In unserer Schwerpunktredaktion zu.flucht und in unserer aktuellen Printausgabe “Was weiß ich?” haben wir uns mit dem Thema Bildungsgerechtigkeit aus migrantischer Perspektive befasst. Welche spannenden Personen, Kanäle oder Anlaufstellen gibt es dazu noch? Und welche Bücher, Podcasts und Filme können wir zu den Themen Bildung, Migration und Flucht empfehlen? Ein Guide.
Nr 1: „Mythos Bildung: Die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft“ – Sachbuch von Aladin El-Mafaalani

Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani ist Soziologe und Inhaber des Lehrstuhls für Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft an der Universität Osnabrück. Er forscht zu Themen wie Bildung, Rassismus und Integration. Er wurde im Ruhrgebiet als Kind syrischer Einwanderer geboren, seine Eltern sind Akademiker.
Seine These, dass der Bildungserfolg einzelner Schüler*innen nicht gänzlich vom Migrationshintergrund abhinge, sondern die Klassen- und Milieuzugehörigkeit eine wichtigere Rolle spielt, untersucht er in seinem Buch Mythos Bildung. Darin plädiert er dafür, soziale Ungleichheit im Bildungssektor in den Fokus der Bildungspolitik und -praxis zu rücken. El Mafaalani erklärt außerdem, welche Rolle die Schule dabei spielt und wie die Corona-Pandemie dazu beigetragen hat, Bildungsungerechtigkeit zu verstärken.
- Aladin El-Mafaalani, „Mythos Bildung“
- KiWi-Taschenbuch; ISBN: 978-3-462-00193-8
Nr 2: Podcast Kleine Pause
Im Podcast Kleine Pause sprechen die Lehrerinnen Nicole Schweiß und Christina Schreck mit verschiedenen Gäst*innen in inzwischen über 50 Folgen über Themen wie antirassistische Bildung, Mehrsprachigkeit in der Schule oder Critical Whiteness. Was die beiden Kolleginnen und Freundinnen erreichen möchten: Einen Raum zu schaffen fürs Miteinander sprechen, (Ver)lernen, Zuhören, Diskutieren & Schule neu denken.
- Podcast Kleine Pause, Spotify
Nr. 3: Dr. Aylin Karabulut – Expertin im Bereich DIE (Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion) und Ungleichheitsforschung
Dr. Aylin Karabulut gehört zu den führenden Expert*innen für Unternehmenskultur, Diversität und Inklusion. Als Botschafterin der SWANS Initiative fördert sie Studentinnen und Absolventinnen mit Zuwanderungsgeschichte und Women of Color auf dem akademischen Arbeitsmarkt. Für ihre Masterarbeit an der Uni Duisburg hat Dr. Karabulut mit Schüler*innen mit Zuwanderungsgeschichte über ihre Rassismuserfahrungen im schulischen Alltag gesprochen. In ihrer Arbeit als Ungleichheitsforscherin und Speakerin beleuchtet sie die unterrepräsentierte Forschung zu institutionellem Rassismus im deutschen Bildungssystem.
Nr. 4: Educ’ARTE

Die interaktive Schulmediathek und Projektplattform Educ’ARTE bietet Bildungseinrichtungen mehr als 1500 ausgewählte ARTE-Programme für alle Schulfächer und Klassenstufen in den Sprachen Deutsch, Französisch und Englisch an. Lehrkräfte und Bildungsreferent*innen haben zudem Zugang zu didaktischem Begleitmaterial, Nutzerhandbüchern, Online-Schulungen und erhalten bei Bedarf eine technische Betreuung.
Über Educ’ARTE können Videos in einem rechtlich geschützten Rahmen gesichtet werden und Mind-Maps erstellt werden. Diese können mit Bild-, Text-, oder Audiokommentaren nach den eigenen Wünschen versehen werden. Der Einsatz von Educ’ARTE ermöglicht selbstgesteuerte und schülergerechte Lernszenarien und einen leicht zugänglichen bis spielerischen Erwerb von Wissen, Kompetenzen und weiterführenden Sprachen.
Nr. 5: „Sitzenbleiben – die DIPF-Elternsprechstunde“
Der Podcast „Sitzenbleiben – die DIPF-Elternsprechstunde“ kommt vom DIPF Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation. In erster Linie richtet sich der Podcast an Eltern, aber auch an Bildungsreferent*innen und Lehrkräfte. Der Podcast dient dazu, die dringlichen Fragen der Eltern um das Lernen ihrer Kinder in der Grundschule und weiterführenden Schule zu beantworten. Diesen Fragen geht der Podcast auf den Grund und lädt Wissenschaftler*innen des Instituts ein, um mit ihnen über Themen wie Lernstörungen und das emotionale Bewusstsein von Kindern zu sprechen.
Die zweite Episode „Mehrsprachigkeit“ befasst sich unter anderem mit der Frage, wie die Schulen und der Unterricht selbst von mehrsprachigen Kindern bereichert werden können. Der DIPF-Forscher Dr. Martin Schastak gibt in dieser Episode Einblicke darüber, welche Chancen sich für mehrsprachig aufwachsende Kinder in der Schule ergeben und beleuchtet kritisch den Sinn und Unsinn der Mehrsprachigkeits-Debatte in Bildungseinrichtungen.
- Podcast „Sitzenbleiben“
Nr. 6: Film „Neuland“ von Anna Thommen
Der Film Neuland von Anna Thommen (2015) begleitet den Schulbeginn der zweijährigen Schulzeit junger Geflüchteter in einer Integrationsklasse in Basel. Unter ihnen sind der 19-jährige Ehsanullah aus Afghanistan und die albanischen Geschwister Nazlije und Ismail, die ihre Heimat aus familiären Gründen verlassen haben. Die drei symbolisieren den schwierigen Start junger Migrant*innen in einem Land ohne die landesüblichen Sprachkenntnisse und ohne anfängliche soziale Kontakte.
Aufgenommen in der Integrationsklasse des Lehrers Christian Zingg hoffen die Jugendlichen ihre Heimat hinter sich lassen und in der Schweiz ihre Träume erfüllen zu können. Lehrer Zingg vermittelt den Jugendlichen realitätsnahe Perspektiven und macht sich und den Jugendlichen keine Illusionen darüber, dass der berufliche Einstieg für Geflüchtete oft holprig ist.
Der vielfach ausgezeichnete Film bringt den Zuschauer*innen einfühlsam die Lebensrealität vieler frisch angekommener Migrant*innen näher. Dabei entkräftet die Regisseurin Thommen bewusst Vorurteile und bietet den Protagonist*innen eine Bühne, um ihre Geschichte zu erzählen.
- Neuland, Dokumentarfilm, CH 2013 Filmverleih: Rise and Shine Cinema
Nr. 7: Bildungsinitiative Ferhat Unvar e. V.
Ferhat Unvar, geboren am 14.November 1986, wurde am 19. Februar 2020 von einem Rassisten in seiner Heimatstadt Hanau ermordet. An Ferhats Geburtstag, dem 14. November 2020, wurde die Bildungsinitiative Ferhat Unvar von seiner Mutter Serpil Temiz Unvar gegründet. Welche strukturellen Veränderungen bräuchte es, um eine diskriminierungsfreie Bildung zu ermöglichen? Der Initiative sei es wichtig, einen „offenen pädagogischen Raum zu schaffen“, in der die Betroffenenperspektive im Fokus steht.
Nr. 8: fair@school Wettbewerb

Der Wettbewerb fair@school zeichnet antirassistische und diskriminierungssensible Schulprojekte aus und fördert diese. Fair@school ist eine Initiative des Schulbuchverlages Cornelsen, der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und der Universität Hildesheim. Der Wettbewerb will für Themen wie „Antidiskriminierung, Interkulturalität, Inklusion, Religionsvielfalt und Diversität sensibilisieren“. Teilnehmen können alle, die sich in weiterführenden und berufsbildenden Schulen befinden.