Toleranz ist wichtig – Humor auch. Eine Diskussion

Zum dritten Mal finden vom 15.10.-16.11.2018 die Hamburger Tage des Exils statt: 60 Veranstaltungen – eine Initiative der Körberstiftung in Kooperation mit der Herbert und Elisabeth Weichmann Stiftung 

Schirmherr in diesem Jahr ist der Schriftsteller Abbas Khider. 2000 ist er aus dem Irak nach Deutschland geflohen und hat mittlerweile die deutsche Staatsangehörigkeit. Sein Roman „Ohrfeige“ wurde mehrfach ausgezeichnet.

„Man sucht das Gefühl der Geborgenheit DORT in der verlorenen Heimat, ignoriert das HIER und stellt sich DORT eine mögliche Zukunft vor. Der Körper befindet sich nun HIER, das Herz aber ist DORT“, so Abbas Khider.

Toleranz aus der Sicht von Geflüchteten und Deutschen

Das Flüchtling Magazin war in diesem Jahr mit einer eigenen Veranstaltung bei den Tagen des Exils vertreten. Am 19.Oktober fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Toleranz aus der Sicht von Geflüchteten und Deutschen“ statt. Henning Sußebach, ZEIT Redakteur und Buchautor ( „Unter einem Dach“), Sahar Reza, angehende Journalistin aus Afghanistan und Ghafek Alsaho aus Syrien, der seit einem Jahr eine Ausbildung zum IT Spezialisten bei Hubert Burda Medien macht, diskutierten über dieses Thema. Moderiert wurde die Veranstaltung von Elke Jakob, einer Journalistin und ehrenamtlichen Mitarbeiterin der Flüchtling Magazins. Für das leibliche Wohl wurde mit arabischen Köstlichkeiten gesorgt. Die Beteiligung war sehr gut, die nachfolgenden Diskussionen mit den sehr interessierten Besuchern waren lebhaft.

Foto Moritz Plambeck

Nach der Frage, welche Schulnote (bei einer Skala von 1 = sehr gut bis 6 = ungenügend) die drei Teilnehmer sich selbst für ihre Bereitschaft zur Toleranz geben würden, antworteten die Geflüchteten sofort mit 2, während Henning Sußebach erst einmal differenzierte nach den verschiedenen Typen von Toleranz und sich dann entsprechende Noten gab ( 3-5).

Toleranz gibt es in allen Kulturen. Beigebracht wurde sie den Teilnehmern durch das Elternhaus, die Schule oder Freunde.

Ghafek Alsaho meinte, dass er beim deutschen Essen an die Grenzen seiner Toleranz stößt. Henning Sußebach sah unterschiedliche Arten der Toleranz.  (In der Bahn z.B. sei er äußerst intolerant, wenn er zum Hören von lauter Musik genötigt werde).

Bei Schwierigkeiten hilft manchmal Humor

Beide Geflüchtete hatten bisher keine Situation in Deutschland erlebt, in der ihnen gegenüber Intoleranz wegen mangelnder Sprachkenntnisse oder anderen Aussehens begegnet war. Sahar Reza hatte in ihrer ersten Zeit hier in Deutschland oft englisch gesprochen und ihr wurde mehrmals gesagt, dass hier deutsch gesprochen werde. Als sie dann aber erklärte, dass sie noch nicht so gut deutsch könne, zeigte man Verständnis.

Für alle Teilnehmer war es wichtig, mit Humor bei Toleranz und Integration umzugehen. Dadurch würden so manche Schwierigkeiten aus dem Wege geräumt.

Ghafek Alsaho war z. B. nicht enttäuscht gewesen, von einem Türsteher in einem Club den Zugang verweigert zu bekommen. Er meinte, „ der hat mich einfach in eine Schublade gepackt und wusste es nicht besser. Dann bin ich eben woanders hin gegangen.“

Für die größtenteils deutschen Gäste der Podiumsdiskussion war es erstaunlich zu hören, dass die beiden Geflüchteten bisher keine Situation in Deutschland erlebt hatten, in der ihnen mangelnde Toleranz von Seiten der Deutschen entgegengebracht worden war.

Das Thema Toleranz wird übrigens im Monat November Schwerpunktthema des Flüchtling Magazins sein und wir sind gespannt auf Berichte darüber – gerne können eigene Erfahrungen an uns gemailt werden .

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Andere Kulturen und Menschen haben Angelika schon immer interessiert. Sie ist viel gereist und hat im Ausland gelebt. Als Rechtsanwältin ist sie auf Asyl- und Ausländerrecht spezialisiert. 2017 hat sie das Flüchtling-Magazin mit gegründet und ist seitdem für die Finanzierung und alle rechtlichen Aspekte zuständig. Bei kohero beantwortet sie die rechtlichen Fragen aus unserer Community. „kohero ist ein großartiges Medium für Geflüchtete und für Deutsche, um sich besser kennen zu lernen und die jeweils andere Kultur zu verstehen.“

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