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Die Weihnachtsgeschichte aus dem Koran

Die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel ist den meisten bekannt – wie sieht es mit dem Koran aus? Über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der religiösen Texte und deren Bedeutung.

Die Weihnachtsgeschichte aus dem Koran

Weihnachtliche Traditionen sind in der deutschen Kultur fest verankert. Musliminnen, die in Deutschland leben, feiern zwar kein Weihnachten im religiösen Sinne, und doch stellen manche zum 24. Dezember einen Baum auf oder machen sich Geschenke. Kennt auch der Koran die Geschichte von der Geburt Jesu? Und welche Bedeutung hat das Geburtstagskind für Musliminnen?

Die Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium

Zu Weihnachten wird in christlichen Gottesdiensten die Geschichte von der Geburt Jesu erzählt, meist so, wie sie im Lukasevangelium zu lesen ist. Die Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium erzählt, wie die hochschwangere Maria und ihr Mann Josef nach Bethlehem reisen, weil dort eine Volkszählung stattfindet. In der Herberge ist kein Platz, deshalb wird Jesus in einem Stall geboren, umgeben von Ochs und Esel, und in eine Krippe gelegt. In der Nähe verkünden Engel den Hirten auf dem Feld die frohe Botschaft, woraufhin diese zum Stall eilen, um das neugeborene Kind zu sehen. Die Weisen aus dem Morgenland folgen einem Stern und bringen dem Kind Geschenke.

Die Geburt Jesu im Koran

Auch der Koran kennt Jesus, im Koran Isa genannt, als wichtigen Propheten und berichtet von seiner Geburt durch seine Mutter Maria, im Koran Maryam genannt. Allerdings unterscheidet sich die Geburtsgeschichte Isas im Koran stark von der christlichen Weihnachtsgeschichte. Sie findet sich in der Sure 19 Maryam.

Auch Maryam ist eine Jungfrau, als ihr ein Gesandter Gottes verkündet, dass sie ein Kind empfangen wird. Auf ihre Frage, wie dies geschehen solle, antwortet der Gesandte nur, dass es Gott ein Leichtes sei. Maryam zieht sich allein an einen Ort im Osten zurück und bringt Isa unter Schmerzen im Schutz einer Dattelpalme zur Welt. Um sie zu stärken, lässt Allah Datteln wachsen und einen Bach entspringen, aus dem sie Wasser trinken kann.

Als sie mit dem Kind auf dem Arm zurückkehrt, glaubt ihre Familie, sie habe eine Sünde begangen und ein uneheliches Kind geboren, doch da spricht Isa als Säugling zu ihnen und gibt sich als Diener Allahs und Prophet zu erkennen. Es wird aber auch deutlich betont, dass Isa nur der Sohn der Maryam, nicht aber der Sohn Allahs ist. So heißt es in einer deutschen Übersetzung: „35 Es ist undenkbar, dass Allah einen Sohn beansprucht. Gepriesen und erhaben ist Er (allein)“.

Jesus, der Sohn Gottes?

Das ist wohl der entscheidende Unterschied, wenn von der Geburt Jesu oder Isas berichtet wird. Für Christen ist Jesus der eingeborene Sohn Gottes. Teile der Geschichte, wie sie in den Evangelien erzählt wird, sollen darauf hinweisen. Die Anwesenheit der Weisen aus dem Morgenland bei der Geburt Jesu wird mit einer alttestamentlichen Prophezeiung über den Messias in Verbindung gebracht. Diese Prophezeiung findet sich im Buch Micha im Alten Testament, genauer in Micha 5,1, wo es heißt:

Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Tausenden[1] in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. 2 Indes lässt er sie plagen bis auf die Zeit, dass die, welche gebären soll, geboren hat.“

Die Weisen aus dem Morgenland folgten dem Stern nach Bethlehem, weil sie in den Sternen ein Zeichen für die Geburt des Königs der Juden sahen. So wird die Ankunft der Weisen als Erfüllung der alttestamentlichen Prophezeiung über den Geburtsort des Messias gedeutet.

Diese Darstellung steht im Widerspruch zur islamischen Theologie, in der Jesus nur die Rolle eines Propheten zukommt, der trotz seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten nicht über den anderen steht. Die jeweiligen Erzählungen verdeutlichen somit die Bedeutung der Person Jesu/Isa für die eigene Religion.

Eine gemeinsame Botschaft

Gemeinsam ist ihnen die Darstellung von Jesus oder Isa als Person des Friedens und der Gewaltlosigkeit. Eine Botschaft, die jedes Jahr zu Weihnachten in den christlichen Gottesdiensten gepredigt wird und an die erinnert wird, wenn man sich den aktuellen Krisen und den Menschen zuwendet, die aufgrund ihres Lebens in unfriedlichen Verhältnissen kein Weihnachten feiern können. Eine Botschaft, die in dieser Zeit interreligiös gestärkt werden kann und uns verbindet.

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