Bürger kämpfen gegen die Taliban
Bürger aus verschiedenen Provinzen kommen zusammen im Kampf gegen die Taliban: Sie erklärten, dass sie den Soldaten zur Seite stehen werden, um die verlorenen Bezirke zurückzuerobern. Auch einige Politiker sagten es sei notwendig, dass die Bevölkerung zu den Waffen greift, um das Land zu verteidigen und zu sichern.
Durch den Fall der meisten Bezirke im Norden Afghanistans (von Kunduz und Takhar) ist die Vertreibung der Menschen gestiegen. Die meisten Menschen schlafen in Kabul unter freiem Himmel. Sie sagen, sie hätten im Krieg alles verloren und mussten aus ihren Häusern fliehen. Dutzende haben in Kabul Zuflucht gesucht. In den letzten vier Tagen fielen fünf Städte den Taliban zum Opfer. Die Vertriebenen beschuldigen die Regierung, sich nicht um ihre Lage zu kümmern.
Kinder
Das Kinderhilfswerk UNICEF teilte in einer Erklärung mit, dass in den letzten 72 Stunden bei den anhaltenden Kämpfen in den Provinzen Kandahar, Khost und Paktia 27 Kinder getötet und 136 verwundet wurden.
„Das sind keine Zahlen. Jeder dieser Todesfälle und jeder Fall von körperlichem Leid ist eine persönliche Tragödie“, sagte der UNICEF-Gesandte in Afghanistan, Hervé Ludovic De Lys, in einer Erklärung. „Diese Kinder sind geliebte und lang ersehnte Töchter und Söhne, Brüder und Schwestern, Cousins und Freunde. Sie alle sind Kinder, deren Recht auf Schutz nach dem humanitären Völkerrecht von den Kriegsparteien missachtet wurde.“
UNICEF ist auch besorgt über Berichte, die sagen, dass bewaffnete Gruppen Kinder in den Konflikten rekrutieren. Und viele Kinder sind traumatisiert.
Viele Städte fielen an die Taliban
Am 9. August fiel die Stadt Aybak, Hauptstadt von Samangan, an die Taliban. Und weitere Städte wie Zarang, Hauptstadt von Nimruz, Sheberghan, die Hauptstadt der Provinz Jawzjan, Taloqan, die Hauptstadt von Takhar, Sar-e-Pul, die Hauptstadt der Provinz Sar-e-Pul, und jetzt Aybak, und Farah stehen unter der Kontrolle der Taliban. In Takhar herrscht seit 40 Tagen Krieg und es kam zu schweren Zusammenstößen. Die Sicherheitsorganisationen versichern der Bevölkerung jedoch, dass die Städte zurückerobert werden. Derzeit verstärken die Taliban den Druck auf Faizabad, Hauptstadt der nordöstlichen Provinz Badakhshan, Maimana, die Hauptstadt von Faryab, Pul-e-Khumri in Baghlan und Mazar-e-Sharif, Hauptstadt der Provinz Balkh.
Covid 19
Am 9.August 2021 meldete das Ministerium für Gesundheit 235 positive Fälle von COVID-19 von 1.505 getesteten Proben. Das Ministerium meldet 25 Todesfälle und 557 Genesungen von Covid-19 in den letzten 24 Stunden.
Reaktion der US-Botschaft in Kabul
Der Pressesprecher hat erklärt, „dass die afghanische Regierung die Ausbildung, die Ausrüstung und die Anzahl haben, um zu siegen. Jetzt ist der Moment für die Führung und den Willen angesichts der Aggression und der Gewalt der Taliban gekommen“, twitterte die US-Botschaft in Kabul. Mit diesen Worten zitierte sie den Sekretär des US-Präsidenten.
Die US-Botschaft verurteilte die Gewalt der Taliban. Sie rief zu einem dauerhaften Waffenstillstand und zur Teilnahme an Friedensverhandlungen auf, um das Leiden der Bevölkerung zu beenden.
Anschläge auf hochrangige Beamte
In Kabul wurde der Direktor des staatlichen Medien- und Informationszentrums, Dawa Khan Menapal, bei einem Anschlag von bewaffneten Männern ermordet. Die Taliban haben in einem Tweet die Verantwortung für den Anschlag übernommen. Sie haben außerdem vor weiteren Anschlägen auf hochrangige afghanische Beamte gewarnt.
Unterstützung für die afghanischen Streitkräfte
Am 07.August.2021 skandierten Millionen von Afghanen in Kabul und anderen Provinzen den Slogan Allahu Akbar, was so viel bedeutet wie „Allah ist der Größte“. Damit wollen sie ihre Unterstützung für die afghanischen Streitkräfte/Truppen im Kampf gegen die Taliban zeigen. Die Religionsgelehrten sagten, dass das Singen des Slogans Allahu Akbar das Böse von der Wahrheit trenne. Und dass dieser Slogan dazu beitragen werde, die Moral der nationalen Verteidigungskräfte zu stärken.
Autobombe
Am 04.August 2021 ging eine Autobombe in der Nähe des Hauses des Ministers für nationale Verteidigung in Shirpur Kabul hoch und endete mit Zusammenstößen. Der amtierende Minister berichtet, dass die Bombe ihn und seine Familie nicht verletzt, jedoch einige Personen seines Sicherheitspersonals verwundet hat.
Entführung
Die Taliban haben Nematullah Hemmat, den Leiter von Radio Bost in Helmand, aus dem Bezirk Nawa in der Provinz entführt. Als er sein Haus verließ, um seinen Dienst anzutreten, nahmen ihn die Taliban mit. Noch immer ist sein Schicksal unbekannt.
Anschläge auf Persönlichkeiten
Die Taliban haben den beliebten Komiker Khesha Jawan in der Stadt Kandahar erschossen. Sie griffen ihn an, bevor sie ihn töteten. Die sozialen Medien haben ein Video von ihm veröffentlicht. Seine Leiche wurde in Kandahar entsorgt. Der Minister bezeichnete die Ermordung Jawans als Verbrechen gegen die Menschlichkeit und als Feindschaft gegen Kunst und Künstler im Land.
Der Leiter von Sadai Paktia Radio und Staatsanwalt im Gefängnis von Bagram,Toofan Omari, wurde bei einem Anschlag in Kabul getötet. Ein Bewaffneter griff ihn an, als er mit seinem Kollegen nach Kabul unterwegs war. Nach Angaben von Quellen wurden in den letzten drei Tagen fünf Menschen bei gezielten Anschlägen in Kabul getötet.
Einnahme Kabuls durch die Taliban am 15.8.
Im Juli fielen viele afghanische Bezirke an die Taliban. Am 15. August kam es zum Sturz der Regierung, als Präsident Ashraf Ghani aus dem Land flüchtete. Stunden später übernahmen die Taliban die Regierung. Sie verkündeten ihre eigene Regierung, indem sie in den Präsidentenpalast eindrangen.
Nach der Machtübernahme durch die Taliban waren die Menschen schockiert und entsetzt. Alle eilten zum Flughafen von Kabul, um in die Flugzeuge der US-Streitkräfte zu gelangen und aus dem Land zu fliehen. Das Chaos am Flughafen führte auch zum Tod vieler Menschen.
Kurz nach der Machtübernahme hat der Taliban-Sprecher verkündet, dass alle wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren und ihrer Arbeit nachgehen können. Aber die Menschen sind immer noch verängstigt und niemand traut sich aus seinem Haus.
Evakuierung aus Kabul
Im Moment sind die Flüge vom Flughafen Kabul gestrichen. Einige Flüge, die von verschiedenen Ländern gechartert waren, konnten jedoch von Kabul aus starten. Mit dem ersten Flug brachten sie etwa 640 Menschen und einige weitere mit anderen Flügen ins Ausland.
Nur die US-Flugzeuge und die britischen haben es geschafft, die beteiligten Personen, das halbe Personal der Botschaften und die Bürger der USA, Großbritanniens und anderer Länder aus Kabul zu evakuieren. Auch viele afghanische Bürger*innen, die mit der NATO und den deutschen Truppen als Übersetzer*innen gearbeitet haben, und die afghanischen Angestellten, die mit den internationalen Organisationen, Botschaften, Journalist*innen und Menschenrechtsaktivist*innen gearbeitet haben wurden evakuiert.
Das deutsche Außenministerium erklärte, dass es nicht möglich gewesen sei, mehr Menschen im ersten Evakuierungsflug zu befördern. Es sagte aber, dass künftige Evakuierungsaktionen wahrscheinlich weniger chaotisch verlaufen würden.
Ein zweites Flugzeug verließ Kabul am Dienstagnachmittag mit mehr als 125 Menschen an Bord. Darunter befanden sich Deutsche, Afghanen und andere Staatsangehörige, sagte Außenminister Heiko Maas.
IMF untersagt Mittel
Der IMF hat Afghanistan den Zugang zu den Mitteln des Kreditgebers untersagt: Die Machtübernahme der Taliban und die Unklarheit innerhalb der internationalen Gemeinschaft über die Anerkennung einer Regierung in Afghanistan, haben dazu geführt, dass der IMF den Zugang zu den Mitteln gesperrt hat. Die Mittel waren Teil einer globalen Reaktion des IMF auf die Wirtschaftskrise.
Wer regiert Afghanistan?
Afghanistan könnte von einem Council regiert werden, dessen Autorität vom obersten Taliban-Führer Akhunzada bestimmt wird.
Der frühere afghanische Präsident Aschraf Ghani sagte am Mittwochabend in einem Video er sei gezwungen gewesen, das Land zu verlassen, um einen großen Komplott und eine Katastrophe zu vermeiden, an der die historischen Feinde Afghanistans beteiligt seien.
Einen Kommentar unserer Autorin zur Lage könnt ihr hier lesen.