Rassismus in Kitas: Selbstreflexion als Schlüssel

Im Interview mit kohero spricht Dr. Seyran Bostancı über die Bedeutung von Selbstreflexion bei der Bekämpfung von Rassismus in Kitas.

Fotograf*in: © Mehdi Bahmed

Dr. Seyran Bostancı arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) in Berlin. Dort ist sie für die wissenschaftliche Begleitung der „Demokratie leben!“-Projekte zum Thema Vielfalt zuständig. Zudem forscht sie zu institutionellem Rassismus in Kitas im Rahmen des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors (NaDiRa) und arbeitet als Referentin für vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung bei der Fachstelle Kinderwelten, die Kitas auf dem Weg zu einer inklusiven Organisationsentwicklung begleitet.

 

Dr. Seyran Bostancı, warum widmen Sie sich in Ihrer Forschung Themen wie Rassismus, Diversität, Migration und Inklusion?

Durch mein Praktikum bei der Fachstelle Kinderwelten begann ich, mich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. In meiner Schulzeit oder in meinem Bachelorstudium der Sozialwissenschaften wurden diese Themen nie behandelt. Es war für mich aufwühlend, zu verstehen, dass es für dieses Bauchgefühl und Unbehagen, was ich während meiner Ausbildung oft hatte, Konzepte und Begriffe gibt.

Die Fachstelle Kinderwelten beschäftigt sich mit Diskriminierungsverhältnissen im Kitabereich. Das hat mich begeistert und ich hatte die romantische Vorstellung, dass eine Veränderung im Kitabereich gesamtgesellschaftliche Synergieeffekte haben könnte.

Beim Thema Rassismus denken viele Menschen, dass es ausschließlich um Vorurteile oder Diskriminierung gehe. Wie definieren Sie Rassismus?

Ich begreife Rassismus nicht nur auf der Ebene der individuellen Vorurteile. Ich verstehe Rassismus vielmehr als gesellschaftliches Strukturprinzip, das dazu führt, dass Menschen, die aufgrund von Rassismus benachteiligt werden, der Zugang zu gesellschaftlich relevanten Ressourcen wie Bildung, Arbeitsmarkt oder Gesundheit erschwert oder sogar verwehrt wird. Rassismus kann sich durch Normalitätsvorstellungen, Routinen und Verfahrensweisen auch innerhalb von Organisationen einschreiben, sich institutionell verankern und so zu einem Alltagsphänomen werden.

 

Kaum Vermittlung interkultureller Kompetenzen in der Erzieher*innenausbildung

 

In Deutschland besteht ein Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz. Allerdings gibt es viel zu wenig Kitaplätze. Spielt bei der Vergabe von Kitaplätzen Rassismus eine Rolle?

Es gibt Studien, die Segregationsprozesse beleuchten. Bisher wurde jedoch oft der Fokus auf die elterlichen Wahlentscheidungen gelegt. Es wurde also argumentiert, dass migrantische Familien ihre Kinder entweder zu spät anmelden oder vielleicht gar nicht den Wunsch haben. Interessanterweise wurde in den bisherigen Studien kaum untersucht, wie sich Rassismus in diesen Zugangsprozessen einschreibt.

Genau dazu forsche ich gerade mit meinem Kollegen Benedikt Wirth. Wir befinden uns allerdings erst in der Erhebungsphase. Auf Basis des bisherigen Forschungsstandes lässt sich aber bereits sagen, dass es Hinweise darauf gibt. Statistisch wird deutlich, dass Kinder mit Migrationshintergrund seltener in Kitas anzutreffen sind, vor allem bei den unter Dreijährigen. Gleichzeitig ist der Betreuungswunsch dieser Familien höher als die Anzahl der tatsächlich vergebenen Kitaplätze.

Inwiefern werden bei der Ausbildung von Erzieher*innen interkulturelle Kompetenzen vermittelt und Rassismus thematisiert?

Viel zu wenig! Ich gebe Fort- und Weiterbildungen für pädagogische Fachkräfte. Da stelle ich immer wieder fest, dass sie kaum professionelle Kompetenzen im Umgang mit Vielfalt und Diskriminierung haben. Viele wissen nicht, wie sie mit Beschwerden umgehen sollen.

Meine Studie hat ergeben, dass Familien, die sich wegen rassistischer Diskriminierungserfahrungen beschweren, Glück haben müssen, an eine pädagogische Fachkraft zu geraten, die das Thema für wichtig erachtet und dem nachgehen möchte. Es gibt leider keine etablierten Beschwerdeverfahren. Der Umgang mit Migration und Vielfalt müsste eigentlich in der Ausbildung als Querschnittsthema gedacht werden, das ist bislang aber nicht der Fall. Es bleibt ein Sonderthema und deshalb empfinden es wahrscheinlich viele pädagogische Fachkräfte als zusätzliche Aufgabe, sich damt auseinandersetzen zu müssen.

 

„Vor allem mit der jüngeren Generation, die jetzt in die Kitas einsteigt, verändert sich der Diskurs allmählich“

 

Neben Ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin sind Sie seit 2010 Praxisberaterin und Coachin für Diversity und Inklusionsprozesse in frühkindlichen Bildungseinrichtungen tätig. Lassen sich pädagogische Fachkräfte darauf ein, sich kritisch zu reflektieren?

Natürlich gibt es manchmal ein Irritationsmoment bei den pädagogischen Fachkräften: Auf der einen Seite ist das dieses Selbstverständnis, ein guter Mensch zu sein und das Beste für die Kinder zu wollen, auf der anderen Seite müssen sie sich plötzlich ihrer eigenen Prägung durch Vorurteile und rassistisches Wissen bewusst werden. Das kann Unbehagen auslösen, das sich gelegentlich in Form von Widerständen äußert.

Pädagogische Fachkräfte sind zudem oft der Ansicht, dass sie alle Kinder gleich behandeln und es für sie keine Rolle spielt, wie jemand aussieht. Es kommt jedoch nicht auf ihre persönliche Meinung an. Kinder werden aufgrund ihres Aussehens und ihrer gesellschaftlichen Positionierung gesamtgesellschaftlich unterschiedlich bewertet und dadurch auch benachteiligt. Das aufzubrechen, ist nicht immer einfach, aber es gelingt zunehmend. Vor allem mit der jüngeren Generation, die jetzt in die Kitas einsteigt, verändert sich der Diskurs allmählich.

 

Warum Vielfalt in Kitas sichtbar sein muss

 

Wieso ist es wichtig, diversitätsbewusste Bücher und Spielsachen in Kitas zu verwenden?

Das ist vor allem für die Identitätsentwicklung der Kinder von großer Bedeutung. Aus der Lerntheorie wissen wir, dass Lernprozesse dann besonders gut in Gang gesetzt werden, wenn sich Kinder wohl fühlen und sich in ihrer Identität widergespiegelt sehen. Erhalten Kinder dagegen immer wieder die Botschaft, dass sie nicht „normal“ sind, nicht dazugehören und in Spielmaterialien oder Büchern nicht dargestellt werden, dann entwickeln sie ein Gefühl der Nichtzugehörigkeit – das hemmt Lernprozesse.

Können sich Kleinkinder bereits rassistisch äußern?

In der Praxis ist zu beobachten, dass Kinder rassistische Wissen, das sie umgibt, in Interaktionen und bei der Durchsetzung ihrer Spielinteressen durchaus anwenden und auch Abneigungen gegenüber bestimmten sozialen Gruppen zeigen. Kinder können Vorformen von Vorurteilen haben. Das mag positiv klingen, weil es sich um Vorformen und nicht um manifeste Urteile handelt.

Umso wichtiger ist es jedoch, dass pädagogische Fachkräfte intervenieren und auf die Unzulässigkeit von Diskriminierung hinweisen. Bei Kleinkindern kann Rassismus noch dekonstruiert werden. Erwachsenen fällt das Verlernen weitaus schwieriger.

 

„Kinder können Vorformen von Vorurteilen haben“

 

Welche weiteren Tipps geben Sie Erzieher*innen mit auf den Weg?

Es gibt keine Checkliste, aber es hilft, sich immer wieder in einen Prozess der Selbstreflexion zu begeben. Dieser ganze Prozess ist als lebenslange Reise zu verstehen, die nie endet, weil sich Gruppen, Eltern- und Familienschaften verändern. Das, was man vielleicht einmal als gutes Verfahren oder pädagogische Methode etabliert hat, ist bei der nächsten Gruppe möglicherweise nicht mehr fruchtbar.

Deswegen ist es wichtig, für sich selbst und im Team regelmäßig Räume zu schaffen, um in diese kritische Selbstreflexion zu kommen. Eine Leitungskraft, die diese Themen andauernd auf die Tagesordnung setzt und das Team dazu anregt, die eigene Praxis kritisch zu hinterfragen, hat eine hohe Wirkungskraft.

 

Wie Eltern Rassismus in der Kita begegnen

 

Sie haben kürzlich eine qualitative Pilotstudie zum Umgang mit institutionellem Rassismus in Berliner Kitas durchgeführt und hierfür 16 Eltern interviewt. Welche Rassismuserfahrungen haben diese gemacht?
Klassische Beispiele sind die Nicht-Repräsentation in den Spielmaterialien, das Singen von rassistisch konnotierten Liedern oder das Etikettieren von Kindern. Eltern haben unterschiedliche Strategien, um Rassismus in der Kita zu thematisieren.

Wie sehen diese Strategien aus?
Eine Strategie ist das sogenannte „Hacking“: Weil Familien antizipieren, dass Rassismus vorkommen könnte, versuchen sie die Diskriminierung zu umgehen. Zum Beispiel wird die Herkunft bei der Kitaanmeldung verschwiegen. Andere wiederum setzen auf Intervention.

Oft sind Eltern jedoch nicht in der Lage, Veränderungsprozesse anzustoßen, da ihre Beschwerden zum Teil blockiert oder nicht ernst genommen werden. Die Familien versuchen dann eher, außerhalb der Kita ihre Kinder zu stärken, um eine Art Schadensbegrenzung zu betreiben. Manche Familien spielen Diskriminierungserfahrungen in der Kita auch herunter, weil sie befürchten, dass die Beziehung zwischen der pädagogischen Fachkraft und ihrem Kind Schaden nehmen könnte. Es besteht ja ein Abhängigkeitsverhältnis.

Es kommt vor, dass Familien sich von Beginn an nicht trauen, etwas zu sagen, aus Angst, als nervige Eltern abgestempelt zu werden und den Kitaplatz zu gefährden. Die vielleicht logischste Strategie ist die Exit-Strategie, also das Kind abzumelden. Allerdings geschieht das selten, zum einen aufgrund des Mangels an Kitaplätzen und zum anderen aufgrund der Ungewissheit, ob es in einer anderen Kita besser laufen würde.

 

„Diskriminierungserfahrungen werden zum Teil von den pädagogischen Fachkräften heruntergespielt“

 

Wie reagieren Kitas auf Beschwerden von Seiten der Eltern?

Diskriminierungserfahrungen werden zum Teil von den pädagogischen Fachkräften heruntergespielt. Um zu zeigen, dass sie Vielfalt feiern, weisen manche darauf hin, dass sie mit den Kindern Lieder wie „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ singen, was an sich schon rassistisch ist. Nicht selten werden die verschiedenen Diskriminierungsdimensionen auch gegeneinander ausgespielt – man wolle sich beispielsweise auf das Thema Gender konzentrieren und habe keine Zeit für das Thema Rassismus. Die krasseste Strategie bei Beschwerden von Eltern ist die Kündigung seitens der Kita mit der Begründung, das Vertrauensverhältnis sei gestört.

Warum gibt es bisher so wenig Forschung zu dem Themengebiet Rassismus in Kitas?

Zum einen aufgrund der Vorstellung, junge Kinder hätten mit dem Thema Rassismus nichts am Hut, und zum anderen kommt hier der Adultismus – also das ungleiche Machtverhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern – zum Tragen. Das konnte man verstärkt während der Corona-Pandemie beobachten. Wenn es um das Bildungssystem ging, dann stand immer nur die Schule im Fokus. Der Kitabereich wird leider häufig vernachlässigt.

 

 

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  • © Mehdi Bahmed: Mehdi Bahmed
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Ajda Omrani
Ajda hat einen Master in Medienwissenschaft der TU Berlin und arbeitet seit 2018 in einer Event- und Kommunikationsagentur. Sie reist viel, würde am liebsten die ganze Welt erkunden. Ihre zweite Leidenschaft ist Schreiben. Bei Kohero unterstützt sie Menschen mit Fluchtgeschichte beim Schreiben.

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Das Kampfflugzeug kam - und dann, ich starb

The fighter jet came, and then I died

Time vanquishes everything. It vanquishes the stone, the huge mountains and even the people, but it can never defeat memories. That is our curse as humans, never to be able to forget our worst memories. We are forced to accept these memories and embrace them as part of us.

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Foto: Jared Rice on Unsplash

Selbstachtung stärken statt demütigen. Eine Vision

Zunächst sei an die Debatte erinnert, bei der seit geraumer Zeit kontrovers gestritten wird. Braucht man in Deutschland eine „Leitkultur“, um das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen gewährleisten und den gesellschaftlichen Zusammenhalt herstellen zu können? Viele Vertreter*innnen des links-liberalen Paradigmas wettern vehement dagegen und verweisen alsbald auf das Grundgesetz. Dieses stelle nämlich die Grundlage unseres Zusammenlebens und eine Richtschnur unseres Handelns dar und reiche völlig aus. Dieser Position vermag ich nichts entgegenzustellen, da ich das Grundgesetz in seiner Wirkmächtigkeit für heilig, in seiner normativen Sprache für vollkommen erachte. Andererseits nehmen Konservative gerne für sich in Anspruch, das bewahren zu wollen, was schon immer gilt. Diese Haltung wiederum scheint mir, wiewohl ich sie nicht teilen möchte, gleichsam plausibel. Denn ich finde vieles, was heute in Deutschland faktisch gegeben ist, durchaus bewahrenswert. Nun geht es hierbei nicht darum, diese unterschiedlichen Positionen miteinander zu vergleichen oder gar zu kommentieren. Vielmehr soll diese umstrittene Frage, ob ein pluralistisches Gesellschaftsmodell die Existenz einer dominanten Kultur zulässt, zum Thema gemacht werden. Folgt man der soziologischen Annahme, dass moderne Gesellschaften funktional differenziert sind, das heißt, dass es Teilsysteme gibt wie Wirtschaft, Politik, Recht, Bildung, Wissenschaft und Religion, die sich wiederum je nach Aufgabenbereich bzw. Funktionen unterscheiden, so muss man die Bedeutung des Bildungssystems besonders hervorheben. Denn unsere Sozialisation erfolgt größtenteils durch das Bildungssystem, sei dies an den Schulen, Ausbildungsstätten oder auch an Universitäten. Eine genaue Betrachtung des Bildungssystems in seiner Struktur führt zweifelsohne dazu, dass sich die eingangs gestellte Frage ziemlich schnell erübrigen kann. Denn allein in den Selektionskriterien der Curricula, wie sie an Schulen und Universitäten unterrichtet werden, ist eine eindrucksvolle Antwort beschlossen. Wie kommt die Auswahl der Curricula überhaupt zustande? Ist die deutsche Gesellschaft wirklich kulturell neutral? Es steht schon außer Frage, dass Aristoteles, Kant oder Machiavelli weniger Produktives zur Geschlechterfrage gesagt haben dürften, als Simone

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Keine Nachrichte sind nicht immer gute Nachrichten

Die Aufmerksamkeit war groß, als im vergangenen Herbst immer mehr Menschen versuchten, in die EU zu gelangen. Doch das belarussische Militär hinter und polnische Grenzsoldaten vor ihnen, ermöglicht(e) ihnen kein einfaches Weiterkommen. Hilflos, schlaflos und zum Teil traumatisiert stecken sie noch immer in den Wäldern fest – nur, dass seit Monaten kaum noch darüber berichtet wird und der nächste Winter schon in den Startlöchern steht. „Fast immer war es das Erste, was alle Helferinnen und Helfer lernen mussten zu behandeln“, erzählt Ana*. Auch sie. Gemeint ist der Immersionsfuß, auch Schützengrabenfuß genannt, den man eigentlich aus dem ersten und zweiten Weltkrieg oder aus Zeiten, als die USA in Vietnam Krieg führte, kennt. Tage und Wochen, Kilometer zurückgelegt, in den immer gleichen, durchnässten Schuhen – im feuchten Gewebe und kleineren Wunden nisten sich Bakterien und Pilze ein. Dies führt zu schlimmen Entzündungen und im schlimmsten Fall zum Tod. „Die wenigsten unserer Ärzt*innen wussten anfangs, was zu tun ist, weil sie keine Erfahrung damit hatten“. Ana ist Polin und wohnt nur wenige Kilometer von der belarussischen Grenze entfernt im Osten des Landes. Seit letztem Herbst hilft sie Menschen, die auf ihrer Flucht in den sumpfigen Grenzwäldern von Polen feststecken. Sie verfüge mittlerweile über ziemlich fundiertes medizinisches Wissen. Der Immersionsfuß sei die häufigste Verletzung, die sie behandeln müsse. „Jetzt, wo die ganze Welt Richtung Ukraine blickt, fehlen uns die Zeugen“ Auf die Frage, was sich seit dem Ukrainekrieg an der polnischen EU-Außengrenze zu Belarus geändert hat, antwortet Ana zunächst, „nichts“, und lacht. Sie meint damit, dass nach wie vor Menschen versuchen, von Belarus in die EU zu gelangen. Nach wie vor irren sie Tage oder Wochen umher, können nicht vor und nicht zurück. Nach wie vor gibt es weder Unterstützung vonseiten Polens noch der EU oder den großen Hilfsorganisationen. Dann fügt sie hinzu „Seit

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Obdachlosigkeit

Wohnungs- und Obdachlosigkeit — ein Überblick

417.000 Menschen …sind wohnungs- oder obdachlos (laut Schätzungen der BAG W, 2020). Nur Menschen in sozialen Noteinrichtungen wurden in die Schätzungen einbezogen. Es fehlen also Menschen, die wohnungslos sind und keine Hilfsangebote aufsuchen. Die realen Zahlen sind also deutlich höher. Ab 2022 will die Regierung die Zahlen in einem Wohnungslosenbericht erfassen. Die Worte „obdach-“ und „wohnungslos“ bedeuten nicht das Gleiche Wohnungslosigkeit ist der übergeordnete Begriff, Obdachlosigkeit ist dagegen eine Art der Wohnungslosigkeit. Zahl der wohnungslosen anerkannten Geflüchteten sinkt Die Zahl liegt bei ca. 161.000 Menschen. (Jahresgesamtzahl). Von 2018 bis 2020 konnte ein Rückgang der Wohnungslosigkeit anerkannter Geflüchteter von 64 Prozent festgestellt werden. Laut BAG W sei dieser Rückgang mit dem Rückgang der aufgenommen Geflüchteten seit 2017 erklärbar. Wohnungslosigkeit, Migration und Rassismus können zusammenhängen Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte werden bei der Wohnungssuche diskriminiert – wegen ihres Namens, ihres Aussehen und/oder Staatsangehörigkeit. Außerdem haben sie einen schlechteren Zugang zum Arbeitsmarkt und dadurch schlechtere Chancen auf dem Wohnungsmarkt. Zahl der wohnungslosen Menschen steigt Die Anzahl der Wohnungslosen im Wohnungslosensektor (alle Betroffene exklusive Geflüchtete) ist nach Schätzung der BAG W von 237.000 (2018) auf 256.000 (2020) gestiegen, insgesamt um 8 Prozent. Da viele Hilfsangebote coronabedingt schließen mussten, ist die tatsächlich Zahl der wohnungslosen Menschen vermutlich höher. Anteil wohnungsloser Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit steigt 2009 hatten 70% der wohungslosen Menschen die deutsche Staatsangehörigkeit. 2018 lag der Anteil bei 36%. Diese Zunahme an wohnungslosen Menschen mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit ist durch die steigenden Zahlen von Geflüchteten bedingt. Männer sind besonders häufig von Wohnungslosigkeit betroffen Laut der Befragung obdachloser, auf der Straße lebender Menschen und wohnungsloser, öffentlich-rechtlich untergebrachter Haushalte in Hamburg waren 2018 1.057 Männer, 251 Frauen und sieben nicht-binäre Menschen wohnungslos. Besonders hoch ist der Anteil obdachloser Menschen aus Osteuropa In Hamburg lag 2018 der größte Anteil obdachloser Menschen mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit mit 62% bei Menschen

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Ajda Omrani
Ajda hat einen Master in Medienwissenschaft der TU Berlin und arbeitet seit 2018 in einer Event- und Kommunikationsagentur. Sie reist viel, würde am liebsten die ganze Welt erkunden. Ihre zweite Leidenschaft ist Schreiben. Bei Kohero unterstützt sie Menschen mit Fluchtgeschichte beim Schreiben.

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