In Syrien, wo ich aufwuchs, hatten wir weniger Ressourcen und die Situation ist aktuell immer noch so. Ein Auto zu haben war eine Art von Luxus. In den Urlaub zu fliegen, kam für viele Menschen nie in Frage. Milchprodukte, Obst und Gemüse waren meistens nicht verpackt, also gibt es auch weniger Abfall aus Kunststoff. Atomkraftwerke gibt es dort nicht. Es gab fast immer Mangel an Energieträgern, wie Strom. Viele Syrer würden gerne mehr Geld sparen und sich später eine Wohnung anschaffen, statt viel zu verbrauchen. Daher war das Thema Nachhaltigkeit und weniger Konsum selbstverständlich, aber aus puren finanziellen Gründen.
Nachrichten aus Europa und den USA
Man hörte das Wort CO2 Emissionen nur, wenn man Nachrichten aus Europa oder den USA gehört hatte. Und wenn man in einer kleinen Stadt oder in einem Dorf lebte, erfuhr man kaum davon.
Ich selbst habe damals durch die BBC oder andere Rundfunkdienste auf Englisch darüber erfahren. Da ich in einer anderen Welt lebte, konnte ich das Problem jedoch nicht richtig wahrnehmen. Wer Englisch nicht beherrscht, dem werden diese Themen kaum zu Ohren kommen.
Welche Priorität?
Andererseits litten viele Menschen im Nahen Osten unter den tyrannischen Regierungen und der Armut. Dort mussten viele um ihre Lebensmittel kämpfen. Und wenn man andauernd mit einer gegenwärtigen Gefahr und Instabilität konfrontiert wird, kann man langfristige Gefahren nur schlecht wahrnehmen.
Ich muss noch sagen, dass ich, obwohl ich nun in Deutschland in Sicherheit lebe, großes Mitgefühl für die Menschen, die in Beschränktheit und ohne Freiheit leben müssen, empfinde. Aus diesem Grund ist es für mich eine höhere Priorität diese Menschen zu unterstützen, als gegen Kohleverbrauch zu protestieren. Wahrscheinlich benehme ich mich so, weil ich diese Umstände überlebte und ich weiß, wie schlimm sie sind.
Europa und der Klimaschutz
Jemand, der viel Zeit in Entwicklungsländern verbracht hat, stellt fest, dass der Wohlstand Deutschlands nicht selbstverständlich ist. Und wenn Deutschland mit seiner Klimapolitik noch strenger wäre, würden viele Fabriken Deutschlands nach China oder in andere Länder auswandern. Deswegen macht es mir Sorgen, dass Westeuropa, insbesondere Deutschland, seine Industrie und Prosperität langsam abbaut, während andere Länder, wie China, diese Lage ausnutzen.
Ich bin der Auffassung, dass solche Maßnahmen unter einer globalen Kollaboration beschlossen werden sollten. Ich gebe zu, dass Westeuropa eine Führungsposition beim Thema Klimaschutz hat und ein Vorbild sein soll. Jedoch sollte Europa seine Position in der Führung der freien Welt behalten.
Gotteswille
Ein anderer Grund, weshalb viele Menschen aus anderen Teilen der Welt sich nicht dafür interessieren, liegt meiner Meinung nach an manchen Gedankenmustern. Manche gläubige Menschen verlassen sich auf Gott für Themen, die ihnen zu komplex erscheinen. Gott kümmert sich um die Welt und das wird für immer so bleiben. In den letzten Jahren war Syrien öfter von Dürren betroffen. Das ist Gotteswille, weil die Menschen nicht ausreichend Gutes getan haben. Viele beteten einfach zu Gott, damit er Regen schickt. Diese Gebete wurden oft sogar von der Regierung organisiert. Andere Menschen denken, dass das Thema Klimawandel nur ein Teil der Verschwörungstheorie ist, egal wie viele Studien es darüber gibt.
Fazit
Also, wie oben schon erwähnt, interessiere ich mich doch für das Thema Klimaschutz und ich glaube auch, dass wir nicht genug tun, um die Gefahr zu minimieren. Ich selbst fahre meistens mit dem ÖV in Kombination mit dem Rad. Ich habe kein Auto. Ich versuche, auf das Fliegen zu verzichten. Ich trenne gezielt meinen Müll und kaufe gerne nachhaltige Produkte. Also, Umweltzerstörung sehe ich auch als ein wichtiges Thema, liegt aber nicht an der Spitze meiner Prioritätenliste, sondern unbedingt drin.
Einen Artikel aus unserer Redaktion zum Thema Klimaaktivismus findest du hier.
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