Ich weiß nicht, wo Herr Steingart gesehen hat, dass die Integration noch nicht funktioniert. Wie hat er seine Meinung gebildet? Vielleicht hat er sehr viel Bild- Zeitung gelesen und kann deswegen nicht die Seite von Integration sehen: Wie zum Beispiel viele Ex Geflüchtete versuchen, den neuen Geflüchteten zu helfen.
Bei #Hartaberfair wurde gestern Raum für Rassismus geschaffen und Menschen auf der Flucht in “gute Geflüchtete” und schlechte kategorisiert. Damit haben sie ihrem Titel als Preisträger der #GoldenenKartoffel alle Ehre gemacht.//t.co/qlToKyY44S
— Neue deutsche Medienmacher*innen (@NDMedienmacher) March 1, 2022
Ein Vergleich der Kriege ist falsch
Herr Hans-Lothar Domröse hat vielleicht vergessen, dass er als der pensionierte deutsche Natogeneral viele Syrer enttäuscht hat. Denn sie haben diesen Menschen nicht mal Waffen gegeben und sie haben die Korruption in Afghanistan unterstützt. Enttäuschend war auch als er gesagt hat: „Wehrfähige, starke Männer, die eigentlich ihr Land verteidigen sollten“. Nun, so Domröse, sei ja zum Glück das Gegenteil der Fall: Ukrainische Männer würden ihre Heimat gegen die russischen Truppen verteidigen, unter anderem mit Stinger-Raketen „aus dem Keller“, während die „Frauen, Mütter und Kinder“ gehen.
Ich finde, das zeigt doch wie wenig er verstanden hat von den Kriegen in Afghanistan, Irak oder Syrien. Die ukrainischen Männer kämpfen für ihre Rechte und Freiheit und gegen einen fremden Diktator.
Hier möchte ich nicht auf das Argument antworten, und warum das falsch ist und keinen Sinn macht. Viele Leute haben diese unrichtigen und nach Steinzeit klingenden Vergleiche auf social Media kritisiert. Oder wie Emran Feroz in Übermedien die Geschichte analysiert und schreibt, warum diese Vergleich falsch ist.
Willkommenskultur ist ein großer Teil der Deutschen Gesellschaft:
Am letzte Sonntag bekam ich eine Nachricht in einer Gruppe von Ehrenamtlichern, die in der Willkommenskultur aktiv waren. Es geht darum auf einer Plattform Deutsche aufmerksam zu machen, die ein freies Bett für ukrainische Geflüchtete haben. Als ich diese Nachricht gesehen habe, habe ich gesagt: „Das ist das Ergebnis der Willkommenskultur.“
So wie viele von euch den September 2015 erlebt haben, als Frau Dr. Merkel die Grenze für viele Geflüchtete offen gelassen hat, und auch später dazu sagte: „Die Würde des Menschen ist unantastbar – das gilt ja nicht nur für Deutsche“. Viele Journalist*innen haben damals davon berichtet, wie viele Deutsche am Hauptbahnhof waren und den Geflüchteten helfen und sie unterstützen wollten. Und viele haben ein Schild getragen, auf dem nur Willkommen stand.
Diese Bewegung wurde danach Willkommenskultur genannt und wird eine Deutsche Marke wie Auto oder Bier.
Ich werde diese Bewegung nicht vergessen. Sie hat nicht nur Geschichte geschrieben, sondern wir werden immer ihre Einflüsse auf die deutsche Gesellschaft und auch auf andere europäische Gesellschaften spüren und vielleicht mit anderen Bildern sehen.
Ich bin einer von mehr als 1,8 Million Menschen, die viel von diesen Ehrenamtlichen unterstützt wurden. Und ich sage immer, sie haben die Integration ermöglicht.
Projekte und Netzwerke in der Willkommenskultur
Wegen dieser Bewegung haben viele Ehrenamtliche ihre Projekte und Netzwerke ausgebaut, und haben große Bewegung in die deutsche Gesellschaft gebracht. Diese Bewegung hat vielen Deutschen die Welt nach Hause gebracht.
Die gleichen Leute werden und möchten jetzt auch den europäischen Geflüchteten helfen. Nicht weil sie weiß sind und blaue Augen haben, oder weil sie Kreuze auf ihrer Brust tragen, sondern weil sie einfach Menschen helfen möchten, weil sie Helfer und Unterstützung brauchen.
Wenn man die Gruppe, die damals auf Facebook als Willkommenskultur von Ehrenamtlichen gegründet wurde, heute liest, kann man verstehen, was ich jetzt meine. Viele der ehemaligen Ehrenamtlichen nutzen die Projekte, die es noch gibt. Wegen ihrer Willkommenskultur können und wollen sie die Kontakte wieder aufbauen und sehen, wie sie den neuen Geflüchteten helfen können. Das gilt z.B. von Kleidung, Essen, Platz schaffen, aktuelle Infos über Corona und Impfung bis ….
Aus Erfahrung lernen
Nicht nur das, sondern viele Ehrenamtliche habe viel Erfahrung gesammelt und wissen, wo die Fehler in der Struktur oder auch bei den Behörden liegen. Lange Zeit haben sie die Stadt kritisiert und sich mit vielen Politiker*innen getroffen. So konnten die Stadt und die Behörden erzählen. Sie haben viele Petitionen unterschreiben.
Und jetzt kann die Stadt auch umsetzen, was die Ehrenamtlichen damals gesagt haben. Zum Beispiel hat hamburg.de innerhalb von vier Tagen eine Seite für Ukrainisch geschaffen.
Natürlich lauft nicht alles perfekt und natürlich hören die Behörden nicht immer auf die Ehernamtlichen. Es werden auch noch viele Fehler gemacht, weil die Behörden oft sehr langsam und kompliziert sind. Wir sollten und können auch immer weiter kritisieren zum Beispiel, dass das Zentrum in Rahlstedt sehr abgeschlossen und schwer zu erreichen ist. Das hilft nicht die Integration.
Leben in einer neuen Welt
Zurück zum Anfang meines Artikels: Das ist der Grund, weswegen ich die Antwort der älteren Herren falsch finde, die für die meisten als typisch Deutsch gesehen werden. Denn sie haben keine Ahnung von dieser Willkommenskultur und den sechs Milionen Ehrenamtlichen. Die Diskussionen und Fragen sind immer gut und machen unserer Demokratie gesund. Deswegen möchte ich auch für viele sagen, dass wir in 2022 leben.
Wegen Corona, Social Media, Digitalisierung, den neue Medien, und der Umwelt- Herausforderung leben wir richtig in einer globalen Welt. Egal, ob die Kriege in Europa oder in Syrien sind, sie werden das Leben für alle Menschen verändern. In welcher Art und Weise spielt dabei keine Rolle. Deswegen gucken die hilfsbereiten Menschen nicht auf Hautfarbe oder Religion, sondern auf menschliche Werte. Das ist, was uns die Demokratie in kurzer Zeit beigebracht hat. Ich weiß nicht, warum viele weiße und westliche Herren das nicht gelernt haben.
Auch viele junge Menschen kritisieren auf Social Media den Vergleich zwischen der jetzigen Situation und der Situation von 2015. Ich bitte sie nicht zu vergessen, dass es mehr als 6 Millionen Ehrenamtliche sind und waren, die die Willkommenskultur geschaffen haben. Sie sind ein großer Teil der vielfältigen deutschen Gesellschaft. Und nicht alle Europäer*innen denken so, wie die typisch deutschen Fernsehgäste.
Aus der Sicht eines Ex-Geflüchteten
Am Ende möchte ich auch für uns als Ex- Geflüchtete sagen, dass wir auch ein Teil dieser vielfältigen Gesellschaft sind. Wir sollten auch den neuen Geflüchteten helfen. Jeder und jede wie er oder sie kann. Denn wir können besser verstehen, was es bedeutet, wenn Menschen sitzen und auf die Helfer*innen warten, wenn man von einem Tag auf den anderen sein Leben, die Heimat, die Familie verlassen muss. Das verbindet uns und diejenigen, die uns helfen und denen wir helfen.