Eine Nachricht an Österreich

Alaa Aldin Alkhatib ist Ingenieur und stammt aus Syrien. 2004 kam er nach Österreich, um als Energiestrategie-Planer und energiewirtschaftlicher Modellierer zu arbeiten. Seither wohnt er dort und richtet sich nun aktiv an seine Mitmenschen.

Flüchtlinge sagen Danke

Mit der Facebook-Aktion „Eine Nachricht an Österreicher“ bedankt er sich bei Österreich und lädt Flüchtlinge aus dem ganzen Land dazu ein, mitzumachen. „Es ist eine Art Unterschriften-Aktion. Jeder Geflüchtete kann mit seinem Namen und seinem Aufenthaltsort kommentieren, um seine Solidarität und seinen Dank zu zeigen.“, so Alaa. Bisher sind knapp 800 Flüchtlinge seinem Aufruf gefolgt.

Wir sind keine Nummern

Sein Appell lautet: „Wir sind keine Terroristen. Sehen Sie uns als Menschen und nicht als Nummern. Wir sind hier, um in Frieden zu leben. Fernab von politischen Kämpfen und Krieg. Lassen Sie uns zusammenarbeiten und zusammenleben als Menschen.‎“

Ein Brief an alle

Hier die Nachricht von Geflüchteten für Österreich:

Unsere österreichischen Brüder und Schwestern:

‎„Wir“ sind die Flüchtlinge, im Land der Schönheit und die Liebe Österreich.‎

‎„Wir“‎ wollen euch sagen: Danke von ganzem Herzen.‎

Herzlichen Dank für alles, was ihr uns gegeben habt.‎

Herzlichen Dank für die Liebe und die Sympathie.‎

Herzlichen Dank für die finanzielle Unterstützung, die soziale Sicherheit, ‎und die kostenlose Ausbildung.‎

Herzlichen Dank, weil ihr unsere Kinder umarmt habt; weil ihr unseren ‎Kindern die Schule und die Gesundheitsversorgung gegeben habt; weil ihr ‎unseren Kindern die Hoffnung für eine glänzende Zukunft gegeben habt.‎

Herzlichen Dank, weil ihr unsere Menschlichkeit, unsere Würde, unsere ‎Freiheit, unsere Überzeugungen, unsere Sitten und unsere Kultur ‎respektiert habt.‎

Herzlichen Dank, weil ‎„wir“ ‎in eurem Land finden, was ‎„wir“ ‎in unseren ‎Ländern verloren haben.‎

Herzlichen Dank, weil ihr beweist, dass die Werte der Menschenrechte ‎Moral, Praxis und Wahrheit sind.‎

‎„Wir“ ‎wollen euch erzählen:‎

‎„Wir“ ‎haben uns nicht entschieden, aus unserem Land zu fliehen. ‎„Wir“ ‎‎waren inmitten von einem extrem harten Kampf in unserem Land, ‎„wir“ ‎‎waren gezwungen, unsere Häuser und Träume zu verlassen.‎

‎„Wir“ ‎sind nicht in euer Land geflüchtet, um euer Geld zu nehmen, ‎ohne Arbeit zu einzusetzen. ‎

‎„Wir“ ‎wollen arbeiten, studieren, uns freuen und unsere Kinder erziehen. ‎

‎ „Wir“ ‎wollen etwas zurückgeben, das ihr uns gegeben habt.‎

‎„Wir“ ‎respektieren euch als Menschen, ‎respektieren euer Land, eure ‎Gesetze, euer System, eure Werte und eure Kultur. ‎

‎„Wir“ ‎sind menschlich, die meisten von uns wollen Sicherheit, Frieden und ‎Ruhe. ‎

Am Morgen wollen „wir“ ‎ zu unseren Nachbarn lächeln, wenn ‎„wir“ ‎zu ‎unserer Arbeit gehen und am Nachmittag die warme Sonne mit unseren ‎Kindern und Freunden zu genießen.‎

‎„Wir“ ‎wollen von euch lernen, und ‎„wir“ ‎wollen, dass ihr von uns lernt. ‎

‎„Wir“ ‎wollen eure Kultur und Werte nicht bedrohen, aber ‎„wir“ ‎wollen mit euch positiv interagieren.‎

‎„Wir“ ‎wollen mit euch und uns abklären:‎

‎„Wir“ ‎sind nicht Nachrichten in den Zeitungen und den Medien, ‎„wir“ ‎sind ‎weder Zahlen noch Daten.‎

Würden ihr uns bitte nicht stereotypieren. Menschen machen das ‎– Stereotype gegen einander zu erzeugen, für eine sehr lange Zeit, lasst uns damit ‎aufhören.‎

‎„Wir“ ‎sind kein Stereotyp von armen Ungebildeten und Rückwärts-Gerichteten.‎

‎„Wir“ ‎sind keine Stereotyp von Al-Qaida Terroristen, von islamistischer ‎Fanatikern, von sexuellen Belästigern oder von chaotisch gleichgültigen Menschen.‎

‎ „Wir“ ‎sind weder perfekte Menschen noch Propheten.‎

‎„Wir“, wie „ihr“, sind Menschen, die Propheten, den Geist, die Liebe und ‎das Gute sind in uns selbst, weit mehr als das Übel.‎

‎„Wir“ ‎wollen „denen“ sagen:‎

‎„Wir“ ‎sind keine politische Karten in den Machtkämpfen, ‎„wir“ ‎sind ‎Menschen und haben auch Namen.‎

‎„Wir“ ‎wollen weder Europa islamisieren, noch es stehlen, ‎„wir“ ‎sind ‎Menschen and haben auch Herzen.‎

‎„Wir“ ‎wollen „jene“ daran erinnern:‎

‎Weder „wir“ ‎haben die Finanzkrise im Jahr 2008 verursacht, noch die ‎Menschen in Europa.‎

Weder „wir“ ‎haben die Arbeitslosigkeit verursacht, die sich nicht vor noch ‎nach unserer Ankunft änderte oder die Menschen in Europa.‎

Weder „wir“ haben die Verlangsamung der europäischen Wirtschaft ‎verursacht, noch die Menschen in Europa.‎

Weder „wir“ ‎sind diejenigen, die es versäumten, das europäische ‎Gesundheits- und Sozialversicherungssystem zu schützen, noch die ‎Menschen in Europa.‎

Weder „wir“ ‎sind diejenigen, die Hass unter den Völkern säen wollen, ‎noch Menschen in Europa.‎

Weder „wir“ ‎träumen davon, in Elendsviertel am Rande der europäischen ‎Städte zu leben, noch die Menschen in Europa akzeptieren das.‎

Weder „wir“ ‎sind derjenigen, der Waffen herstellen und verkauften, ‎niemand, der die Medien besitzt und falsche Informationen verbreitet, ‎noch die europäischen Völker.‎

‎„Wir“ ‎sind nicht diejenigen, die die Umwelt verschmutzen, noch die ‎Menschen in Europa.‎

Freunden, ‎„wir“ sagen ‎euch:‎

‎„Wir“ ‎glauben, dass diejenigen, die nicht den Menschen danken, nicht Gott ‎danken, also danken ‎„wir“ ‎euch.‎

Lassen uns zusammenarbeiten und zusammenleben als Menschen, ohne ‎‎„wir“ und „ihr“.‎

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