8 Empfehlungen zum Thema Bildungsgerechtigkeit

Hier findest Du 8 informative Empfehlungen zum Thema Bildungsgerechtigkeit. Viel Spaß!

Fotograf*in: Susan Q Yin auf unsplash

In unserer Schwerpunktredaktion zu.flucht und in unserer aktuellen Printausgabe “Was weiß ich?” haben wir uns mit dem Thema Bildungsgerechtigkeit aus migrantischer Perspektive befasst. Welche spannenden Personen, Kanäle oder Anlaufstellen gibt es dazu noch? Und welche Bücher, Podcasts und Filme können wir zu den Themen Bildung, Migration und Flucht empfehlen? Ein Guide.

 

 

Nr 1:  „Mythos Bildung: Die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft“ – Sachbuch von Aladin El-Mafaalani

Foto: Kiwi Verlag

Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani ist Soziologe und Inhaber des Lehrstuhls für Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft an der Universität Osnabrück. Er forscht zu Themen wie Bildung, Rassismus und Integration. Er wurde im Ruhrgebiet als Kind syrischer Einwanderer geboren, seine Eltern sind Akademiker.

Seine These, dass der Bildungserfolg einzelner Schüler*innen nicht gänzlich vom Migrationshintergrund abhinge, sondern die Klassen- und Milieuzugehörigkeit eine wichtigere Rolle spielt, untersucht er in seinem Buch Mythos Bildung. Darin plädiert er dafür, soziale Ungleichheit im Bildungssektor in den Fokus der Bildungspolitik und -praxis zu rücken. El Mafaalani erklärt außerdem, welche Rolle die Schule dabei spielt und wie die Corona-Pandemie dazu beigetragen hat, Bildungsungerechtigkeit zu verstärken.

 

Nr 2: Podcast Kleine Pause

Im Podcast Kleine Pause sprechen die Lehrerinnen Nicole Schweiß und Christina Schreck mit verschiedenen Gäst*innen in inzwischen über 50 Folgen über Themen wie antirassistische Bildung, Mehrsprachigkeit in der Schule oder Critical Whiteness. Was die beiden Kolleginnen und Freundinnen erreichen möchten: Einen Raum zu schaffen fürs Miteinander sprechen, (Ver)lernen, Zuhören, Diskutieren & Schule neu denken.

 

Nr. 3: Dr. Aylin Karabulut – Expertin im Bereich DIE (Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion) und Ungleichheitsforschung 

Dr. Aylin Karabulut gehört zu den führenden Expert*innen für Unternehmenskultur, Diversität und Inklusion. Als Botschafterin der SWANS Initiative fördert sie Studentinnen und Absolventinnen mit Zuwanderungsgeschichte und Women of Color auf dem akademischen Arbeitsmarkt. Für ihre Masterarbeit an der Uni Duisburg hat Dr. Karabulut mit Schüler*innen mit Zuwanderungsgeschichte über ihre Rassismuserfahrungen im schulischen Alltag gesprochen. In ihrer Arbeit als Ungleichheitsforscherin und Speakerin beleuchtet sie die unterrepräsentierte Forschung zu institutionellem Rassismus im deutschen Bildungssystem.

 

Nr. 4: Educ’ARTE 

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Die interaktive Schulmediathek und Projektplattform Educ’ARTE bietet Bildungseinrichtungen mehr als 1500 ausgewählte ARTE-Programme für alle Schulfächer und Klassenstufen in den Sprachen Deutsch, Französisch und Englisch an. Lehrkräfte und Bildungsreferent*innen haben zudem Zugang zu didaktischem Begleitmaterial, Nutzerhandbüchern, Online-Schulungen und erhalten bei Bedarf eine technische Betreuung.

Über Educ’ARTE können Videos in einem rechtlich geschützten Rahmen gesichtet werden und Mind-Maps erstellt werden. Diese können mit Bild-, Text-, oder Audiokommentaren nach den eigenen Wünschen versehen werden. Der Einsatz von Educ’ARTE ermöglicht selbstgesteuerte und schülergerechte Lernszenarien und einen leicht zugänglichen bis spielerischen Erwerb von Wissen, Kompetenzen und weiterführenden Sprachen.

 

Nr. 5: „Sitzenbleiben – die DIPF-Elternsprechstunde“

Der Podcast „Sitzenbleiben – die DIPF-Elternsprechstunde“ kommt vom DIPF Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation. In erster Linie richtet sich der Podcast an Eltern, aber auch an Bildungsreferent*innen und Lehrkräfte. Der Podcast dient dazu, die dringlichen Fragen der Eltern um das Lernen ihrer Kinder in der Grundschule und weiterführenden Schule zu beantworten. Diesen Fragen geht der Podcast auf den Grund und lädt Wissenschaftler*innen des Instituts ein, um mit ihnen über Themen wie Lernstörungen und das emotionale Bewusstsein von Kindern zu sprechen.

Die zweite Episode „Mehrsprachigkeit“ befasst sich unter anderem mit der Frage, wie die Schulen und der Unterricht selbst von mehrsprachigen Kindern bereichert werden können. Der DIPF-Forscher Dr. Martin Schastak gibt in dieser Episode Einblicke darüber, welche Chancen sich für mehrsprachig aufwachsende Kinder in der Schule ergeben und beleuchtet kritisch den Sinn und Unsinn der Mehrsprachigkeits-Debatte in Bildungseinrichtungen.

 

Nr. 6: Film „Neuland“ von Anna Thommen

 

Der Film Neuland von Anna Thommen (2015) begleitet den Schulbeginn der zweijährigen Schulzeit junger Geflüchteter in einer Integrationsklasse in Basel. Unter ihnen sind der 19-jährige Ehsanullah aus Afghanistan und die albanischen Geschwister Nazlije und Ismail, die ihre Heimat aus familiären Gründen verlassen haben. Die drei symbolisieren den schwierigen Start junger Migrant*innen in einem Land ohne die landesüblichen Sprachkenntnisse und ohne anfängliche soziale Kontakte.

Aufgenommen in der Integrationsklasse des Lehrers Christian Zingg hoffen die Jugendlichen ihre Heimat hinter sich lassen und in der Schweiz ihre Träume erfüllen zu können. Lehrer Zingg vermittelt den Jugendlichen realitätsnahe Perspektiven und macht sich und den Jugendlichen keine Illusionen darüber, dass der berufliche Einstieg für Geflüchtete oft holprig ist.

Der vielfach ausgezeichnete Film bringt den Zuschauer*innen einfühlsam die Lebensrealität vieler frisch angekommener Migrant*innen näher. Dabei entkräftet die Regisseurin Thommen bewusst Vorurteile und bietet den Protagonist*innen eine Bühne, um ihre Geschichte zu erzählen.

  •  Neuland, Dokumentarfilm, CH 2013 Filmverleih: Rise and Shine Cinema

 

Nr. 7: Bildungsinitiative Ferhat Unvar e. V.

 

Ferhat Unvar, geboren am 14.November 1986, wurde am 19. Februar 2020 von einem Rassisten in seiner Heimatstadt Hanau ermordet. An Ferhats Geburtstag, dem 14. November 2020, wurde die Bildungsinitiative Ferhat Unvar von seiner Mutter Serpil Temiz Unvar gegründet. Welche strukturellen Veränderungen bräuchte es, um eine diskriminierungsfreie Bildung zu ermöglichen? Der Initiative sei es wichtig, einen „offenen pädagogischen Raum zu schaffen“, in der die Betroffenenperspektive im Fokus steht.

 

Nr. 8: fair@school Wettbewerb

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Der Wettbewerb fair@school zeichnet antirassistische und diskriminierungssensible Schulprojekte aus und fördert diese. Fair@school ist eine Initiative des Schulbuchverlages Cornelsen, der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und der Universität Hildesheim. Der Wettbewerb will für Themen wie „Antidiskriminierung, Interkulturalität, Inklusion, Religionsvielfalt und Diversität sensibilisieren“. Teilnehmen können alle, die sich in weiterführenden und berufsbildenden Schulen befinden.

Schlagwörter:
Vivien Mirzai kommt gebürtig aus NRW und ist bei der Amnesty Koordinationsgruppe Afghanistan tätig. Zu ihren Themen gehören unter anderem soziale Fragen, Afghanistan und Menschenrechte.

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Armut, was bedeutet?

Armut, was ist Armut? 

Wie ist Armut zu verstehen – spirituell oder materiell?  Ich denke, sie sind einander nicht ähnlich.  Moralische Armut trifft die Menschheit schwerer als materielle Armut. Es kann sein, dass der Mut in einem Menschen so groß ist, dass der andere diese wirkliche Armut nicht sehen kann.  Denn das menschliche Leben innerhalb der Gesellschaft ist wie das Leben in der Natur. Es gibt die Starken und die Schwachen sowie den König und die Untertanen. Aber der Unterschied zwischen der menschlichen Gesellschaft und der tierischen Gesellschaft ist die Moral. Das bedeutet: Exzellenz in Vernunft und Gefühlen, das moralische Unterbewusstsein des Menschen. Und eben das ist das eigentliche Kriterium für die Messung von Werten. Wenn ein Mensch aufsteigt, wird er spirituell reicher, was ihn dazu bringt, in jedem Mangel Vollkommenheit zu sehen. Wenn dieser Standard gesenkt wird, sieht diese Person, egal wie reich sie ist, in jeder Vollkommenheit einen Mangel. Und ihr Mut wird schädlich und endlos, selbst wenn sie das Kleid der Tugend trägt. Anderen helfen als Teil der Menschlichkeit Moralische Armut ist eine schreckliche Sache, die die Welt in den Untergang führt. Das bemerken wir heute in dem Land, das nach globaler Erwärmung, Erschöpfung des Reichtums der Erde, kolonialen Bewegungen und unwirklichen Bedürfnissen schreit. Beschränkt auf seine Grundbedürfnisse beginnt es zu verstehen, dass es Teil seiner Menschlichkeit ist, dem anderen zu helfen, sodass wir mit diesem Bewusstsein keine materielle Armut finden werden. Materielle Armut in der Gesellschaft wird von materieller Ermutigung bei einigen Individuen begleitet. Ihnen hat die Natur Kraft und Intelligenz gegeben. Beides nutzen sie durch ihre moralische Armut, um materiellen Reichtum zu sammeln, von dem sie anderen schwachen Menschen einen kleinen Betrag geben können. Dann verschwindet die Armut. Aber der oder die Arme muss wirklich reich an Geist sein, damit ein Gefühl der Zufriedenheit entsteht und der Verstand in

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Creactiv-Projekt, Bildung für Klimagerechtigkeit

CREACTIV – Schulprojekt für Klimaschutz und globale Gerechtigkeit

kohero: Seit 2015 motiviert die KinderKulturKarawane mit dem Projekt CREACTIV Hamburger Schüler*innen sich für Klimaschutz und globale Gerechtigkeit einzusetzen. Wie kam es zu dem Projekt und welche Ziele verfolgt ihr damit? Sarah Höfling: Die KinderKulturKarawane an sich ist unser Dach. Da war die Idee, dass man einen Austausch mit Jugendlichen und jungen Künstler*innen aus dem Globalen Süden macht, um die Probleme, die es dort gibt, direkt nach Deutschland zu holen. Und das nicht durch eine theoretische Auseinandersetzung, sondern indem die Jugendlichen etwas zusammen machen – also indem sie zusammen Kunst produzieren. Wir möchten über die Emotionen und über das Handeln auf das Wissen kommen. Das ist die Grundidee der KinderKulturKarawane und daraus hat sich 2015 CREACTIV entwickelt. Unsere Motivation ist, dass wir wirklich mit Menschen von dort reden. Menschen, die wirklich direkt vom Klimawandel betroffen sind, sie nach Deutschland einladen und sie in den Austausch bringen mit Jugendlichen von hier.   Wie läuft das Projekt CREACTIV ab? CREACTIV läuft über das ganze Schuljahr. Das Projekt fängt zum Schuljahresanfang an und besteht aus drei Phasen: Der Vorbereitung, der Begegnung und einer Nachbereitung. Am Anfang gibt es eine Einführung. Da haben wir einen Basis-Workshop von vier Stunden, an dem alle beteiligten Schüler*innen teilnehmen. Danach gibt es kleine Workshops, in denen sich die Schüler*innen das erste Mal kreativ mit dem Thema auseinandersetzen. Sie können Plakate erstellen, Trickfilme machen, Podcasts aufnehmen – was ihnen dazu so einfällt. Zeitgleich treffen sie sich online mit ihrer Partnergruppe. Die zweite Phase ist die Begegnung. Eine Gruppe kommt für eine Woche an die Schule und arbeitet gemeinsam mit den Schüler*innen an einer Präsentation. Die Partnergruppen kommen aus den Bereichen Zirkus, Theater und Tanz. Nach der Begegnung gibt es noch eine Nachbereitung, bei der die Schüler*innen eine Aktion planen sollen, mit der sie zeigen, was sie gelernt haben oder

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Schau nicht zurück auf Rocinha mein Freund

Es sah nach einem schönen Tag aus und die Sonne warf ihr noch schüchternes Licht auf diesen einzigartigen Wirrwarr von Gassen und Gässchen, größere und kleinere Häuser, die sich augenscheinlich ohne jegliche Ordnung in allen Himmelsrichtungen streckten – manchmal fast übereinander gebaut. Nur die Stimmung an diesem Morgen war ganz anders. Keine Männer auf dem frühen Weg zur Arbeit oder Mütter mit ihren Kindern waren auf den Gassen und kleinen Straßen zu sehen. Die Straßenverkäufer, die sonst allerhand Essbares um diese Uhrzeit den Bewohnern anboten, hatten offensichtlich kein Interesse an diesem Morgen auf die Straße zu gehen. Rocinha – Kriegsschauplatz der Drogenkartelle Denn es herrschte ein blutiger Krieg in Rocinha, seit fast einem Monat. Die zwei mächtigsten Drogenkartelle des Landes, das Rote Kommando (RC aus Rio) und das PCC, das Erste Kommando der Hauptstadt aus São Paulo, trugen einen Kampf des Terrors in dieser Gegend aus, um die besten Vertriebs- und Handelsrouten für sich zu gewinnen. Waffen, Drogen und Menschen wurden aus dem fernen Paraguay und Bolivien nach Rocinha und in andere großen Favelas der Stadt geschmuggelt. Wer diese Wege für sich sichern konnte, hatte die Kontrolle über ein Riesengebiet von potenziellen Drogenkunden. Ein Geschäft von vielen Millionen Dollar, das keiner mit einem anderen teilen wollte. Die Hunderten Soldaten beider Kartelle wussten, was auf dem Spiel stand. Wie David, der Luchs. Liegend auf dem Dach eines der kleinen Häuser oben am Eingang zum Wald hielt er sein Werkzeug fest in seinen dünnen Händen umklammert. Das Präzisionsgewehr schmiegte sich an seine Brust wie eine zärtliche Braut. Durch das Fernzielrohr konnte er bis zum Standstreifen auf der anderen Seite der Stadtautobahn am Fuße der Favela gut sehen. Es wäre ihm sicher möglich, einen sonnenhungrigen und ahnungslosen Menschen am Strand zu treffen. Nur um sich später damit zu brüsten, er sei der beste Scharfschütze

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Kategorie & Format
Vivien Mirzai kommt gebürtig aus NRW und ist bei der Amnesty Koordinationsgruppe Afghanistan tätig. Zu ihren Themen gehören unter anderem soziale Fragen, Afghanistan und Menschenrechte.

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