Begriffe, die wir alle kennen, ja klar, unser „Wohlstand“, den wir uns hart erarbeitet haben. Natürlich gibt es auch Armut in der Welt, aber meist in den „unterentwickelten“ Ländern, wo oft korrupte Regime regieren. Selbstverständlich gibt es Lobbyverbände, die die Interessen der Industrie vertreten und unsere Arbeitsplätze sichern. Nur so kann uns unser Wohlstand erhalten bleiben.
Ist das so?
Der „Wohlstand“ existiert nur für einen kleinen Teil der Weltbevölkerung. Begonnen hat alles mit der Kolonialisierung der südamerikanischen Länder und dehnte sich letztlich auf alle Kontinente aus. Das Luxusleben der wenigen gefährdet die Existenz der meisten auf diesem Globus.
Zum 27. Mal kommen ca. 190 Staaten aus allen Regionen der Erde in Scharm ElScheich zur UN-Klimakonferenz zusammen. Worum geht es?
Es geht darum, dass wir unser Leben im Wesentlichen so fortführen können, wie wir es gewohnt sind, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Wir versprechen den Ländern Ausgleichszahlungen und dass wir unsere erneuerbaren Energien schnell ausbauen, gleichzeitig kündigt Olaf Scholz dem Präsidenten vom Senegal eine enge Zusammenarbeit bei der Gasförderung an.
Wie passt das zusammen? Gar nicht! Hier stecken wieder Lobbyinteressen dahinter. Ach ja, wir müssen unseren „Wohlstand“ erhalten.
Dieses Denken ist eines aus dem 20. Jahrhundert und hat in diesem Jahrhundert ausgedient. Wir können nicht weiter die Länder des globalen Südens ausbeuten, um unser Leben so weiterzuleben wie bisher.
Die Probleme sind alle bekannt und die Technologien, mit denen wir sie lösen können, ebenfalls. Die Klimaziele von Paris sind nicht mehr zu erreichen, denn dafür hätte es in allen Industriestaaten der Welt mehr Tempo bei der Transformation von den Fossilen zu den erneuerbaren Energien bedurft.
Eine neue Sinnhaftigkeit
So weit der etwas längere Vorspann! All diese Dinge, die ich in diesem Vorspann beschrieben habe, führen zu Armut und Migration in großen Teilen unserer Welt. Kein Mensch verlässt seine Heimat freiwillig, wenn es ihm dort gut geht und er in Frieden und „Wohlstand“ leben kann. Mit Wohlstand habe ich hier nicht das Gleiche gemeint, was ich im Vorspann gemeint habe.
Ab hier werde ich das Wort mit einer neuen Sinnhaftigkeit verwenden. Dieses Wort wird auch in unserer Gesellschaft in der kommenden Generation seine Bedeutung verändern, weil sich das Denken verändert. Geflüchtete berichten meistens von Krieg, Armut und der Klimakrise. In Afrika gab es Landstriche, da konnten Landwirte ihre Tiere weiden lassen und gut davon leben, dann fielen diese Gebiete der Klimakrise zum Opfer, es regnet nur selten, der Grundwasserspiegel sinkt immer weiter ab.
Es sind die Länder, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, dennoch sind sie die Leidtragenden. Das andere Extrem sind Hochwasser und Überflutungen durch Starkregen. Schreibe ich hier Neuigkeiten?
Natürlich nicht! Wohlstand sollte auf der Welt gerechter verteilt werden. Kinder sollen zur Schule gehen dürfen, anstatt Edelmetalle und seltene Erden aus dem Elektroschrott sammeln zu müssen. Ja, ich weiß, dass es eine gerechte und gute Welt auf absehbare Zeit nicht geben wird, aber sollten wir dieses Ziel nicht trotzdem im Auge behalten und danach unser Leben ausrichten. Stattdessen leben wir schneller, größer, reicher und neuer.
Geflüchtete vor Krieg und den Folgen der Klimakrise
Braucht man noch eine fünfte Million, um überleben zu können? Muss es unbedingt das größte und schnellste Auto sein, wobei Autos mit Verbrennungsmotor sowieso bald obsolet sein werden? Müssen wir immer die neueste Mode tragen? Das Kleid vom letzten Jahr ist noch tadellos. So könnte ich noch viele weitere Fragen stellen, gleichzeitig haben die Menschen im globalen Süden oftmals nicht genug zu essen, damit ihre Kinder und sie selbst am Tag satt werden.
Deutschland und alle anderen Industrieländer haben eine Bringschuld gegenüber den Menschen, die vor der Klimakrise vom afrikanischen Kontinent über das Mittelmeer fliehen. Es ist eine Schande, dass die EU-Nationen von ihren „Werten“ reden, aber das Gegenteil von dem praktizieren, womit sie sich in der Welt brüsten.
Wir müssen diesen Menschen eine Perspektive bieten, damit sie hier ein neues Leben beginnen können. Sie könnten die Fachkräfte und Lehrer:innen von morgen sein, deren Mangel wir ja täglich in den Medien beklagen. Kommen wir nun zu den Erfolgsgeschichten, die es auch gibt.
Sie werden von syrischen und afghanischen Schüler:innen, die mit Bestnoten ihr Abitur machen und anschließend hier studieren, geschrieben. Dabei will ich nicht die Frauen und Männer vergessen, die hier noch einmal eine Ausbildung absolviert haben, ich habe solche Menschen kennenlernen dürfen. Sie kamen aus Syrien, Afghanistan und dem Iran.
Das sind die Dinge, die selten bis gar nicht in den öffentlichen Medien oder anderswo auftauchen. Es bleibt noch viel zu tun, aber wenn diese Menschen bei uns als Neubürger:innen ankommen, dann sind sie eine Bereicherung für unsere Gesellschaft, die sich verändern wird und auch schon verändert hat. Ihre Kultur kennenzulernen ist spannend und man kann gleichzeitig Vorurteile, diesowieso falsch sind, abbauen. Außerdem dient es auch dazu, Missverständnisse im alltäglichen Leben auszuräumen.
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