Alkohol und Drogen sind unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine ernstzunehmende Problematik. Besonders Geflüchtete sind wegen ihrer hohen psychischen Belastung stark gefährdet, abhängig zu werden. Professor Dr. Michael Klein ist Klinischer Psychologe und Psychotherapeut. Er forscht an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Köln auf dem Gebiet der Suchtprävention. Gemeinsam mit seinem Team hat Klein „BePrepared“ entwickelt, eine App zur Suchtprävention.
Cannabis- und Alkoholkonsum unter Geflüchteten
„Zielgruppe sind junge Geflüchtete, insbesondere sprechen wir Männer an. Die App zur Suchtprävention soll niedrigschwellig und selbstverständlich anonym sein. Es geht dabei vor allem um Alkohol und Cannabis“, beginnt der Kölner Professor das Gespräch mit unserem Magazin. Und: Die Betroffenen sind noch nicht abhängig, haben allerdings Probleme mit den eben genannten Substanzen. Die App soll die jungen Geflüchteten also möglichst früh erreichen, um einer schweren Suchterkrankung vorzubeugen.
Hilfestellung zur Konsumreduktion
Klein fährt fort: „Die Geflüchteten haben also im Alltag Probleme mit Alkohol und Cannabis, sie konsumieren. Über die App können sie sich informieren, weiterbilden, sich selbst reflektieren und ihren Konsum beobachten. Wir bieten ihnen konkrete Hilfestellung zur Konsumreduktion, zeigen neue Perspektiven auf, motivieren zu einem alternativen Verhalten.“
Kostenlose App in verschiedenen Sprachen
„BePrepared“ kann im App-Store kostenlos heruntergeladen werden. Die App zur Suchtprävention ist in fünf Sprachen verfügbar: Deutsch, Englisch, Arabisch, Farsi und Paschtu. „Die Übersetzung der App in die verschiedenen Sprachen war mit das Komplizierteste beim Programmieren. Wir haben Sprach- und Kulturmittler mit dieser Aufgabe beauftragt, und ich denke, dass das Ergebnis wirklich gut geworden ist“, erzählt der Psychologe.
Vielfältige Gründe für Drogenkonsum
Die Gründe, warum Menschen zu Drogen greifen, sind vielfältig. Sehr oft geht es um Stressreduktion oder um den Umgang mit psychischen Problemen. Beide Aspekte finden sich bei Geflüchteten sehr häufig. Sie leiden extrem unter einem hohen, inneren Druck, unter psychischem Stress. Viele sind schwer traumatisiert. Die Folge sind dann oft posttraumatische Belastungsstörungen.

Folgen der Sucht
Doch der Drogenkonsum hat fatale Folgen. Dazu sagt der Suchtexperte: „Zunächst helfen die Drogen, die Angst wird geringer, man schläft besser, die Depressionen lassen nach. Die Drogen sind also erst einmal wirksam. Genau deswegen ist der Substanzmissbrauch auch so erfolgreich und so weit verbreitet, denn am Anfang geht es den Betroffenen ja besser. Doch die Langzeitfolgen sind gravierend.“
Denn: Drogenkonsum kann vielfältige, psychische Störungen hervorrufen. Drogen lösen Depressionen und Angststörungen aus, können zu Psychosen führen. Doch wie kommen Betroffene aus dieser Sucht wieder heraus?
Wege aus der Sucht
Klein erklärt: „Zuerst einmal müssen die Abhängigen erkennen, dass sie ein Problem haben, dass die süchtig sind. Dagegen gibt es jedoch oft eine immense Abwehr: Man will nicht süchtig, man will nicht abhängig sein. Das ist einer der Gründe, warum es meistens so lange dauert, bis die Drogenproblematik angegangen wird. Aber es gibt Wege da raus. In der Regel hilft eine Therapie, und auch eine Sucht-Selbsthilfegruppe kann auf dem Weg, clean zu werden, unterstützen.“
Institutionelle Hürden und sprachliche Barrieren
Doch damit es gar nicht so weit kommt, haben Klein und sein Team die App „BePrepared“ entwickelt. Die App leistet einen wichtigen Beitrag zur Suchtprävention bei der schwer erreichbaren und unterversorgten Zielgruppe: junge geflüchtete Menschen. Gerade Geflüchtete sind im deutschen Gesundheitssystem oft unterrepräsentiert. Das liegt zum einen an diversen institutionellen Hürden, aber auch an sprachlichen Barrieren. Beides führt dazu, dass bestehende Angebote für Geflüchtete nicht so leicht zugänglich sind und sie daher nicht wirken können. Die App „BePrepared“ soll also gerade diejenigen erreichen, die bisher nur unzureichenden Zugang zum Hilfesystem haben.
„Wir haben etwa ein dreiviertel Jahr an der App gearbeitet. Bis jetzt wurde sie ungefähr 120-mal runtergeladen“, so Klein abschließend.