Neues aus Afghanistan im März

In unserer monatlichen Kolumne fasst unsere Autorin Sahar Reza die Nachrichten aus Afghanistan für den Monat März zusammen.

Fotograf*in: Mohammad Husaini auf unsplash

Klimaauswirkungen

Aufgrund schwerer Regenfälle und Sturzfluten wurden in 23 Provinzen Dutzende von Familien getötet und obdachlos. Darüber hinaus wurden Hunderte von Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche überschwemmt. Das hat zur Umsiedlung von Familien geführt. Das Gleiche gilt für den Erdstoß, der in neun Provinzen viele Menschen verletzt und Dutzende von Häusern zerstört hat. (8am)

Selbstmordattentat

Am 27. März ereignete sich ein Selbstmordattentat in der Nähe des Tores des Außenministeriums der Taliban, das mehrere Todesopfer forderte. Die ISIS haben die Verantwortung dafür übernommen. (8am)

Festnahme

Die Taliban haben den Mitarbeiter Matiullah Wesa der Stiftung Pen Path in Kabul festgenommen. Er ist ein Aktivist im Bereich der Bildung für Mädchen und Jungen. Nach seiner Festnahme in der Gegend von Khoshal-Khan in Kabul wurde er an einen unbekannten Ort gebracht. Der Grund für seine Verhaftung ist noch unklar, und die Taliban haben sich bisher nicht dazu geäußert. Das französische Außenministerium verurteilte die Verhaftung des Mannes und forderte seine sofortige Freilassung. Es bezeichnete sie als Verletzung der Grundrechte der afghanischen Frauen durch die Taliban. (8am und Afghanistan international)

Demonstrierende Frauen, die von den Taliban in Dasht-e-Barchi verhaftet wurden, sind gegen Kaution freigelassen worden. Ihr Protest richtete sich gegen die Mädchenschule und wurde ebenfalls von Taliban-Kämpfern gestört. (8am.media)

Neues Schuljahr

Der Beginn des neuen Jahres ist auch der Beginn des Schuljahres in Afghanistan. Die Schulen für Mädchen blieben geschlossen, während die Schulen für Jungen am 21. März begonnen haben. (8am.media)

Verhaftungen und Tötungen

Die Verhaftung sozialer Aktivist*innen und die Folterung von Journalist*innen haben sich im Laufe der Zeit verschlimmert. Einer der sozialen Aktivisten namens Subhanullah Subhani, der von den Taliban verhaftet und gefoltert wurde, befindet sich wegen seiner kritischen Beiträge in den sozialen Medien in einer kritischen Situation. Berichten zufolge gibt es Drohungen, Verhaftungen und Gewalt gegen die Menschenrechte und eine gewaltsame Behandlung von Journalist*innen. Die Taliban haben in Kabul und Kandahar ehemalige Mitglieder der afghanischen Verteidigungs- und Sicherheitskräfte (ANDSF) getötet. (8am.media)

Schließung der Frauenbibliothek

Die Taliban hat die Frauenbibliothek in Kabul aufgrund ihrer Restriktionen geschlossen. Die Bibliothek wurde vor sechs Monaten mit dem Ziel gegründet, die Lesekultur zu fördern und die Frauen zu informieren.

Quellen in Parwan zur Folge, verwenden Taliban-Mitglieder humanitäre Hilfe für Bedürftige zum Bau von Moscheen. (8am.media)

Happiness Day

Nach Angaben der UNO ist der 20. März der World Happiness Day, an dem die Länder danach beurteilt werden, wie glücklich ihre Bürger sind. Laut dem jährlichen Weltglücksbericht wurde Afghanistan als das traurigste Land der Welt eingestuft. Nach der Machtübernahme durch die Taliban haben die Menschenrechte, die wirtschaftliche und die politische Lage Anlass zur Sorge gegeben. Die wichtigsten Faktoren, auf denen der Bericht basiert, sind: soziale Unterstützung, Einkommen, Gesundheit, Freiheit, Großzügigkeit und keine Korruption. (Afghanistan International)

Hier geht es zur Kolumne über Afghanistan im Februar.

Bildquellen

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Sahar Reza
Sahar kommt aus Afghanistan und hat ihre Kindheit in Pakistan verbracht. Ihr Studium der  hat sie in Indien und Hamburg (Master Politik- und europäischen Rechtswissenschaft) absolviert. Sie hat im Management und im Journalismus gearbeitet. Seit langem setzt sie sich für Menschenrechte (besonders Frauen-, Kinder- und Flüchtlingsrechte) ein. Für kohero (früher Flüchtling-Magazin) ist sie seit 2017 aktiv. „Ich arbeite für das kohero-Magazin, weil das Magazin mir eine Stimme gibt und ich habe die Möglichkeit, über verschiedene Themen zu schreiben und kann in meinem Arbeitsbereich Journalismus in Deutschland weiterarbeiten und aktiv sein.“

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Ein Stück Wald

Das Schwert des Wortes

Ich komme aus Stadt des Jasmin, Damaskus in Syrien. Ich wurde zwar außerhalb der Stadt, in einer Kleinstadt in der Nähe geboren, aber ich gehöre zu Damaskus. Die Stadt hat mich zu ihr gezogen, mit ihrer reichen Geschichte und ihrer Widersprüchlichkeit. Auch wenn ich zur Universität mit vollen Mikrobussen durch viel Stau fahren musste, kenne ich die Schönheit der Altstadt und ihrem Duft von Jasmin. Leider hat wurde die Jasmin rot gefärbt, als viele junge Syrerinnen und Syrer nach Freiheit und Würde gerufen haben und das Regime einen Krieg gegen das eigene Volk führte.  Als der Krieg überall war, musste ich Damaskus verlassen, oder vielleicht hat sie mich auch vertrieben, als sie mich nicht schützen konnte. Ich bin in die Türkei geflüchtet, in der Hoffnung, dass ich da weiter studieren kann. Aber Ankara und Istanbul haben die Träume der Geflüchteten nicht akzeptiert und deswegen änderte sich mein Leben. Ich arbeitete in Istanbul in einer Fabrik, manchmal zehn oder elf Stunden täglich. Es gab keinen Asylschutz, keine Sicherheit oder Zukunft. Ich weiß, dass Istanbul eine wunderschöne Stadt ist, auch wenn ich nur sehr selten die schönen, touristischen Seiten der Stadt besucht habe. ِAber ich liebe Istanbul, weil die Stadt mich an Damaskus erinnert –  in ihrer schönen Seite aber auch in ihrer harte Seite.   Es war diese Situation, in Syrien und in der Türkei, die mich nach Deutschland bringen sollte, nicht Angela Merkels Politik oder die deutsche Willkommenskultur.  Die Macht der Sprache Aber in den nächsten Monaten versuchte ich so schnell wie möglich Deutsch zu lernen. Nach 3 Monaten in der Schule der Unterkunft konnte ich ein bisschen Deutsch schreiben. Also habe ich danach einen Post in einer Netzwerkgruppe für Ehrenamtliche auf Facebook geschrieben: Ich suche deutsche Freunde, um weiter Deutsch zu lernen und auch, um die deutsche Gesellschaft zu

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Darf ich meine Geschichte benutzen?

Dürfen Geflüchtete ihre Geschichte nutzen, um Werbung für etwas zu machen oder Spenden zu sammeln? Ist das moralisch vertretbar? Unser Chefredakteur und Gründer Hussam setzt sich mit diesen Fragen kritisch auseinander.

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Mama, Papa und Kunst

Es ist März, 2022. Adenauerallee, Hamburger ZOB. „Marushka wir gehen endlich feiern“, ruft mir Gustav zu. „Meine Mama kommt“, antworte ich. „Dann nimm die mit!“ „Na ja, sie kommt zusammen mit den Frauen und Kinder aus der Ukraine. Vielleicht hilfst du mir?“ Und es war so. Gustav und seine Freunde haben mich und die Neuangekommenen mit drei Autos vom ZOB zur Rudolf-Steiner-Schule Hamburg-Bergstedt gebracht. Dann war alles wie im Traum. Nur ohne Emotionen. In den ersten Kriegswochen, genau vor einem Jahr, haben wir es mithilfe aller Beteiligten geschafft, viele Schüler*innen mit ihren Müttern nach Hamburg zu evakuieren. Meine Mama Valentina und meine Nichten Sofia und Polina waren dabei. Nach den Sommerferien entschlossen sich viele Familien, zurück in die Ukraine zu kehren. Die Geschichte Waldorfschule in Lutsk geht weiter. Momentan meistens im Keller. Im August „besuchte“ uns mein Papa Semen und meine Eltern leben wie mehr als 30.000 Ukrainer*innen in Hamburg. Als „Besucher*innen“ bekommen meine Eltern wie alle Geflüchtete aus der Ukraine einen 2-jährigen Aufenthaltstitel. Inzwischen, heute, ist ein Jahr schon um. Ich warte auf den Bus aus Kyiv. Meine Freund*innen haben mir und ihren Gastfamilien, in denen sie gewohnt haben, ein Dankeschön-Geschenk gegeben. Honig aus der Ukraine. Ich fange an, zu heulen. Mir wird klar, dass ich vor einem Jahr, genau an diesem Tag, als die Menschen in Hamburg die Wiedereröffnung der Clubs nach Corona gefeiert haben, meine Mama, Nichten und meine Schüler*innen mit ihren Müttern abgeholt habe. Erst jetzt kann ich reflektieren und weinen. Endlich. Ich spüre große Wellen der Dankbarkeit und Liebe, Wellen von Vertrauen und Mut und letztendlich Unterstützung und Hilfe. Ich spüre. Endlich. Krieg und Kunst Seit einem, aber eigentlich seit neun Jahren herrscht Krieg in meinem Heimatland Ukraine. Ich bin seit 2012 in Hamburg und dokumentiere die Geburt der neuen Ukraine in künstlerischen Tagebüchern. Als

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Foto: Erik Witsoe on Unsplash

Polizeidebatte: Wer ist die Mitte der Gesellschaft?

Junge Demonstranten in Hamburg Die Hamburger*innen waren auch auf der Straße und haben gegen die Polizeigewalt demonstriert. Mehr als 14.000  junge Teilnehmer*innen, die zwischen 16 und 22 Jahren alt waren. Ich war auch bei der Demo am 5. und 6.6. und ich stellte mir die Frage, warum die Jungen Menschen für dieses Thema aktiv waren? Obwohl die Corona-Gefahr noch da ist, haben viele junge Menschen demonstriert.  Deutung des Autors Meiner Meinung nach hat sich hier etwas gezeigt: Erstens: Ich glaube, viele junge Menschen waren demonstrieren, weil dieses Thema sehr stark auf den Social Media vertreten war und viele Influencer*innen darüber geschrieben haben. Dadurch bekamen die Jungen neue Infos, die sehr schlimm waren. Wie die amerikanische Polizei die People of colour behandeln, und in welche Gefahr man kommt, nur weil er oder sie People of color sind.  Zweitens: 50 Prozent der Hamburger Grundschüler*innen und mehr als 40 Prozent der Gymnasiast*innen haben einen Migrationshintergrund. Diese Fakten zeigen uns, dass viele junge Menschen in Hamburg Freund*innen mit Migrationshintergrund haben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie wissen, was Vorurteile und/oder Rassismus, den diese Leute und/oder ihre Familien in Hamburg und/oder in Deutschland erleben, bedeuten. Die Schüler*innen kennen wohl sehr viele Geschichten von Diskriminierung und von Polizeieinsatz gegen ihre Freund*innen. Deswegen waren sie dabei und wollten auch hier teilnehmen. Sie sind nicht wie ihre Eltern, die in ihrer Schule nur mit Deutschen ohne Migrationshintergrund waren. Diese haben vielleicht bis jetzt noch keine Deutschen mit Migrationshintergrund getroffen. Vielleicht lesen sie auch nur die konservativen Medien. Sie sehen vielleicht nur die negative Berichterstattung über Migrant*innen, ohne zu wissen, dass eine Minderheit auch Rassismus in Deutschland erlebt.  Anteile der Schülerinnen und Schüler mit und ohne Migrationshintergrund im Schuljahr 2019/20 Gewalt gegen die Polizei Diese Jungen demonstrieren nicht nur gegen das, was in den USA passiert, sondern auch gegen

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Sahar Reza
Sahar kommt aus Afghanistan und hat ihre Kindheit in Pakistan verbracht. Ihr Studium der  hat sie in Indien und Hamburg (Master Politik- und europäischen Rechtswissenschaft) absolviert. Sie hat im Management und im Journalismus gearbeitet. Seit langem setzt sie sich für Menschenrechte (besonders Frauen-, Kinder- und Flüchtlingsrechte) ein. Für kohero (früher Flüchtling-Magazin) ist sie seit 2017 aktiv. „Ich arbeite für das kohero-Magazin, weil das Magazin mir eine Stimme gibt und ich habe die Möglichkeit, über verschiedene Themen zu schreiben und kann in meinem Arbeitsbereich Journalismus in Deutschland weiterarbeiten und aktiv sein.“

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