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„Du bist wichtig“ – Wie syrische Frauen mit der Organisation „Anty“ Kraft schöpfen

Inmitten von Krieg, Unsicherheit und gesellschaftlichem Umbruch finden syrische Frauen neue Kraft – durch Selbstfürsorge, Gemeinschaft und Bildung. Die Organisation „Anty“ unterstützt sie dabei, sich selbst wieder wahrzunehmen und neue Hoffnung zu schöpfen.

Seit Jahren leben syrische Frauen unter den Folgen von Krieg, Unsicherheit und tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbrüchen. Viele kämpfen täglich – für ihre Rechte, ihre Sicherheit und die Zukunft ihrer Familien. Inmitten all dessen möchte die Organisation „Anty“ ihnen etwas zurückgeben, das oft verloren geht: die Verbindung zu sich selbst.

„Anty“ – arabisch für „du“ in der weiblichen Form – ist mehr als nur ein Name. Er ist eine stille, aber kraftvolle Erinnerung an jede Frau: Du bist wichtig. Du darfst dich selbst nicht vergessen. Die Organisation begleitet Frauen auf ihrem Weg zu Selbstbestimmung und innerer Stärke – durch Bildungsprogramme, psychosoziale Unterstützung und wirtschaftliche Förderung. In der syrischen Küstenstadt Latakia ist „Anty“ aktiv vor Ort. Dort werden regelmäßig Schulungen und Workshops für Frauen durchgeführt. Der jüngste Workshop widmete sich dem Thema Selbstfürsorge – mit dem Ziel, das Bewusstsein der Teilnehmerinnen für ihre eigenen Bedürfnisse zu stärken. An den Wänden hängen Sätze wie: „Ich habe es verdient, mir selbst Aufmerksamkeit zu schenken“, „Ich bin es wert, gut für mich zu sorgen“ und „Wie ich mich mit mir selbst wohlfühle“. Solche Botschaften berühren – sie regen zum Nachdenken an. Viele der anwesenden Frauen hören aufmerksam zu, manche fragen sich vielleicht zum ersten Mal, ob sie sich im Alltag genug um sich selbst kümmern.

Workshops rund um Selbstfürsorge und Stressbewältigung

Geleitet wird der Workshop von Lynn Drebati, der Gründerin und Leiterin von „Anty“. Sie bringt über zehn Jahre Erfahrung in der Arbeit mit Frauen in Krisensituationen mit. In den zwei intensiven Workshop-Tagen vermittelt sie den Teilnehmerinnen konkrete Werkzeuge und Strategien, um persönliche Wege zur Entlastung und Selbstfürsorge zu entwickeln – mit dem Ziel, langfristig mehr innere Balance und Selbstachtung in den Alltag zu bringen. „Wir integrieren Aspekte der Selbstfürsorge in unsere Arbeit. Eine Gruppe von Frauen aus unterschiedlichen religiösen Hintergründen erlebt diese Erfahrung gemeinsam – sie machen Atemübungen, teilen Gedanken, zeigen Solidarität und unterstützen sich gegenseitig. All das geschieht mit dem Ziel, nicht nur Selbstfürsorge, sondern auch zivilen Frieden zu fördern“, erzählt Lynn Drebati.

Lynn Drebati gibt einen Workshop zum Thema Selbstfürsorge.

Neben dem Schwerpunkt auf Selbstfürsorge spielt auch der zivile Frieden eine wichtige Rolle im Workshop. „Gerade jetzt ist dieses Thema besonders wichtig“, betont Lynn. „Früher war ein friedliches Zusammenleben für uns selbstverständlich. Wir haben in Harmonie koexistiert – Menschen verschiedener Konfessionen. Ich zum Beispiel gehöre einer Glaubensrichtung an, mein Mann einer anderen – das war nie ein Problem. Es war einfach normal.“

„Anty“ hilft Frauen nachhaltig

Eine Teilnehmerin namens Fidaa wirkt am Ende des Workshops gelöst und glücklich. Sie sagt: „Ich habe etwas Wichtiges gelernt – dass uns alle etwas ganz Zentrales verbindet: die Liebe. Sie ist die Grundlage von allem, das Fundament jeder Gemeinschaft. Hier kommen wir aus verschiedenen Glaubensrichtungen zusammen und lernen, mit Stress und Herausforderungen umzugehen. Die Zeiten waren nicht immer leicht, aber durch gegenseitige Unterstützung und Liebe haben wir es geschafft.“

Auch Rand Ahmad, Teilnehmerin aus einer religiösen Minderheit in Syrien, unterstreicht die Relevanz des Workshops: „Ziviler Frieden ist für mich ein zentrales Thema. Gerade in einem Land wie unserem, das so viel durchgemacht hat, ist es ein Lichtblick, dass solche Workshops stattfinden. Sie geben Hoffnung – für den Wiederaufbau, für ein friedliches Miteinander. Wir alle wünschen uns, frei und in gegenseitigem Respekt zusammenzuleben – ganz gleich, welcher Religion oder Konfession wir angehören.“

„Anty“ bietet Frauen nicht nur praktische Hilfsmittel für den Alltag, sondern schafft vor allem Räume, in denen sie sich gesehen, gehört und gestärkt fühlen können. In einer Zeit großer Umbrüche trägt „Anty“ damit entscheidend dazu bei, individuelle Heilung zu fördern, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und eine friedlichere Zukunft aufzubauen. Denn der Weg zur Stabilität und zum Wiederaufbau Syriens führt nicht nur über Infrastruktur, sondern beginnt bei den Menschen selbst – insbesondere bei den Frauen, die Hoffnung, Mut und Veränderung in sich tragen. Nur so können sie die Rolle in der Gesellschaft einnehmen, die ihnen gebührt – und die sie verdienen.

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