3) Libanon und Syrien
Nun ist mein Vater erneut an Bord gegangen. Mit der MS Esperia geht es über Neapel und Alexandria nach Beirut, begleitet von Silbermöwen und Gelbschnabelsturmtauchern. Die Delfine, von denen Mitreisende berichten, hat mein Vater verpasst, sein ornithologisches Auge richtet sich ja mehr auf die Vogelwelt. Der wesentliche Unterschied des italienischen Schiffs zu den französischen: Der Wein ist nicht im Abendessen inbegriffen. Nach einem Samurai-Film, den er sehr lobt, schläft er „wie eine Ratte“. Seine Schilderungen wecken in mir eine Lust auf so eine 3-tägige Schiffstour, schön geordnet mit Frühstück, Mittagsessen, Landgang, Teestunde, Abendessen, Filmvorstellung und Koje. Damals die preiswerte Art zu reisen, heute kaum erschwingliche luxuriöse Alternative zum Billigflieger.
An Mitreisenden trifft mein Vater einen Deutschen, der seiner Frau die Stätten seiner Kriegsgefangenschaft in Ägypten und Libyen zeigen will, sowie einen Autoschlosser auf dem Weg zu einem Mercedeswerk in Kairo, wie mein Vater frisch verlobt in der Heimat. Insbesondere freundet er sich aber mit einem libanesischen Stipendiaten an, der eine Stelle an der philosophischen Fakultät der amerikanischen Universität in Beirut antritt. Von ihm erfährt mein Vater Vieles über die Palästinaprobleme, die entschädigungslose Vertreibung 100.000er Araber. Ich denke das machte einen großen Eindruck auf ihn, da er selbst mit 8 Jahren die Flucht aus Ostpreußen miterlebte und selbst als (innerdeutsches) Flüchtlingskind in einer neuen Heimat aufwuchs.
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