Suche

Afghanistan im September

Unsere Autorin Sahar Reza fasst die Ereignisse und Nachrichten aus Afghanistan im September zusammen.

Fotograf*in: Mohammad Husaini auf Unsplash

Afghanische Geflüchtete

Die pakistanische Anti-Terror-Abteilung und die Geheimdienste führten eine Operation durch, bei der rund 800 afghanische Geflüchtete festgenommen wurden. 375 von ihnen blieben in Haft, während die anderen Aufenthaltspapiere vorlegen konnten und freigelassen wurden. Türkische Sicherheitskräfte haben 18 afghanische Geflüchtete, darunter fünf Frauen, sechs Männer und sieben Kinder, festgenommen.

Einschränkungen in der Medienarbeit

Anlässlich des Internationalen Tages für den allgemeinen Zugang zu Informationen hat die AFJC Afghanistan Journalists Center am 28. September eine Erklärung veröffentlicht:

Afghanistan hat in den letzten zwei Jahren schwere Einschränkungen der Medienarbeit erlebt. Die Taliban haben 13 Richtlinien erlassen, die die Freiheit der Medien und den Zugang zu Informationen einschränken. Das hat die Medien sowohl qualitativ als auch quantitativ zu Einschränkungen und Selbstzensur veranlasst. Die Direktive umfasst Folgendes:

  • Verbot für Frauen, im nationalen Radio und Fernsehen zu arbeiten.
  • Verbot der Medienberichterstattung über Bürgerproteste und Demonstrationen.
  • Beschränkung des Zugangs zu Informationen und der Verbreitung von Nachrichten und Berichten.
  • Zwang für Journalist*innen und Medien, die Taliban als die Regierung Afghanistans darzustellen.
  • Verbot der Veröffentlichung von Musik in den Medien.
  • Verbot für Frauen, an Theaterproduktionen und Unterhaltungsprogrammen teilzunehmen.
  • Trennung der Rollen und der Präsenz von Frauen und Männern in den Medien.
  • Verweigerung von Interviews zwischen Frauen und Männern.

    In der Erklärung wird weiter ausgeführt, dass diese Richtlinien auch Folgendes beinhalten:

  • Einschränkung von Interviews mit Andersdenkenden und Kritikern der Taliban.
  • Verbot der Ausstrahlung von internationalen Fernsehprogrammen in Afghanistan.
  • Beschränkung der Veröffentlichung kommerzieller Werbung mit politischen, sicherheitspolitischen und sozialen Inhalten.
  • Förderung der Selbstzensur der Medien bei Kritik an Taliban-Funktionären.
  • Verbot von Filmaufnahmen und Videointerviews.
  • Verbot der Ausstrahlung von Frauenstimmen in den Medien.
  • Verweigerung der Zusammenarbeit mit Medien, die von außerhalb des Landes aus operieren.

Festnahme von Frauenrechtsaktivistinnen

UNAMA in Afghanistan gab eine Erklärung ab, in der sie auf die jüngste Festnahme von zwei Frauenrechtsaktivistinnen in Kabul hinwies. An die Taliban appellierte sie, willkürliche Verhaftungen und Inhaftierungen einzustellen. Bennett, der Sonderberichterstatter für Afghanistan ist, forderte die „sofortige und bedingungslose Freilassung“ der Aktivistinnen und betonte die Verantwortung der Taliban, für ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen zu sorgen. Zu diesem Zeitpunkt verhafteten die Taliban die Frauenrechtsaktivistin Zholia Parsi. In der Zwischenzeit wurde auch Neda Parwani, ebenfalls eine Frauenrechtsaktivistin, zusammen mit ihrem Mann und ihren Kindern in den Gewahrsam der Taliban genommen.

Afghanische Botschaft in Neu-Delhi

 Die afghanische Botschaft in Neu-Delhi hat angekündigt, ihren Betrieb ab Sonntag, dem 1. Oktober, einzustellen. Mangelnde Unterstützung durch die indische Regierung, Personal- und Ressourcenabbau sind u. a. die Hauptgründe dafür. Außerdem wird das gesamte Eigentum und Vermögen der Botschaft in die Obhut der indischen Regierung übergehen.

Treffen einiger Staatschefs aus Zentralasien

Nach dem Treffen der Staatschefs aus Zentralasien, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan, mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz, gab es eine gemeinsame Erklärung. Darin heißt es, dass die Teilnehmenden die Bedeutung einer inklusiven und repräsentativen Regierung in Afghanistan mit aktiver Beteiligung aller ethnischen, religiösen und politischen Gruppen sowie die Achtung und den Schutz der grundlegenden Menschenrechte und Grundfreiheiten aller afghanischen Bürger*innen betonen.

Bildquellen

Schlagwörter:
,
Sahar Reza
Sahar kommt aus Afghanistan und hat ihre Kindheit in Pakistan verbracht. Ihr Studium der  hat sie in Indien und Hamburg (Master Politik- und europäischen Rechtswissenschaft) absolviert. Sie hat im Management und im Journalismus gearbeitet. Seit langem setzt sie sich für Menschenrechte (besonders Frauen-, Kinder- und Flüchtlingsrechte) ein. Für kohero (früher Flüchtling-Magazin) ist sie seit 2017 aktiv. „Ich arbeite für das kohero-Magazin, weil das Magazin mir eine Stimme gibt und ich habe die Möglichkeit, über verschiedene Themen zu schreiben und kann in meinem Arbeitsbereich Journalismus in Deutschland weiterarbeiten und aktiv sein.“

Zum Abo: 

Mit deinem Abo können wir nicht nur neue Printausgaben produzieren, sondern auch unsere Podcasts und das Online-Magazin weiter kostenlos anbieten.

Wir machen Journalismus, der zugänglich für alle sein soll. Mit dem Rabattcode koherobedeutetZusammenhalt kannst du einzelne Ausgaben günstiger bestellen. 

Herne: Proteste gegen Ausländerbehörde

Herne. Vor der Ausländerbehörde versammelten sich mehr als 100 Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, Generationen und sozialer Hintergründen, um gegen die anhaltende Verzögerung bei der Bearbeitung von Dokumenten durch die Ausländerbehörde zu protestieren. Mit Plakaten, auf denen Forderungen nach einer beschleunigten Bearbeitung von Aufenthaltstiteln oder Einbürgerungen zu lesen waren, haben sie eine klare Botschaft: „Wir sind frustriert von den langwierigen Verzögerungen, die jahrelange Wartezeiten verursachen und das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen“, so der Syrer Walat, Organisator der Demo. Walat wohnt seit sieben Jahren mit seiner Frau und ihren Kindern in Herne. Er hat, wie viele andere, die Sprache gelernt, arbeitet und kennt sich gut mit den Gesetzen aus. „Wir wollen uns integrieren. Und wir wollen von der Stadt als Menschen behandelt werden“, ruft der 38-jährige auf der Demo. Walat versucht seit mehr als einem Jahr einen Beratungstermin beim Einbürgerungsbüro auszumachen. „Ich versuche, den Mitarbeiter zu erreichen, aber niemand geht ans Telefon“, sagt er und ergänzt: „Beratungstermine werden jetzt in Herne für 2025 vergeben“. In vielen Städten kann man seine Unterlagen online schicken Dieser Aussage stimmt Jamil auch zu. Der Syrer habe die Voraussetzungen zur Beantragung des deutschen Passes erfüllt. Deshalb versucht er seit Anfang des Jahres, den deutschen Pass zu beantragen. Allerdings erfolglos. „Erst im Juli hatte eine Mitarbeiterin auf meinen Anruf geantwortet. Sie meinte, dass es im Jahr 2024 keine Termine zu vergeben gibt, deshalb muss ich wieder im August anrufen, um einen Termin für 2025 auszumachen“, sagt er. Der Syrer lebt seit 2015 in Herne. Er geht davon aus, dass die Stadt Herne einen anderen Weg finden muss, um die Bearbeitung der Dokumente zu beschleunigen. „In vielen Städten können Menschen ihre Unterlagen zur Einbürgerung abgeben, ohne Beratungstermin. Sie können diese erforderlichen Unterlagen online oder per Post schicken. Und so wird es viel besser und einfacher“, erklärt der Syrer. Verlängerung

Weiterlesen …

Klimakrise: Wohlstand, Armut, Migration

Begriffe, die wir alle kennen, ja klar, unser „Wohlstand“, den wir uns hart erarbeitet haben. Natürlich gibt es auch Armut in der Welt, aber meist in den „unterentwickelten“ Ländern, wo oft korrupte Regime regieren. Selbstverständlich gibt es Lobbyverbände, die die Interessen der Industrie vertreten und unsere Arbeitsplätze sichern. Nur so kann uns unser Wohlstand erhalten bleiben. Ist das so? Der „Wohlstand“ existiert nur für einen kleinen Teil der Weltbevölkerung. Begonnen hat alles mit der Kolonialisierung der südamerikanischen Länder und dehnte sich letztlich auf alle Kontinente aus. Das Luxusleben der wenigen gefährdet die Existenz der meisten auf diesem Globus. Zum 27. Mal kommen ca. 190 Staaten aus allen Regionen der Erde in Scharm ElScheich zur UN-Klimakonferenz zusammen. Worum geht es? Es geht darum, dass wir unser Leben im Wesentlichen so fortführen können, wie wir es gewohnt sind, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Wir versprechen den Ländern Ausgleichszahlungen und dass wir unsere erneuerbaren Energien schnell ausbauen, gleichzeitig kündigt Olaf Scholz dem Präsidenten vom Senegal eine enge Zusammenarbeit bei der Gasförderung an. Wie passt das zusammen? Gar nicht! Hier stecken wieder Lobbyinteressen dahinter. Ach ja, wir müssen unseren „Wohlstand“ erhalten. Dieses Denken ist eines aus dem 20. Jahrhundert und hat in diesem Jahrhundert ausgedient. Wir können nicht weiter die Länder des globalen Südens ausbeuten, um unser Leben so weiterzuleben wie bisher. Die Probleme sind alle bekannt und die Technologien, mit denen wir sie lösen können, ebenfalls. Die Klimaziele von Paris sind nicht mehr zu erreichen, denn dafür hätte es in allen Industriestaaten der Welt mehr Tempo bei der Transformation von den Fossilen zu den erneuerbaren Energien bedurft. Eine neue Sinnhaftigkeit So weit der etwas längere Vorspann! All diese Dinge, die ich in diesem Vorspann beschrieben habe, führen zu Armut und Migration in großen Teilen unserer Welt. Kein Mensch verlässt seine Heimat

Weiterlesen …

Erkenntnisse aus dem Lagebericht zu Rassismus in Deutschland

Erstmals ist ein Lagebericht zu Rassismus in Deutschland erschienen. Verantwortliche ist die Antirassismusbeauftragte der Bundesregierung, Frau Alabali-Radovan. Der Lagebericht trägt den Titel: „Rassismus in Deutschland: Ausgangslage, Handlungsfelder, Maßnahmen“. Erscheinungsdatum ist der 11. Januar 2023, womit die Veröffentlichung auf eine Zeit fällt, in der es sich beinahe erübrigt, auf die gesamtgesellschaftlichen Sorgen hinzuweisen – den Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine, die Post-Corona-Zeit, die Inflation und die Energiekrise. Doch gerade in Krisenzeiten müssen Betroffene von Rassismus und Diskriminierung besonders geschützt werden. Ob das der Fall ist, versucht der Lagebericht mit Hilfe von wissenschaftlichen Erkenntnissen, Daten zu Rassismusvorkommnissen und der Darstellung von Gegenmaßnahmen zu beantworten. Analyse verschiedener gesellschaftlicher Handlungsfelder Ausgangslage ist, dass Rassismus in Deutschland allgegenwärtig ist. Laut Umfragen erkennen 90% der Bevölkerung an, dass Rassismus ein Problem in Deutschland ist, und etwa zwei Drittel haben ihn selbst bereits direkt oder indirekt erfahren. Die Erscheinungsformen von Rassismus in Deutschland sind divers: es gibt Anti-Schwarzen Rassismus, Antimuslimischen Rassismus, Antiziganismus und Antiasiatischen Rassismus. Zudem existiert Antisemitismus, der als eigenes Phänomen mit Schnittmengen zum Rassismus gilt. Neben dieser Kategorisierung der Arten von Rassismus nimmt der Lagebericht eine Analyse diverser gesellschaftlicher Handlungsfeldern vor. Es handelt sich dabei um die Bereiche Polizei, Schule, Hochschule, Ausbildung und Arbeitsmarkt, öffentliche Verwaltung, Gesundheit, Politik, Wohnungsmarkt und Sport. Der Lagebericht zeigt zunächst die existierenden Rassismusprobleme in den Handlungsbereichen auf. Sodann beschreibt er die bereits ergriffenen Gegenmaßnahmen und präsentiert weitere Lösungsansätze für eine positive Fortentwicklung. Zunächst werden die Missstände im Bereich der Polizei hervorgehoben. Immer wieder berichten Menschen von Rassismus im Polizeialltag. Besonders problematisch ist die Praxis des sogenannten Racial Profiling, bei der die Polizei aufgrund rassistischer Klassifikationen gegen Betroffene einschreitet. Diese Vorgehensweise ist in Deutschland rechtswidrig und verboten. Dennoch gibt es reichlich Anhaltspunkte dafür, dass Racial Profiling in deutschen Polizeibehörden stattfindet – das befand sogar die Europäische Kommission im Rahmen einer

Weiterlesen …

Syrien und die Syrer*innen sind wieder in den Nachrichten

Wir haben diese Kolumne gestartet, um aktuelle Themen zu kommentieren. Es gibt auch diese Woche mehr als genug innenpolitische Themen, über die ich schreiben könnte. Aber ich möchte mich wieder auf Syrien konzentrieren. Denn Syrer*innen sind in der letzten Zeit für Medien und die Öffentlichkeit wieder aktuell geworden.  Nach dem schrecklichen Erdbeben im Februar folgten Schlagzeilen über den Diktator Bashar al-Assad und wie er versuchte, das Erdbeben für sich und seine Rehabilitation zu nutzen. Letzte Woche kommentierte ich die Situation im Sudan und die aussichtslose Lage von Syrer*innen, die schon wieder zur Flucht gezwungen werden. Und auch in dem Wahlkampf in der Türkei spielen syrische Geflüchtete eine wichtige Rolle.  Jetzt, kurz vor der Stichwahl, wird der Ton der Kandidaten schärfer und auch nationalistischer. Der Kandidat der Opposition, Kemal Kilicdaroglu, hat zu einem Deal mit Assad aufgerufen, um innerhalb eines halben Jahres alle syrischen Geflüchteten zurück nach Syrien abzuschieben. Erdogan hat eigentlich ähnliche Pläne für die Syrer*innen in der Türkei, aber er spricht noch über “freiwillige Rückkehr”. Seit ein paar Monaten gibt es durch russische Vermittlung auch Kontakt mit dem syrischen Regime und es wird ein Treffen zwischen Erdogan und Assad erwartet.  Arabische Staaten haben Beziehungen zu Syrien wieder aufgebaut Aber die größte Entwicklung in den letzten Wochen war, dass die arabischen Staaten ihre Beziehungen zum syrischen Regime wieder aufgenommen haben. Obwohl Bashar al-Assad und seine Armee hunderttausende Tote, Millionen Vertriebene und Städte in Schutt und Asche hinterlassen hat, scheinen die arabischen Länder alles vergeben und vergessen zu haben. Zum ersten Mal seit 2011 durfte Assad an einem Gipfeltreffen der Arabischen Liga teilnehmen. Der Hauptgrund dafür ist, dass Saudi-Arabien nach der Annäherung mit dem Iran Ruhe und Stabilität in der Region wiederherstellen möchte. Priorität sind jetzt die wirtschaftliche Entwicklung statt politische Konflikte. Es ist nicht ganz klar, welche Bedingungen die Staaten der

Weiterlesen …
Kategorie & Format
Sahar Reza
Sahar kommt aus Afghanistan und hat ihre Kindheit in Pakistan verbracht. Ihr Studium der  hat sie in Indien und Hamburg (Master Politik- und europäischen Rechtswissenschaft) absolviert. Sie hat im Management und im Journalismus gearbeitet. Seit langem setzt sie sich für Menschenrechte (besonders Frauen-, Kinder- und Flüchtlingsrechte) ein. Für kohero (früher Flüchtling-Magazin) ist sie seit 2017 aktiv. „Ich arbeite für das kohero-Magazin, weil das Magazin mir eine Stimme gibt und ich habe die Möglichkeit, über verschiedene Themen zu schreiben und kann in meinem Arbeitsbereich Journalismus in Deutschland weiterarbeiten und aktiv sein.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kohero Magazin