Integration – Geflüchtete Frauen als Weinkönigin

In Deutschland gibt es viele unterschiedliche Bräuche und Traditionen. Oft werden sie über Generationen weitergegeben und prägen auch Regionen. In den Karnevalshochburgen wird jedes Jahr z.B. die Karnevalsprinzessin gewählt. In den Weinanbaugebieten eine Weinkönigin.

Integration bedeutet, dass man sich anpasst an Traditionen und Lebensweisen. Integration bedeutet, dass man sich verändert.
Ist es nun ein Zeichen von Integration, wenn auch Geflüchtete „Ämter“ wie das einer Weinkönigin oder Karnevalsprinzessin übernehmen?

Karnevalsprinzessin aus Äthiopien. Foto von Faschingsfreunde Nemaninga

Muna Adem – eine äthiopische Faschingsprinzessin

Die 39-jährige Muna Adem lebt mit zwei kleinen Kindern in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Obernburg in Bayern und ist laut den Faschingsfreunden Nemaninga die erste äthiopische Faschingsprinzessin in Deutschland. Die mehr als 40 Faschingsfreunde Nemaninga sind zwischen 3 und 66 Jahre alt und kommen aus Syrien, Afghanistan, Gambia, Kamerun, Äthiopien oder der Türkei.

In der alten Römerstadt Obernburg in Unterfranken in der Nähe von Aschaffenburg steht das Römerkastell Nemaninga, von dem aus vor 1800 Jahren die Römer am Untermain den Grenzwall Nimes bewachten. Nach diesem Kastell ist die Faschingsgemeinde benannt.

Muna die Erste heißt sie und ist für drei Tage „Kaiserin von Nemaninga“. Der Oberbürgermeister von Obernburg persönlich hat sie gekrönt und auf seine Frage, was ihr an Deutschland am meisten gefällt, sagt sie „Äppelwoi“.

Die Entscheidung für Muna Adem ist für die Faschingsfreunde ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz. Die Äthiopierin kam Ende 2016 über Italien nach Deutschland. Ihre beiden Kinder sind drei und fünf Jahre alt. Ihr Asylverfahren ist noch nicht abgeschlossen, deshalb darf ihr äthiopischer Ehemann nicht aus Italien nachreisen.

Ein Kommentar von einem Obernburger: „Obernburg ist bunt, multikulti ist toll!“

Gelebte Integration? Eine Syrierin wird zur Weinkönigin gekrönt.

Am 3.8.2016 wurde die damals 25-jährige Ninorta Bahno in Trier für 365 Tage zur 68. Trierer Weinkönigin gekrönt. Bei dem „königlichen Amt“ geht es ihr um viel mehr als um Reben und deren Saft: „Ich möchte eine Botschafterin für die Integration und für das Zusammenleben in meinem neuen Land werden.“
„Immer wenn ich Zeit habe, lese ich über Wein“, erzählt die junge Frau in hervorragendem Deutsch. Von Winzern erhält sie das praktische Wissen im Weinberg: „Ich habe schon einiges für das Aufbinden der Rebstöcke erfahren,“ meint sie.

„Sie ist eine gut aussehende Frau, die etwas für unsere Kultur, für ihr Land und für die Integration machen kann“, so der Winzer Peter Terges. Er hatte die junge Syrerin im Sommer 2015 angesprochen, als sie beim Olewiger Weinfest in Trier für eingeladene Flüchtlinge dolmetschte. „Nach dem ersten Gespräch war klar, dass sie den Trierer Wein liebt.“ Ninorta Bahno ist bundesweit die erste geflüchtete Frau, die zur Weinkönigin gekrönt wird.

Ihr Schritt zur Trierer Weinkönigin habe andere Flüchtlinge motiviert, mehr auf die Deutschen zuzugehen. „Integration kommt nicht nur von einer Seite“, meint Bahno. Man müsse die deutsche Kultur akzeptieren und respektieren, „sonst kann man sich nicht integrieren“, sagt die 26-Jährige, die am liebsten lieblichen Riesling trinkt. Er erinnert sie an den syrischen Wein, den es zu besonderen Gelegenheiten bei ihr zu Hause gab.

Schlagwörter:

Zum Abo: 

Mit deinem Abo können wir nicht nur neue Printausgaben produzieren, sondern auch unsere Podcasts und das Online-Magazin weiter kostenlos anbieten.

Wir machen Journalismus, der zugänglich für alle sein soll. Mit dem Rabattcode koherobedeutetZusammenhalt kannst du einzelne Ausgaben günstiger bestellen. 

Bus der Begegnungen in Hamburg. Foto: Flüchtling-Magazin

Wie ich zum Flüchtling-Magazin kam.

Wie alles begann … Über das Netz ergab sich eines Tages die Anfrage einer syrischen Journalistin, ob ich ihren Artikel aus dem Englischen ins Deutsche übersetzen könnte. Das tat ich

Weiterlesen …

Warum bin ich nach Deutschland gekommen?

Als der Traum von einem freien und demokratischen Syrien von der Regierung brutal unterdrückt wurde und in einem Bürgerkrieg endete, gab es für viele Menschen keine Alternative, als nach Europa zu fliehen. Mazen Hassoun erzählt davon wie es war, seine Heimat zu verlieren und ruft dazu auf, sich in Deutschland gegenseitig zu unterstützen.

Weiterlesen …
Decke der Synagoge in Grodno

Judentum: Der Weg heraus aus der Opferrolle

„Tikun Olam“ bedeutet „Die Reparatur der Welt“ auf hebräisch und beschreibt ein Prinzip aus der frühen Periode des rabbinischen Judentums. Demnach liegt die Gerechtigkeit in den Händen des Menschen. Man

Weiterlesen …
Tarek Saad und Johnas Nahnsen. Bild von Eugenia Loginova.

Leben in einer Demokratie – ein Interview

Im Anschluss an den Film – Firstline – hatte das Flüchtling Magazin die Gelegenheit ein Interview mit dem Protagonisten und dem Tarek Saad und dem Filmemacher Jonas Nahnsen zu führen. Dabei geht es um das Leben in einer Demokratie und politisches Engagement.

Weiterlesen …
Kategorie & Format
Autorengruppe
Andere Kulturen und Menschen haben Angelika schon immer interessiert. Sie ist viel gereist und hat im Ausland gelebt. Als Rechtsanwältin ist sie auf Asyl- und Ausländerrecht spezialisiert. 2017 hat sie das Flüchtling-Magazin mit gegründet und ist seitdem für die Finanzierung und alle rechtlichen Aspekte zuständig. Bei kohero beantwortet sie die rechtlichen Fragen aus unserer Community. „kohero ist ein großartiges Medium für Geflüchtete und für Deutsche, um sich besser kennen zu lernen und die jeweils andere Kultur zu verstehen.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kohero Magazin