben das ganze Geld gesammelt und da liefen mir tatsächlich die Tränen runter vor Glück.”
Boxen als Katalysator
Viele von Daves Schützlingen haben selbst eine Migrations- oder Fluchtgeschichte und dadurch auch mit Flucht-Traumata zu kämpfen. Gefühle herunterschlucken gehört nicht zu Daves Repertoire. Mit seinen eigenen Fluchterfahrungen geht Dave sehr offen um und möchte damit auch anderen Menschen Mut machen, mehr darüber zu sprechen, um das Erlebte zu verarbeiten.
Mit dem Training am Boxsack können die Kinder ihre Gefühle friedlich katalysieren und haben mit Dave einen Trainer an ihrer Seite, der nicht nur mehrere Sprachen spricht, sondern auch die nötige Sensibilität mitbringt, um die Kinder auch außerhalb des Rings zu unterstützen.
Daves Hauptaufgabe als Boxtrainer besteht eher darin, mit den Kindern zu sprechen, Liebe zu spenden und ihnen ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Schließlich sollen die Kinder in erster Linie lernen, „zu helfen, füreinander dazu sein, und zwar ganz ohne Gewalt. Beim Boxen muss man nicht kämpfen, man haut erstmal den Sandsack und der haut garantiert nicht zurück.”
“Wir sind gegen Gewalt”
Bei dem Boxtrainer Dave Rahimi handelt es sich um einen Menschen, der das Herz am rechten Fleck hat und die Balance zwischen Fäuste schwingen und Kuschelkurs schafft. Für die Zukunft wünscht sich Dave, sich die Perspektive auf die Sportart Boxen ins Positive verändert und Vorurteile abgebaut zu werden. Per se gewaltvoll ist der Boxsport nämlich nicht. Schließlich werden die Kinder auch nicht automatisch in Kämpfe gesteckt. Jedes Kind wird individuell gefördert und gefordert. Für die einen kann es in Richtung Turniere gehen, während andere Kinder mehr von den wertvollen Übungen mit dem Boxsack profitieren. Boxen ist friedvoll und Boxen ist kinderfreundlich, zumindest mit dem richtigen Trainer.