Makar Lieberman – zwischen Mode und Krieg

Am 24. Februar 2022 erhielt der ukrainische Designer Makar Lieberman einen Anruf von seiner Mutter: „Ist bei dir alles in Ordnung? Der Krieg hat begonnen!“ Was für ein Krieg, fragte er sich. Nach 9 Monaten Invasion gibt es nicht nur als Designer, sondern auch als Freiwilliger viel zu erzählen.

Nach dem Ersten Weltkrieg änderte sich das Bild der Menschen, die Mode änderte sich, neue Silhouetten tauchten auf. Balenciaga, Chanel. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es die Dior-Kollektion, die ein neuen Look, eine Nachkriegskollektion, ein neues Image, ein neues Verständnis erschuf.

Dezember 2022

Wenn ich Angst hätte, würde ich Kiew verlassen. Es gibt eine Werkstatt, ich kann nähen. Ich habe gesucht, was ich nähen kann, was gerade in diesem Moment gebraucht wird.

Die Frage, was ich heute anziehen soll, wurde zu: Wie kann ich helfen?

Makar Lieberman blieb in Kiew. Im 9. Kriegsmonat kehrte er zur Arbeit zurück, die Freiwilligenarbeit hört nicht auf. Der Schock hat sich geändert, es ist notwendig zu helfen, indem man fragt, was man jetzt tun kann. Jeder Tag ist eine Herausforderung. Makar hat 2 Geschäfte: eines in Rivne, in der Westukraine, und eines in Kiew, das einige Zeit geschlossen war.

Alle Näherinnen, zehn Frauen, blieben in der Ukraine. Die Werkstatt in Kiew wurde schließlich wieder geöffnet und neue Näherinnen traten dem Team bei. Er begann nicht, neue Kollektionen vorzubereiten, sondern die Armee zu kleiden.

Aus dem teuren Stoff, der für Hemden einer italienischen Marke gekauft wurde, begannen sie, Kissen für Soldaten in sanftem Blau zu nähen, dann Sturmhauben, Flaggen, Tragen für Verwundete, Regenmäntel, Zelte, Pullover. Alles auf eigene Kosten, später schloss sich ein freiwilliger Fonds an, Freunde aus aller Welt halfen, indem sie beim ihm bestellten.

Eine Renaissance

Mode während des Krieges ist eine Kette täglicher mutiger Entscheidungen – solange wir helfen können, helfen wir und es wird gesehen werden.  Der Designer reflektiert und teilt seine Vision von den Ukrainern nach dem Krieg als Gesetzgeber einer bestimmten Mode.

„Ich habe das Gefühl, dass wir kurz vor einer Renaissance stehen. Das habe ich wegen der Pandemie und des Krieges nicht erwartet, aber historisch ist die dunkelste Nacht vor der Morgendämmerung“.

Der Designer ist kürzlich von der 7. Global Sustainable Fashion Week in Budapest zurückgekehrt und hat erst in der EU gemerkt, wie müde und kriegsgewöhnt er ist. Im Ausland erholte sich sein Gemüt in kürzester Zeit. Er ist zurück in Kiew und das Verlassen der Ukraine ist nur mit Genehmigung des Kulturministeriums der Ukraine möglich. Inzwischen fliegen seine Halstücher durch Europa, Budapest, Belgien, Tschechien, Frankreich und bald auch in Deutschland.

Der Gründer und Kreativdirektor der Marke MAKI MAKI ist ständig am Werk zwischen dem schrecklichen Beschuss in Kiew und Stromausfällen, auch wenn das Licht dreimal am Tag für vier Stunden ausgeschaltet wird, schlechte Kommunikation. Doch er bereitet eine Weihnachtskollektion von Halstüchern vor, darunter Anastasis.

 

 

 

Dieser Beitrag ist im Schreibtandem entstanden. 

Bildquellen

  • ANASTASIS Tuch FOTO Anna Evstigneeva.3: Anna Evstigneeva
  • ANASTASIS Tuch FOTO Anna Evstigneeva: Anna Evstigneeva
  • Marushka, Anastasis, Diptychon Soldaten Gebiete Kuban, Krim (das Schwarze Meer), 2017, Öl auf Leinwand, 40 x 120 cm, 40 x 120 cm Foto Berry Behrendt: Marushka
  • Marushka, Anastasis, Soldat Saschko, Potsdam, 2017, oil on canvas, 100 x 160 cm: Marushka
  • ANASTASIS Tuch FOTO Anna Evstigneeva.2: Anna Evstigneeva
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Kategorie & Format
Autorengruppe
Yuliia (Marushka) studierte Journalismus und Waldorfpädagogik (sowohl in der Ukraine als auch in Deutschland). Das Lebensziel, eine Waldorfschule in ihrer Heimatstadt zu gründen, führte Marushka 2012 nach Deutschland und sie konnte diesen erfolgreich 2020 erfüllen. In der Ukraine war sie zuvor als Radiomoderatorin tätig. Die Maidan Revolution führte sie zum Aktivismus, den sie durch Kunst ausführt. In Hamburg ist sie nun als freie Künstlerin, Autorin und Märchenerzählerin (Mäuschen Marushka) unterwegs.  „Die Frage: ‚Bist du geflüchtet?‘ hat mich persönlich mitgenommen. Deshalb arbeite ich bei kohero. Es ist an der Zeit, ukrainische Stimmen wahrzunehmen.“

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