Empfehlungen zum Thema Queerness im Kontext von Migration & Flucht

Passend zum aktuellen zu.flucht-Thema sind hier acht Empfehlungen: Podcasts, Bücher und Filme beleuchten, was es bedeutet, queer zu sein im Kontext von Migration und Flucht.

Fotograf*in: Steve Johnson auf Unsplash

 

Podcast „BBQ – Der Black Brown Queere Podcast“ von Cosmo

In diesem Podcast setzen die Hosts Dominik Djialeu und Zuher Jazmati das Ziel, verstärkt Perspektiven von Schwarzen, Brauen und queeren Menschen zu beleuchten. Alle zwei Wochen widmen sie sich mit unterschiedlichen Gäst*innen aktuellen Themen aus Politik und Popkultur, sei es der weiße Feminismus, die Sichtbarkeit queerer Menschen in der Öffentlichkeit, intersektionale Diskriminierung oder auch das Thema Barbie – dies und vieles mehr erwartet die Hörer*innen in den bereits produzierten 45 Folgen.

 

 

Podcast Maangai von Abilaschan und Aathithya Balamuraley

Im Podcast Maangai, der seit 2021 produziert wird, setzt sich damit auseinander, was es bedeutet, im deutschsprachigen Raum sowohl südasiatisch als auch queer zu sein. Abilaschan Balamuraley ist Host und führt aufschlussreiche und empathische Gespräche mit Gäst*innen zu Themen wie Geschwisterlichkeit, queere Elternschaft oder sogar tamilische Poesie und Popkultur. Hierbei steht im Mittelpunkt, die Geschichten, Beweggründe und die inspirierende Stärke der Mitglieder der südasiatischen Communities zu teilen.

 

 

Buch „Mehr als Binär“ von Alok Vaid-Menon

In „Mehr als binär“ eröffnet Künstler*in und Performer*in ALOK eine Perspektive, die weit über die herkömmlichen Geschlechterkategorien hinausreicht. Alok Vaid-Menon setzt sich mit dem binären Geschlechtersystem auseinander, bietet einen Einblick in den persönlichen Weg zur Entfaltung der eigenen Identität und thematisiert die Vorurteile sowie die Herausforderungen, mit denen nicht-binäre Menschen im Alltag konfrontiert sind. „Mein Körper war der Ort, an dem die Scham wohnte, deshalb zog ich mich in meinem Kopf zurück.“ Das Buch umfasst 108 Seiten und wird von einer Illustration-Sammlung von Julius Thesing begleitet.

 

 

Spielfilm „JOYLAND“

Haider, der jüngste Sohn einer konservativen pakistanischen Großfamilie, bricht mit den Erwartungen seiner Familie. Als er unerwartet einen Job als Background-Tänzer in der Show der charismatischen Tänzerin Biba – eine trans Frau – bekommt, gerät sein Leben in eine unerwartete Wendung. Trotz der familiären Erwartungen und moralischen Dilemmas entwickelt sich eine tiefe Beziehung.

„JOYLAND“ ist das Spielfilmdebüt von Regisseur Sami Sadiq und erzählt eine komplexe Liebesgeschichte, die Tradition, Familie und persönliche Freiheit in den Fokus stellt. Der Film wurde bei den Filmfestspielen von Cannes 2022 aufgeführt und erhielt bedeutende Auszeichnungen. Darüber hinaus schaffte er es auf die Oscar-Shortlist in der Kategorie „Bester Internationaler Spielfilm“. Ab 9. November kommt er in die deutschen Kinos.

 

 

Dokumentarfilm „Mr. Gay Syria“ 

Mr. Gay Syria erzählt die Geschichten von zwei schwulen syrischen Geflüchtete, die bestrebt sind, ein neues Leben aufzubauen. Husein lebt in Istanbul und arbeitet als Friseur. Er führt ein Doppelleben, da er seine konservative Familie und seine schwule Identität voneinander getrennt halten muss. Mahmoud ist der Gründer der LGBTI-Bewegung in Syrien und hat in Berlin Zuflucht gefunden. Das, was sie miteinander verbindet, ist ein gemeinsamer Traum: die Teilnahme an einem internationalen Schönheitswettbewerb, um ihren eingeschränkten Lebensbedingungen zu entkommen und ihrer Unsichtbarkeit eine Antwort entgegenzusetzen.

 

 

Sammelband „Refugees & Queers“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Sammelband „Refugees & Queers“ behandelt Forschung und Bildung an der Schnittstelle von LSBTTIQ, Fluchtmigration und Emanzipationspolitiken. In Deutschland können Menschen Asyl beantragen, wenn sie aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität verfolgt werden. Etwa fünf Prozent der aktuellen Geflüchteten gehören zur LSBTIQ-Community. Diese Gruppe erlebt spezielle Diskriminierungen.

Das Buch bietet vielfältige Ansichten und behandelt die Herausforderungen sowie Chancen und Möglichkeiten, die diese Erfahrungen mit sich bringen. Die Autor*innen sprechen über Forschungsethik, mediale Darstellungen, intersektionale Erfahrungen und die Bedürfnisse von LSBTTIQ-Geflüchteten in verschiedenen Lebenssituationen.

 

 

Plattform „thehealingkhan

Ahmed ist ein Aktivist und Coach, der in Berlin lebt. Er ist queer und muslimisch. Seine persönliche Geschichte hat ihn dazu bewegt, sich intensiv mit sich selbst auseinanderzusetzen, und seine Reisen haben ihm wertvolle Erkenntnisse gebracht. Heute unterstützt er andere Menschen, die ähnliche Herausforderungen bewältigen müssen, und leitet monatlich einen „Queer & Muslim Healing Circle“. Darüber hinaus ist er auf Instagram aktiv und bietet Workshops an verschiedenen Bildungseinrichtungen an.

 

 

Plattform „SOFRA Queer Mirgants“

Der Verein „SOFRA Queer Migrants e.V.“ aus Köln engagiert sich für Personen mit Flucht- und Migrationsgeschichte, die sich selbst als lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, intergeschlechtlich oder queer identifizieren. Der Name „SOFRA“ stammt aus dem Arabischen und bedeutet „Esstisch“. Der Verein bemüht sich einen geschützten Raum, in dem queere Geflüchtete und Migrant*innen Unterstützung finden zu können. Die angebotenen Leistungen umfassen Einzelfallbetreuung, Beratung, regelmäßige Treffpunkte und Bildungsangebote. Das Projekt zielt darauf ab, das Bewusstsein für queere Themen, Belange und Bedürfnisse bei Migrant*innen-Selbstorganisationen (MSO) zu stärken und sie als Verbündete zu gewinnen.

 

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Shereen studiert Ethnologie an der Universität Hamburg. Ursprünglich kommt sie aus Syrien und ist 2016 nach Deutschland gefohen. Ihre Hauptinteressen liegen in den Bereichen Literatur, Film und gesellschaftliche Themen. Sie schreibt leidenschaftlich über alles, was ihre Begeisterung weckt und ihre Neugierde anspricht. Dabei bleibt sie stets aufmerksam, sei es in der Bahn, auf der Straße oder wo auch immer sie sich befindet, denn Geschichten finden sich überall in ihrer Umgebung.

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Künstlrische Darstellung der arabischen und deutschen Sprache in einer rot-grünen Spirale

Ich und meine neue Muttersprache

Viele wissen, was das heißt: mit Arabisch als Muttersprache Deutsch lernen, um so schnell  wie möglich Anschluss zu finden in Alltag und Beruf. Und andersrum? Mit Deutsch als Muttersprache Arabisch lernen? Christiane Schnellenbach hat’s ausprobiert

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Babette und Hussam

„Die Frauen hier haben einen starken Charakter.“

Ein Gespräch mit Hussam Al Zaher am Frauentag Bei unserer letzten Redaktionssitzung sprachen wir über die Artikel zu unserem „Frauen-Special“ im März. Erfolgsgeschichten und Kommentare von geflüchteten Frauen standen auf der Agenda. Mich interessierte aber auch die Sichtweise eines Mannes aus einem anderen Kulturkreis. Denn die Themen Frauenrechte und Gleichberechtigung werden mir immer wichtiger, merke ich. Ungerechte Behandlung und Machtdemonstrationen kann ich immer schlechter wegstecken. Und ich finde, das ist gut so. Ich mache mir aber auch Gedanken, ob uns mit einem Teil der geflüchteten Männer, die patriarchalische Strukturen gewohnt sind, Konflikte bevor stehen. Hier in Deutschland durfte ich schon einige syrischen Frauen kennen lernen. Ich empfand sie alle als selbstbewußt und selbstständig. Aber ich weiß wenig darüber, wie die Frauen in Syrien leben. Am 8. März, dem internationalen Frauentag, habe ich mich deshalb mit Hussam getroffen – mit vielen Fragen im Gepäck. Hussam, wie leben die Frauen in Syrien? Das ist sehr unterschiedlich. Die Frau hat einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft, je nachdem ob man sie als Mutter, als Schwester oder als Ehefrau betrachtet. Die Mutter bekommt in der syrischen Gesellschaft den allerhöchsten Respekt. Bei uns ist sie ein schönes Symbol für Liebe und Familie. Meine Mutter ist für mich die wichtigste Frau auf der Welt. Es gibt auch Unterschiede zwischen der Stadt- und Landbevölkerung, beziehungsweise ob die Menschen sehr religiös sind oder nicht. In der Stadt überwiegen sogar die weiblichen Studentinnen und es stellt kein Problem für die Familie dar, wenn die Frau danach arbeiten möchte. Seit einigen Jahren ist unser Leben auch teurer geworden und der Mann kann gar nicht mehr als einziger Ernährer für die Familie sorgen. Die jungen Menschen leben auch besser mit zwei Gehältern – aber die älteren Menschen haben noch Schwierigkeiten, diese Entwicklung zu akzeptieren. Die Familie ist bei uns wichtiger als alles

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Kopf & Tuch: Hast Du überhaupt Haare?

Als ich zum Studieren nach Aleppo ging, war ich ein stylishes Mädchen. Ich trug enge Kleidung und hatte lange Haare. In Aleppo sind die Menschen jedoch sehr konservativ. Einmal zogen zwei Männer auf der Straße an meinen Haaren und sagten schlechte Dinge über mich. Meistens wurde ich komisch angeguckt. Diese Situation habe ich nicht ertragen – und brach mein Studium ab. Zurück in meiner Heimatstadt Kamischli, im Norden Syriens, fing ich in einer Bank an. Fatema Qasim Wenn ich in die Straßenbahn einsteige, höre ich sehr oft böse Kommentare von fremden Leuten über mein Kopftuch. Mich macht das sehr traurig. Eine Freundin von mir, die schon länger hier lebt, hat mir geraten, nichts zu erwidern und ruhig zu bleiben. Boushra El Dalaf Zweiunddreißig Jahre lang habe ich in einer Welt gelebt, wo es selbstverständlich ist, ein Kopftuch zu tragen. Ich liebe meine Heimat, ich vermisse mein Leben dort. Das Kopftuch gehört zu den wenigen Dingen aus meiner Heimat, die mir geblieben sind. Geben Sie uns doch Zeit! Vielleicht lege ich mein Kopftuch eines Tages ab, vielleicht nicht. Wie kann ich das in so kurzer Zeit entscheiden, nachdem ich mein ganzes Leben lang etwas anderes gelebt habe? Nahed Al Essa Trägst Du das Kopftuch auch beim Duschen? In meiner Heimatstadt Daraa tragen die meisten Frauen ein Kopftuch, aber es ist keine Pflicht. Meine Tante zum Beispiel trägt kein Kopftuch. Ich finde das Kopftuch gut, ich trage es gerne. Für mich ist es ein festes Kleidungsstück wie Jacke und Pullover. Seit wir in Deutschland sind, kenne ich einige, die ihr Kopftuch abgesetzt haben. Aber ich habe das Kopftuch nicht für die Menschen in Syrien getragen – und ich werde es nicht für die Menschen in Deutschland absetzen. Es gehört zu mir. Nour Alzoubie Als meine beiden Schwestern und ich zwischen 10 und

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Brasilien - Religionsfreiheit nur auf dem Papier

Brasilien – Religionsfreiheit nur auf dem Papier

Wie die Angriffe begannen Cesar Kaab, ein ehemaliger Rapper, der zum Islam konvertiert ist, begibt sich zur Moschee Sumayya Bint Khayyat. Ein einfaches Gebäude, zwei Stockwerke hoch in der Favela Cultura Fisica, im Viertel Embu das Artes im Umland des Molochs Sao Paulo. Unten wird ein Imbiss für orientalisches Essen betrieben, oben gibt es einen großen Gebetsraum, wo an jedem Freitag die Muslime der Gegend zusammen kommen, um zu beten und die Zeit mit ihren Glaubensbrüdern und -schwestern zu verbringen. Seitdem die Medien und Vertreter der politischen Klassen die Verbindung zwischen der muslimischen Gemeinde und den Terrorismus verstärkt haben, steigt die Zahl der Fälle von Intoleranz, Diskriminierung und Angriffen gegen die Muslime in Brasilien. Cesar erzählt, dass die Angriffe bereits Jahr 2015 anfingen. „Uns hat ein Scheich besucht, ein hoch angesehener Mann in der arabischen Welt. Er wollte sich unsere Arbeit in der Favela anschauen. Unsere anfängliche Idee war hier eine Kita und eine Moschee zu betreiben. Ein Tag nach dem Besuch klingelte mein Handy gegen fünf Uhr morgens. Ich bekam einen Link über einen Artikel in der Zeitschrift VEJA (der Spiegel in Brasilien) mit dem Titel „ Ein Dschihadist in Brasilien“. Dort wurde unser Besucher als Anwerber für den IS bezeichnet. Mein Foto mit ihm stand darunter, Mitten in der Favela. Danach wurden wir in den sozialen Medien massiv angegriffen. Die Terrorakte, die außerhalb von Brasilien geschehen, kommen auf uns zurück. Unsere Moschee wurde schon Ziel von Steinwürfe oder Menschen schrien „Terroristen“ im Vorbeigehen (1).“ In einer Untersuchung der Tageszeitung „Folha de Sao Paulo“ (hoch angesehen) wuchsen die Fälle der religiösen Intoleranz um 171% zwischen Juli und Oktober 2019. Die Geschichte von der Mutter Gilda de Ogum Bereits vor 20 Jahren starb die Iyalorixa Gildasia dos Santos e Santos. Sie war bekannt als „Mutter Gilda de Ogum“ und war

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Kategorie & Format
Shereen studiert Ethnologie an der Universität Hamburg. Ursprünglich kommt sie aus Syrien und ist 2016 nach Deutschland gefohen. Ihre Hauptinteressen liegen in den Bereichen Literatur, Film und gesellschaftliche Themen. Sie schreibt leidenschaftlich über alles, was ihre Begeisterung weckt und ihre Neugierde anspricht. Dabei bleibt sie stets aufmerksam, sei es in der Bahn, auf der Straße oder wo auch immer sie sich befindet, denn Geschichten finden sich überall in ihrer Umgebung.

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