Azad Kour: Zwischen Flucht und Engagement

Shereen Sayda stellt die Person der Woche vor: Azad Kour, 23, ist Student, Autor und Landessprecher der Grünen Jugend Bremen.

Fotograf*in: Klaus Effenberger

Azad Kour, ein 23-jähriger Student aus Bremen, teilt seine Fluchterfahrung und deren Einfluss auf seinen Lebensweg. Als minderjähriger Geflüchteter kam er alleine aus Rojava nach Deutschland. Diese Erfahrung prägte nicht nur seine persönliche Geschichte, sondern diente auch als Motivation für sein politisches Engagement und seinen Einsatz für soziale Gerechtigkeit.

Vor acht Jahren kam Azad Kour nach Bremen, begann die deutsche Sprache zu lernen und die Schule zu besuchen. In nur zwei Jahren erwarb er seinen mitleren Schulabschluss und setzte seinen Bildungsweg am Gymnasium fort. Doch das war erst der Anfang seiner Reise.

„Die Welt der Politik und Wirtschaft faszinierte mich von Anfang an, da sie sich tiefgreifend mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen“, erklärt Azad. „Besonders begeistert mich die Volkswirtschaft und die Wechselwirkungen zwischen Menschen und der Wirtschaft sowie die Rolle des Staates in diesem Kontext.“

Azad Kour studiert heute Politik und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bremen und ist gleichzeitig der Landessprecher der Grünen Jugend Bremen. Er setzt sich für die Anliegen junger Menschen ein, insbesondere im Bereich der Hochschulbildung, Ausbildung und Schule.

„Die Welt der Politik und Wirtschaft faszinierte mich“

„Für mich ist soziale Gerechtigkeit ein zentrales Thema meiner politischen Arbeit“, betont Azad. „Ich glaube fest daran, dass Bildung der Schlüssel zu einer gerechteren Welt ist.“

Neben seinem politischen Engagement ist Azad auch ein kreativer Geist. Als Mitglied der Band „Die Zollhausboys“ nutzen sie Musik als Plattform, um gesellschaftskritische Themen anzusprechen und Menschen im ganzen Land zu erreichen. Darüber hinaus ist er Autor und veröffentlichte 2021 sein Buch „Salz und Sehnsucht, Kurdische Gerichte und Geschichten aus Nordsyrien.“

In Bezug auf seine Erfahrungen mit Flucht und Migration sagt Azad: „Meine eigene Fluchtgeschichte begleitet mich in allen Lebensbereichen, sei es im Beruf, im Studium oder anderswo. Sie hat mir jedoch auch viel gebracht. Durch meine Erfahrungen habe ich oft eine andere Perspektive auf Dinge als viele andere Menschen und dafür bin ich dankbar. Natürlich habe ich während meiner Flucht viele negative Erlebnisse gehabt, aber ich habe auch sehr viel Neues gelernt und lerne immer noch dazu.“

In öffentlichen Diskussionen zu Flucht und Migration vermisst Azad oft die individuellen Geschichten, denn oft ist von Daten und Zahlen die Rede. Er betont, dass es wichtig ist, die Geschichten von Kindern und Jugendlichen, die alleine fliehen, in den Fokus zu rücken. Diese jungen Menschen sind oft traumatisiert und haben einzigartige Bedürfnisse, die in der Öffentlichkeit häufig übersehen werden.

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Shereen studiert Ethnologie an der Universität Hamburg. Ursprünglich kommt sie aus Syrien und ist 2016 nach Deutschland gefohen. Ihre Hauptinteressen liegen in den Bereichen Literatur, Film und gesellschaftliche Themen. Sie schreibt leidenschaftlich über alles, was ihre Begeisterung weckt und ihre Neugierde anspricht. Dabei bleibt sie stets aufmerksam, sei es in der Bahn, auf der Straße oder wo auch immer sie sich befindet, denn Geschichten finden sich überall in ihrer Umgebung.

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Gestohlene Weihnachten oder Rückkehr zum echtem Fest

Es erschien mir immer logisch, Weihnachten im Kreise der Familie mit Weihnachtsbaum, Geschenken und festlichem Abendessen und dann Silvester mit Freund*innen zu feiern. In der Ukraine wird das neue Jahr ausgiebig gefeiert. Sie decken einen prächtigen Tisch, kaufen Köstlichkeiten, Champagner, geben Geschenke, die der Weihnachtsmann mitgebracht hat. Dies geht auf die Zeit der Sowjetunion zurück, als religiöse Feiertage verboten wurden und später das Bild des Heiligen Nikolaus ersetzt wurde. Im Gegensatz zum Nikolaus, den es tatsächlich gab, ist der Weihnachtsmann ein Fabelwesen. Er war böse, fror Tiere, Pflanzen und sogar Menschen ein. Aber die ryadischen Behörden verwandelten ihn in einen positiven Charakter und schufen einen neuen Feiertag, um die Menschen von Unterdrückung, Verfolgung usw. abzulenken. Weihnachten in Deutschland ist eine besondere Zeit, ich habe lange davon geträumt, an Heiligabend hier zu sein. Schade, dass es unter solchen Umständen geschiet. Die Deutschen bereiten sich Ende November, 4 Wochen vor den Feiertagen, auf Weihnachten vor. Häuser und Straßen beginnen mit verschiedenen Lichtern zu leuchten, Weihnachtsbäume werden aufgestellt und überall ist Weihnachtsmarkt. Der Duft von Gewürzen, der Duft von Weihnachten liegt bereits in der Luft. Das Urlaubsfeeling stellt sich also schon lange vorher ein. Am ersten Advent, am ersten Sonntag von vier bis Weihnachten, hängt oder stellt jede*r einen Kranz mit Kerzen auf den Tisch, die für jeden Sonntag eine angezündet werden. Wenn der Kranz zum ersten Mal im Haus erscheint, ist der Duft von Nadeln zu riechen und die Stimmung steigt. Besonders gut hat mir die Tradition der Adventskalender gefallen. Die deutsche Familie, bei der wir leben, hat uns einen solchen Kalender geschenkt, der mit ihren eigenen Händen gemacht wurde. Ich freue mich wie meine Tochter jedes Mal, wenn ich das Paket öffne. Auch zu dieser Zeit ist es einfacher, das Kind für die Schule zu wecken, ich sage es morgens: Steh

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Gahzan

Ich wünsche mir Frieden auf der ganzen Welt

Die Stadt liegt im Norden von Syrien, aber sie ist jetzt zerstört. Ich habe in Syrien Abitur gemacht und danach als Dekorateur gearbeitet. Am 08. September 2015 bin ich nach Deutschland gekommen. Hier möchte ich lernen und später arbeiten. Also nicht nur zu Hause sitzen und Geld vom Staat bekommen. Seit acht Monaten besuche ich nun einen Sprachkurs, denn ich möchte später gerne eine Ausbildung machen. Ich bin jetzt Flüchtling in Deutschland. Meine Erfahrungen, speziell die Tatsache, dass ich dem Krieg in meinem Heimatland entkommen bin, haben mir geholfen, mein Talent weiterzuentwickeln. So kann ich durch das Malen meinen Gefühlen über die Flucht, aber auch über Hoffnung Ausdruck verleihen. Ich wünsche mir Frieden auf der ganzen Welt, nicht nur in meinem Heimatland. Es ist eine Botschaft an alle. Wir haben zwar eine Heimat, doch wir können nicht unter diesen Kriegsbedingungen leben. Ich möchte gerne arbeiten und wie schon gesagt, in Frieden leben. Und ich finde, dass der Kontakt zwischen Deutschen und Geflüchteten sehr wichtig ist. Aber leider leben hier auch einige Flüchtlinge gerne isoliert. Das finde ich nicht gut. Viele Menschen fragen mich, warum ich hier bin. Ich bin wegen des Kriegs in meinem Heimatland geflohen, denn ich bin ein Mensch, der nicht im Krieg leben kann. Hass und Gewalt sind schlimm. Und ich weiß auch, dass meine Bilder nicht viel ändern. Das Malen habe ich nicht gelernt. Erst vor vier Monaten habe ich angefangen, mit Ölfarbe zu malen. Meine Bilder versuchen, den Krieg zu erklären. Dafür nehme ich verschiedene Farben. Mit Schwarz drücke ich meine Gefühle und das Erlebte aus, mit den hellen Farben zeichne ich Frieden und Hoffnung.

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© Eugenia Loginova

Nie aufgeben für eine bessere Zukunft

Ich höre manchmal solche Fragen: Warum bist du aus deinem Land geflüchtet? Du hattest doch einen Job, Möglichkeiten zum Leben. Als wäre ich aus Langeweile hierher gekommen. Die politische Lage in Afghanistan verschlechtert sich immer weiter. Ich möchte hier eine Chance haben, mich weiterzuentwickeln. Eine Karriere als Sportler zu machen, meine Freundin heiraten und glücklich werden.

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Ahmad al Ahmad

Ahmad al Ahmad – der interkulturelle Sensibilisyrer

„Integration muss nicht nur von den Zugewanderten ausgehen. Auch die „Biodeutschen“ können lernen, mit Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte umzugehen.“ Das möchte Ahmad al Ahmad mit seiner Das möchte Ahmad al Ahmad mit seiner umsetzen.

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Kategorie & Format
Shereen studiert Ethnologie an der Universität Hamburg. Ursprünglich kommt sie aus Syrien und ist 2016 nach Deutschland gefohen. Ihre Hauptinteressen liegen in den Bereichen Literatur, Film und gesellschaftliche Themen. Sie schreibt leidenschaftlich über alles, was ihre Begeisterung weckt und ihre Neugierde anspricht. Dabei bleibt sie stets aufmerksam, sei es in der Bahn, auf der Straße oder wo auch immer sie sich befindet, denn Geschichten finden sich überall in ihrer Umgebung.

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