Sich untereinander zu vernetzen, gegenseitig zu unterstützen und Erfahrungen auszutauschen – das war der Ansporn, als sich die Syrische Gesellschaft für Ärzte und Apotheker in Deutschland e.V. (SyGAAD) 2020 formell gründete.
Erstes Treffen der SyGAAD
Diesen Sommer war es dann endlich so weit: Das erste große Treffen der SyGAAD in Präsenz fand statt. Die 350 Menschen, die am 14. Mai 2022 den Konferenzsaal des Radisson Blue Hotels in Frankfurt am Main füllten, haben sich schick gemacht. Unter den Besucher*innen sind Ärzt*innen und Pharmazeut*innen sowie Dozent*innen und Studierende. Auf der Gründungsveranstaltung wird der Verein für Mitgliedschaften geöffnet, der Andrang bei den Anträgen ist seitdem groß.
Steiniger Anerkennungsweg
Daraus spricht auch der Wunsch, endlich Gehör zu finden und auf ein Anliegen hinzuweisen, welches viele der medizinischen Fachkräfte in Syrien umtreibt. Stichwort Anerkennungsweg: Ärzt*innen und Apotheker*innen aus Syrien stehen vor zahlreichen Hürden, wenn sie in Deutschland arbeiten wollen.
Wie groß diese Hürden sind, berichtet ein Arzt, der Mitglied der SyGAAD ist: „Neben der langen Prüfungszeit der Unterlagen stellen die uneinheitlichen Voraussetzungen in den verschiedenen Bundesländern die größte Hürde dar, an der wir als Verein arbeiten.“ Die Bearbeitung dauere einige Monate, dazu würden einige Länder mehr Unterlagen als andere fordern. „Wenn etwa eine Legalisierung von Zeugnissen bei der deutschen Botschaft gefordert wird, kann das die Bearbeitung bis um sieben Monate verzögern“, so der Mediziner.
Vernetzung und Unterstützung
Bis die Prüfungsbehörde die Unterlagen genehmigt hat und Absolvierenden ein Termin zur Sprachprüfung zugeteilt wird, kann mehr als ein Jahr vergehen. In dieser Zeit müssen die Betroffenen ihr Leben finanzieren, und das ohne Arbeitserlaubnis. Manchmal passiere es sogar, dass syrischen Mediziner*innen trotz aller Prüfungen die Berufserlaubnis vorenthalten werde. Bei Apotheker*innen sei die Situation ähnlich schwierig, ergänzt Somar Hanna. „Doch als SyGAAD können wir die Kolleginnen und Kollegen unterstützen, die neu nach Deutschland kommen“, so der Pharmazeut, der bei der SyGAAD für die Vernetzung Studierender zuständig ist.
Besonders Student*innen sind es, die in letzter Zeit für großen Zulauf sorgen. „Mittlerweile ist ‚SyGAAD-Studis‘ die größte Arbeitsgruppe“, so Hanna. Ziel des Vereins sei nicht nur die Integration von Fachkräften, sondern auch die Unterstützung syrisch- bzw. arabischsprachiger Studierender, die in Deutschland in einer Fremdsprache studieren. Angebote zur Vernetzung mit Berufstätigen seien da umso wichtiger. Zu beruflichen und sozialen Aspekten gibt es weitere AGs, so etwa zu den Themen Familie und Arbeitsmarkt.
„Deutschland hat uns aufgenommen“
Trotz des Ärgers über den steinigen Anerkennungsweg überwiegt bei den Mitgliedern der SyGAAD die Solidarität mit Deutschland. Diskriminierend findet Somar Hanna die Hürden für syrische Fachkräfte nicht. Allein deswegen, weil sich die deutsche Gesellschaft letztendlich selbst schadet. „Gerade bei Ärztinnen und Ärzten gibt es ja einen absoluten Fachkräftemangel“, berichtet er.
Vereinspräsident Faisal Shehadeh sieht das ähnlich: „Wir möchten ja auch deshalb schnell mit dem Arbeiten beginnen, um dem Land helfen zu können, das uns aufgenommen hat.“ Gelingen soll das mithilfe von Kooperationen mit anderen Vereinen, etwa dem Marburger Bund, der größten Ärzt*innen-Vereinigung Deutschlands. Darüber hinaus setzt sich Somar Hanna dafür ein, Freiwillige für ein Ehrenamt innerhalb der SyGAAD zu animieren. „Wenn wir junge Menschen daran gewöhnen, sich zu engagieren, motivieren wir sie, auch im späteren Leben Verantwortung zu übernehmen.“ Mittlerweile zählt die SyGAAD schon mehr als 70 Ehrenamtliche – Tendenz steigend.