Von der Vision zur Partizipation

In den letzten Jahren hat sich die Anzahl der Flüchtlinge weltweit mehr als früher verdoppelt. In vielen Ländern ist die Partizipation dieser Menschen ein viel diskutiertes Thema. Warum ist es für Asylsuchende und Flüchtlinge wichtig, sich in politische Prozesse einzubringen?

Syrische Demonstration in Hamburg Foot: Nasser Alzayed

Die Notwendigkeit der Beteiligung der Flüchtlinge an allen gesellschaftlichen und politischen Aktivitäten ist heutzutage in allen Gesellschaften anerkannt. Partizipation ist ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Entwicklung und des Selbstvertrauens, der Initiative, des Stolzes, der Aktivität, der Verantwortung und der sozialen Zusammenarbeit. Natürlich ist es wichtig, sich Grundbedürfnissen anzunehmen wie denen nach Nahrung, Unterkunft, Sicherheit, Bekleidung und medizinischer Versorgung. Allerdings beschränken sich fast alle Debatten zurzeit auf die humanitären, sozialen und wirtschaftlichen Aspekte von großen Migrationsströmen.

Tatsächlich muss die Struktur der Flüchtlingsbeteiligung in der Gemeinde von Schlagworten und begrenzter Beteiligung in echte Beteiligung umgewandelt werden. Sie sollte darauf abzielen, Kapazitäten in allen Bereichen der Gesellschaft aufzubauen, die Flüchtlinge zu stärken, wobei die Rolle und das Ausmaß der aktiven Flüchtlinge besonders hervorzuheben sind.

Öffentliches Bewusstsein und soziale Verantwortung

Darüber hinaus müssen die Flüchtlinge auch über ein ausreichendes öffentliches Bewusstsein und eine gute soziale Verantwortung verfügen, um der Gesellschaft anzugehören. Das ist wichtig für den Prozess des Einfühlungsvermögens und des Denkens.

Aus diesem Grund sollte jedes wirksame Partizipationsprogramm ein geeignetes Programm zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit beinhalten. Die Flüchtlinge sollten sich angemessen über das Thema informieren können, an dem sie teilnehmen.

Ich bin der Meinung, dass die Demokratie gelingt, wenn wir diesen Weg miteinander gehen können. Partizipation und Integration von Geflüchteten, Initiativen zur Qualifizierung und Vernetzung sollten von Staat durchgeführt und gefördert werden. Die Flüchtlinge sind nun in der Lage, die Sprache zu sprechen, auf eigenen Füßen zu stehen und sich an Demokratie zu beteiligen. Heißt das, wir gehen alle zusammen Schritte zur Selbstorganisation und bringen uns in politische Prozesse ein?

Visionen für ein gutes Leben motivieren zum Mitmachen

Geflüchtete und Migrant*innen können und wollen aktiv Einfluss auf ihre Lebensbedingungen nehmen. Davon künden ihre Visionen und Wünsche für ein besseres Leben, die sie mit dem Aufnahmeland verbinden. Der Staat hat für das Thema viel investiert und führt momentan viele Projekte dazu in Deutschland durch.

Dazu möchte ich ein Beispiel geben: Das Bundesfreiwilligendienst- Programm (BFD) ist ein perfektes Programm und ein guter Einstieg für geflüchtete Menschen in den Arbeits- und Demokratie-Prozess. Durch diese Freiwilligenarbeit können viele Flüchtlinge ihre Hoffnung auf einen Einstieg in verschiedene Arbeitsbereiche, besonders auch im Bereich Kultur und Medien, weiterentwickeln und eine Tür zu Demokratie und Partizipation öffnen.

Aktive Teilhabe und Selbstwirksamkeit

Es gibt ein ganz neues Projekt „m_Power Frame“ beim Eidelstedter Bürgerhaus. Das Projekt ermutigt die Bewohner*innen in zwei Flüchtlingsunterkünften in Stadtteil Eidelstedt zur aktiven Teilhabe und unterstützt sie dabei, ihre Selbstwirksamkeit und ihr gesellschaftliches Mitgestaltungspotenzial zu entdecken und umzusetzen. Das heißt: Sie werden gestärkt, ihre legitimen demokratischen Belange zu formulieren. Durch das Projekt werden die Flüchtlinge an der Gesellschaft beteiligt und lernen, ihre internen Konflikte auf diesem Weg zu lösen.

Das Ziel des Projektes, nämlich die Mitbestimmung bei politischen Prozessen, erzeugt das Gefühl, ein aktiver Teil einer Gesellschaft zu sein und dazuzugehören. Ich weiß, dass es lange dauert, bis Flüchtlinge sich wirklich in den politischen Prozess in Deutschland einbringen können. Aber ich bin überzeugt: Sie sollten ihre Meinungen und Prespektiven irgendwann in Deutschland selbstständig vertreten und sich so am Demokratieprozess beteiligen.

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Joelle Pianzola und Moritz Marbach sitzen in einem Konferenzzimmer

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Autorengruppe
Homayoon hat Literatur in Afghanistan studiert und nach der Uni eine Weiterbildung im Bereich Management gemacht. Er arbeitete als Projektleitung bei einer Internationalen Organisationen. Seit fast vier Jahren ist er in Deutschland. Hier hat er in vielen sozialen und Integrationsprojekte mit geflüchteten Menschen gearbeitet. Momentan ist er als Projektleitung (m_Power Frame Projekt) für das Eidelstedter Bürgerhaus tätig.

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