Next Station – Atempause

Der syrische Nachwuchs-Regisseur Mohammed Sheikh erzählt im Kurzfilm “Next Station” die Lebensgeschichte des aus Syrien geflüchteten Omar. Es geht um Träume, die Suche nach Erfüllung, Glück und die ewige Begleitung der Einsamkeit.

Der Kurzfilm “Next Station” des syrischen Nachwuchs-Regisseurs Mohammed Sheikh erzählt die Lebensgeschichte des aus Syrien geflüchteten Omar. In Deutschland versuchte er, seine Träume zu verwirklichen. Anhand ineinander verflochtener Zeitstränge aus Vergangenheit und Gegenwart philosophiert Sheikh über die Suche nach Erfüllung, Glück und die ewige Begleitung der Einsamkeit. Besonders einfühlsam und gefühlvoll wird dabei der ältere Omar durch den gelernten Schauspieler Bassam Dawood verkörpert. Sein junger Kollege Omar Meslmani, der den jüngeren Omar performt, steht ihm dabei in nichts nach.

“Next Station” (Drehbuch: Haroun Alswedany) ist eigentlich eine Geschichte von uns allen und wiederum ist es eine anmaßende Behauptung, wir alle könnten die Geschichte der Hauptfigur Omar teilen. Wie könnten in Deutschland geborene, das Privileg der Sicherheit ihres Passes meist unbewusst genießend, die Vergangenheit eines Geflüchteten verstehen? Das wird nicht gehen, denn die Erfahrungen der Verluste und Enttäuschungen sind unvergleichlich.

Flucht als Metapher des Alltags

Doch eben das Besondere an Mohammed Sheikhs Kurzfilm “Next Station”, der am 13.05.2022 im Abaton Kino seine Premiere hatte, ist die Erzählung der Flucht als Metapher des Alltags. Von Station zu Station sitzen wir alle immer wieder in den Zügen des Lebens, ohne Einfluss auf die Geschwindigkeit oder die Wegführung nehmen zu können. Die Entfernungen, die wir zurücklegen, um an unsere Ziele zu gelangen, werden im Ungreifbaren des Fensterblicks vage Erinnerungen. Sollten wir zurückschauen, können wir mit Sicherheit nur noch die Zwischenhalte benennen.

“Next Station” ist kein Film, der den Anspruch verfolgt dem unwissenden Publikum die Lebensrealität Geflüchteter zu erklären. Sheikhs Film richtet sich vielmehr an die Betroffenen selbst und lädt sie ein, für einen kurzen Moment innezuhalten und sich im Hier und Jetzt gegen die Einsamkeit wiederzuerkennen. Mit der Geschichte Omars, der als junger Mann aus Syrien nach Deutschland flüchtete, um sich eine erfüllte Zukunft zu ermöglichen, fragt der junge Regisseur Mohammed Sheikh was, Erfüllung sein könnte. Auch, wie wir wissen, wann wir sie erreicht haben. Junge Menschen, Geflohene, nie Angekommene sterben immer wieder an gebrochenen Herzen, erklärt der Regisseur. Sein Film ist ein Versuch zu trösten und an die Möglichkeit alter Träume zu erinnern.

Die nächste Station

“Next Station” wurde bei verschiedenen Filmfestivals eingereicht und hat bereits drei Preise gewonnen. In der Hoffnung, ihn bald auch in den Ankündigungen der Hamburger Programmkinos zu entdecken, ist er hiermit wärmstens empfohlen. Das nächste Filmprojekt von Mohammed Sheikh, ein 7-minütiger One-Person-Kurzfilm über Schuld, ist bereits in Planung. Bleib‘ gespannt und lass dich einladen, demnächst zwischen den Stationen Halt zu machen.

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