Neues aus Afghanistan: Mitte August – Mitte September

Die Ereignisse in Afghanistan überstürzen sich. In unserer monatlichen Kolumne "Neues aus Afghanistan" fasst unsere Autorin alle Ereignisse aus der Region zusammen.

Neues aus Afghanistan: Februar 2021

Neue Regierungsbildung

Die Taliban kündigen die neue Regierung an: Zabiullah Mujahaid, Sprecher des Islamischen Emirats Afghanistans, kündigte eine geschäftsführende Regierung an, die die Angelegenheiten in Afghanistan regeln soll. Die Regierung wird von Mullah Mohammad Hassan Akhund geleitet.

Stellvertreter: Mullah Abdul Ghani Baradar und Muwlavi Abdul Salam Hanafi

Interimspremierminister: Mullah Mohammad Hassan Akhund. Der neue Interimspremierminister war von 1996 bis 2001, als die Taliban zuletzt an der Macht waren, stellvertretender Außenminister.

Mullah Yaqoob, der Sohn des Taliban-Gründers und verstorbenen obersten Führers Mullah Mohammad Omar, wurde zum Verteidigungsminister ernannt. Das Amt des Innenministers ging an Sirajuddin Haqqani, den Führer des Haqqani-Netzwerks.

Erklärung des obersten Führers der Taliban

Unterdessen erklärte der oberste Führer der Taliban, Mullah Hibatullah Akhundzada, die neue Führung werde für dauerhaften Frieden, Wohlstand und Entwicklung in Afghanistan sorgen.

In einer Erklärung versicherte er allen Landsleuten, dass die neue afghanische Regierung hart für die Aufrechterhaltung der islamischen Regeln und der Scharia im Lande arbeiten werde. Hibatullah Akhundzada forderte die afghanische Bevölkerung auf, nicht zu versuchen, das Land zu verlassen.

Das Kabinett

Dies sind die Kabinettsminister der neuen islamischen Regierung, ihre Stellvertreter, die Interimsleiter der wichtigsten Sicherheits- und Dienstleistungsministerien, ihre Stellvertreter und andere leitende Angestellte :

 

  1. Alhaj Mullah Mohammad Hassan Akhund Acting Prime Minister
  2. Mullah Abdul Ghani Baradar Deputy Prime Minister
  3. Maulvi Abdul Salam Hanafi Deputy Prime Minister
  4. Maulvi Mohammad Yaqub Mujahid Acting Minister of Defense
  5. Alhaj Mullah Sirajuddin Haqqani Acting Minister of Interiora
  6. Maulvi Amir Khan Mottaki, Acting Minister of Foreign Affairs
  7. Mullah Hidayatullah Badri, Acting Minister of Finance
  8. Sheikh Maulvi Noorullah Munir Acting Minister of Education
  9. Mullah Khairullah Khairkhwa, Acting Minister of Information and Culture
  10. Qari Din Hanif, Acting Minister of Economy
  11. Sheikh Maulvi Noor Mohammad Saqib Acting Minister of Hajj and Religious Affairs
  12. Maulvi Abdul Hakim Sharia, Acting Minister of Justice
  13. Mullah Noorullah Noori Acting Minister of Borders and Tribal Affairs
  14. Mullah Mohammad Yunus Akhundzada, Acting Minister of Rural Rehabilitation and Development
  15. Sheikh Mohammad Khalid, Acting Minister of Preaching and Guidance, and Amr Bill Maruf Wa Anil Munkar
  16. Mullah Abdul Manan Omari, Acting Minister of Public Works
  17. Haji Mullah Mohammad Issa Akhund Acting Minister of Mines and Petroleum
  18. Mullah Abdul Latif Mansoor Acting Minister of Water and Power
  19. Mullah Hamidullah Akhundzada, Acting Minister of Aviation and Transport
  20. Maulvi Abdul Baqi Haqqani, Acting Minister of Higher Education
  21. Maulvi Najibullah Haqqani, Acting Minister of Communications
  22. Haji Khalil-ur-Rehman Haqqani, Acting Minister of Refugees
  23. Mullah Abdul Haq Wasiq, Acting Director-General of Intelligence
  24. Mr. Haji Mohammad Idris, Acting Director-General of Afghanistan Bank
  25. Maulvi Ahmad Jan Ahmadi Acting Director-General of Administration
  26. Mullah Mohammad Fazil Mazloom, Deputy Minister of Defense
  27. Qari Fasihuddin Chief of Army
  28. Mr. Sher Mohammad Abbas Stanekzai Deputy Foreign Minister
  29. Maulvi Noor Jalal, Deputy Minister of Interior
  30. Mr. Zabihullah Mujahid, Deputy Minister of Information and Culture
  31. Mullah Taj Mir Jawad First Deputy Director General of Intelligence
  32. Mullah Rahmatullah Najib, Deputy Director-General of Intelligence
  33. Mullah Abdul Haq Akhund Deputy Minister of Interior in Counter Narcotics Affairs

Forderung nach Freigabe der eingefrorenen Vermögenswerte

Der afghanische Privatsektor forderte die USA auf, die eingefrorenen Vermögenswerte freizugeben. Die afghanische Handelskammer (ACCI) und die afghanische Bergbau- und Industriekammer (ACMI) forderten auf einer Pressekonferenz in Kabul die USA und die Welt auf, das Problem der eingefrorenen Vermögenswerte zu lösen. Die meisten Fabriken leiden unter Geld- und Rohstoffmangel, weil sie kein Geld abheben können. Und im letzten Monat wurden Millionen von Arbeitern nicht bezahlt. Die Menschen konnten im letzten Monat keinen Cent von ihrem Konto abheben. Auch die Geschäftsleute können in dieser Situation keine Geschäfte machen und haben die USA und die internationale Gemeinschaft gebeten, dieses Problem zu lösen.

Recht auf Arbeit

Am 19. August 2021 forderten afghanische Journalistinnen die Taliban auf, ihr Recht auf Arbeit zu respektieren. Zwei Journalistinnen von RTA wurden nicht in ihr Büro gelassen, um ihre Arbeit fortzusetzen. Sie haben auch hinzugefügt, dass die Taliban ihre eigenen gewünschten Programme ausstrahlen und es keine weiblichen Moderatorinnen und Journalistinnen gibt.

Schulen bleiben geschlossen

Die Schulen bleiben geschlossen. Seit dem Sturz der früheren Regierung hat das Kabinett angekündigt, dass die Klassen der weiterführenden Schulen bis zur nächsten Mitteilung geschlossen bleiben. Augenblicklich sind nur die 1. bis 6. Klassen geöffnet. Einige Schüler erklärten, sie machten sich Sorgen um ihre Zukunft. Deshalb forderten sie das Verwalterkabinett auf, die Schulen wieder zu öffnen. Wegen der COVID-19 und jetzt wegen der politischen Transformation konnten sie monatelang nicht zur Schule gehen.

Ghanis Flucht

Der US-Sonderbeauftragte für die Aussöhnung in Afghanistan, Zalmay Khalilzad, sagte folgendes in einem Interview mit der Financial Times: Der Plan sei gewesen, Kaul aus den Händen der Taliban herauszuhalten und einen politischen Übergang auszuhandeln. Ghanis Flucht habe jedoch ein Machtvakuum geschaffen und die Taliban seien in die Stadt eingedrungen. Der Plan sah vor, dass Ghani auf seiner Stelle bleibt, bis sich die Parteien in Doha auf eine politische Lösung für eine künftige Regierung einigen. Als Ghani floh, verließ das Sicherheitspersonal von Kabul seine Posten, und die Taliban drangen in die Stadt ein, um die Sicherheit zu übernehmen. Und wie Ghani nach seiner Flucht auf Twitter mitteilte, sei er geflohen, um weiteres Blutvergießen zu verhindern.

Schließung von Ämtern

Die Einwohner äußerten sich besorgt über die Schließung von Ämtern im ganzen Land. Sie stehen vor finanziellen Problemen, da die meisten Regierungsbüros geschlossen sind und man ihnen ihre Löhne seit Monaten nicht auszahlt. Beispielsweise hat ein Lehrer einer staatlichen Schule, der der einzige Ernährer seiner Familie ist, seit zwei Monaten kein Gehalt mehr erhalten.

Straßen als Flohmärkte

Unterdessen verwandeln sich die Straßen in Flohmärkte. Die Afghanen verkaufen ihre Sachen aus ihrer Wohnung: Teppiche, Kühlschränke, Fernseher – alles kann man auf den Straßen von Kabul finden. Seit die Taliban an die Macht gekommen sind, versucht die Bevölkerung ihre Haushaltswaren auf der Straße zu verkaufen. Sie verkaufen teure Dinge für niedrige Preise, weil sie Geld brauchen, um aus Afghanistan zu fliehen oder um zu überleben.

Erste Flugzeuglandung in Kunduz

 Am 12.09.2021 landete das erste Flugzeug seit der Übernahme des Nordens von Kundus durch die Taliban. Das Flugzeug transportierte „Ärzte ohne Grenzen“, darunter 2 Ärztinnen, nach Kunduz.

Panjshir

Am 5.9. erklären Sicherheitsbeamte des Islamischen Emirats Afghanistan, dass mit Ausnahme des Distrikts Rukha und der Hauptstadt Bazarak, alle Teile von Panjshir von den Streitkräften des Islamischen Emirats eingenommen worden sind. Die militärischen Operationen gehen weiter.

Hier kannst du die Neuigkeiten aus dem vergangenem Monat lesen

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Autorengruppe
Sahar Reza
Sahar kommt aus Afghanistan und hat ihre Kindheit in Pakistan verbracht. Ihr Studium der  hat sie in Indien und Hamburg (Master Politik- und europäischen Rechtswissenschaft) absolviert. Sie hat im Management und im Journalismus gearbeitet. Seit langem setzt sie sich für Menschenrechte (besonders Frauen-, Kinder- und Flüchtlingsrechte) ein. Für kohero (früher Flüchtling-Magazin) ist sie seit 2017 aktiv. „Ich arbeite für das kohero-Magazin, weil das Magazin mir eine Stimme gibt und ich habe die Möglichkeit, über verschiedene Themen zu schreiben und kann in meinem Arbeitsbereich Journalismus in Deutschland weiterarbeiten und aktiv sein.“

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