Heute teilt Esther 윤정 (Yungsung) Lisa Rüden ihre Erinnerungen an Kimchi. Kimchi ist für Esther weit mehr als eine Beilage – es gehört in ihren Alltag, ist Geschmack gewordene Erinnerung, kulturelle Verwurzelung sowie ein Symbol der Faszination und der Ausgrenzung. Geliebt von Freund*innen, verspottet von Mitschüler*innen. Heute blickt sie mit gemischten Gefühlen auf den Wandel: Was früher „stank“, gilt heute als Superfood.
Esther 윤정 (Yungsung) Lisa Rüden ist Juristin und seit Februar 2021 Geschäftsführerin der W3_Werkstatt für internationale Kultur und Politik e.V. hier in Hamburg. Zuvor hat sie etwa zehn Jahre in der Entwicklugnspolitik für internationale Kinderrechtsorganisationen gearbeitet. Privat reist Esther leidenschaftlich gern und hat dabei stets das Essen im Fokus, welches sie voller Freude und Spannung erkundet. Yoga und (Vipassana-)Meditation sind tägliche Begleitungen.
Kimchi ist meine Leidenschaft. Ich bin mit koreanischem Essen aufgewachsen und Kimchi, also beispielsweise fermentierter Chinakohl, war und ist täglicher Bestandteil meiner Ernährung. Denn für mich war koreanisches Essen das „normale“ Essen. Bei Schulfesten habe ich mich immer über die vielen Kartoffel- und Nudelsalate gewundert, die ich dann aber mit Wonne gegessen habe. Meist habe ich Kimbap zum Buffet beigesteuert.
Ich bin in den 80ern geboren und erinnere mich an Momente, in denen mir von Lehrer*innen oder Mitschüler*innen gesagt wurde, dass mein Kimichi “stinke”. Das zu hören, war sehr verletzend. Aber es gab auch Freund*innen, die fast täglich zu uns nach Hause kamen, um „dieses leckere Kimchi“ einfach nur mit Reis zu essen — denn bei uns gab es stets einen prall gefüllten Reiskocher mit frischem, duftenden und warmen Reis. Meine Mama hat sich damals sehr gewundert, dass deutsche Kinder Kimchi und Reis als eine vollwertige Mahlzeit verstehen. Denn in Korea wären dafür eigentlich noch etliche Beilagen notwendig.
Inzwischen hat die weiße Mehrheitsgesellschaft Kimchi für sich entdeckt: Plötzlich stinkt Kimchi nicht mehr, sondern ist ja so super gesund. Ich bin zwiegespalten, wie ich damit umgehen soll: Einerseits gibt es noch Narben von den Wunden von damals, andererseits empfinde ich Freude über die positiv konnotierte Bewertung meiner Lieblingsbeilage.
Mein Kimchi darf gerne scharf und sauer sein — und das beste macht natürlich meine Mama.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Deine Esther
Zutaten für vier Gläser (je 500 ml):
- 1 Kohlkopf
- 300g Radieschen
- 200g Karotten (ca. 2 mittelgroße)
- 200g Zwiebeln (ca. 2 mittelgroße)
- 3-4 Knoblauchzehen
- 1 daumengroßes Stück Ingwer
- 2-3 EL Gochugaru-Chiliflocken (Alternativ: leicht geräuchertes Chilipulver)
- 2 EL Salz
- 2 EL Zucker
- 3 EL Fischsauce (oder vegane Alternative)
- 1 EL Sojassauce
Zubereitung:
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Den Kohl längs vierteln, in mundgerechte Stücke schneiden und in eine Schale geben. Radieschen, Karotten und Zwiebeln reiben und ebenfalls dazu geben. Das Gemüse mit dem Salz bestreuen und gut vermischen. 15 Minuten ziehen lassen.
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Das Gemüse abtropfen lassen. Danach je nach gewünschtem Schärfegrad die Kohlblätter mit den Chiliflocken einreiben.
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Fülle nun das Gemüse in die Gläser. Schichte dabei dicht und lasse wenig Luft in das Glas.
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Gebe ebenfalls den fein gehackten oder pürierten Knoblauch, den fein geriebenen Ingwer, Fisch- und Sojasauce hinzu.
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Schließe die Gläser und lasse das Gemüse für 5-7 Tage fermentieren. Die ersten 1-2 Tage sollten die Gläser bei Raumtemperatur gelagert werden, danach im Kühlschrank. Je länger du das Kimchi fermentieren lässt, desto intensiver wird der Geschmack.
Das Geheimnis
Nutze dieses Rezept als erste Inspiration und passe die Mengenangaben an deinen Geschmack an. Würde ich meine Mama nach einem genauen Rezept fragen, würde sie sich kaputt lachen und sagen: Das ist doch ein Gefühl und keine Mengenangabe!
Ich mag es am liebsten, wenn es älter und schön sauer ist, aber da scheiden sich die Geister. Mein Lieblingskimchi ist jenes aus Chinakohl, aber auch Gurkenkimchi ist super yummy!