Das Women’s Health Team wurde von Mirjam Wagner, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe und einer Gruppe von zehn engagierten Hebammen und Gynäkologinnen im Jahr 2015 gegründet. Ihre Arbeit begann zuerst in verschiedenen Erstaufnahme-Einrichtungen für Geflüchtete. Mittlerweile arbeiten sie in den Räumen des Ragazza e.V. Dort behandeln sie einfache gynäkologische Erkrankungen und leisten Aufklärungsarbeit im Bereich Verhütung, Hygiene und Stillen. Generell ist es ihr Ziel, die Gesundheitsversorgung für Frauen ohne Papiere oder hilfsbedürftigen Frauen zu verbessern. Unsere Autorin hat das Women’s Health Team besucht und über deren Arbeit gesprochen.
Mit welchen Problemen oder Sorgen, kamen die Frauen am Anfang zu Ihnen? Wie hat sich die Arbeit des Women´s Health Team seitdem verändert?
Am Anfang waren unsere Patientinnen ausschließlich Geflüchtete in den Messehallen, die Verständigung war ein großes Problem. Primär haben wir Schwangerenvorsorgen gemacht, es gab aber häufig auch einen Abtreibungswunsch. Heute sind es in der Regel keine Geflüchteten mehr, sondern Frauen, die durchs Raster fallen. Sie kommen meist mit ihren Problemen zu uns, da sie aus Angst oder Scham keine*n niedergelassene*n Arzt*Ärztin aufsuchen.

Bild: Archiv ,Women’s Health Team
Wie wird Schwangeren mit Fluchtgeschichte heute geholfen?
Durch die Registrierung sind sie jetzt im Regelsystem versorgt und können eine Praxis besuchen.
Wie wichtig ist auch eine psychologische Betreuung nach der Beratung oder Behandlung der Frauen?
Eigentlich bräuchten viele Frauen eine psychologische Betreuung, was aber unsere Qualifikation übersteigt. Die Frauen werden an niedergelassene Spezialärzte vermittelt und teilweise auch dorthin begleitet.
Welche Ziele sollte die Politik verfolgen, um Frauen die Möglichkeit auf eine vollständige Behandlung zu ermöglichen?
Das Problem bei der Integration dieser Menschen im Regelsystem – auch mit vorhandener Krankenkassenkarte – sehen wir in unserer Praxisstruktur & Honorierung. Regel-Sprechstunden sind zeitlich nicht darauf ausgerichtet, den Bedürfnissen dieser Frauen wirklich nachkommen zu können. Es braucht Ruhe und Verständnis, teilweise Übersetzer*innen und schlicht und ergreifend Zeit. Deshalb wäre unsere Forderung eine extra Budgetierung für Redezeit bei besonderem Bedarf einzuführen. Diese sollte ohne große Bürokratie zu beantragen sein. Außerdem sollten die ärztlichen Kollegen im Umgang mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen geschult werden, damit mehr Verständnis geschaffen und Vorurteile abgebaut werden.
Welche weiteren Anlaufstellen/ Beratungsstellen gibt es für Frauen ohne Pass/ geflüchtete Frauen?
Es gibt diverse Anlaufpunkte wie zum Beispiel das Zahn/Arztmobil, Praxis ohne Grenzen oder die Caritas. Außerdem hat die Caritas Sozialarbeiter*innen, die versuchen, den Frauen weiterzuhelfen.
OFFENE SPRECHSTUNDE an jedem ersten Donnerstag im Monat von 13 Uhr-15 Uhr
Ragazza e.V.
Brennerstraße 19, 20099 Hamburg
Hier findet ihr eine weitere Organisation, die Hilfe für Frauen anbietet.