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Wir brauchen nur Freiheit

In Syrien gibt es eine Koalition zwischen der Regierungspartei und Geschäftsleuten, die zu einer großen Familie gehören. Die Regierungspartei hat fast 70 Prozent und der Familienclan beinahe 30 % im Parlament. Es gibt viele große Familie in Syrien und sie alle wollen im Parlament sein. Deshalb bestimmen die Geheimdienste, welche Familie ins Parlament kommt. Natürlich müssen sie dafür Geld bezahlen, mit Geld kann man alles erreichen.

Bei uns gibt es nur eine politische Ausrichtung

Jetzt gibt es in Deutschland Wahlen. Bei der Bundestagswahl 2017 sind laut Bundeswahlleiter 48 Parteien zugelassen. Beim letzten Mal gab es 34 Parteien. Sie repräsentieren unterschiedliche politische Richtungen: von rechts bis links, liberal und marxistisch. Aber bei uns gibt es nur eine politische Ausrichtung und die wurde vom Geheimdienst gewählt. Wir dürfen keiner anderen politischen Strömung angehören. Die Regierungspartei gibt sich außenpolitisch links, doch die Innenpolitik ist rechts. Das ist bei uns sehr kompliziert.

Zum Beispiel hat die Regierungspartei nach außen hin immer betont, dass ihr Frauenrechte wichtig seien und verlangte eine Frauenquote von 25 Prozent im Parlament. Doch unsere Gesetze sind sehr frauenfeindlich und die Regierung ändert diese Gesetze nicht.

Beim Geheimdienst geht alles

Bei der letzten Bundestagswahl 2013 lag die Wahlbeteiligung bei 72,4 Prozent. Das finde ich sehr hoch, die Deutschen wählen gerne, sie glauben an ihre Stimme. Aber bei uns ist das nicht möglich. Manchmal lag die Wahlbeteiligung bei uns nur bei 25 Prozent.

Bei uns ist es nicht wichtig, ob ich selber zur Wahl gehe, oder ob mein Vater für mich wählt. Er kann für seine gesamte Familie wählen gehen. Die diktatorische Gesellschaft macht alle Menschen zu einem Diktator. Somit wird jeder Vater zu einem kleinen Diktator innerhalb seiner Familie. Früher ging mein Großvater wählen, dann ist er verstorben. Aber manchmal fanden wir seinen Namen in den Wahllisten. Wie das kam, wussten wir nicht – aber beim Geheimdienst geht alles.

Merkel kandidiert zum vierten Mal für die Wahl und vielleicht gibt es ein fünftes Mal. Aber wenn das Volk sie mag und es viele Herausforderer gibt, dann ist das richtig. Aber bei uns ist gibt es nur einen Präsidenten, der sich selber herausfordert und er bleibt Kandidat bis zu seinem Tod.

Eine Lösung für die Flüchtlingskrise

Ich würde gerne in Deutschland wählen, aber ich darf nicht, weil ich ein Ausländer bin. So wie 10 Millionen andere Menschen. Auch wenn sie schon lange Zeit hier leben, dürfen sie trotzdem nicht wählen, weil sie einen anderen Pass haben.

Die Aufnahme von Geflüchteten und deren Integration in Deutschland sind wichtige Themen im Wahlkampf. Martin Schulz, der SPD-Kanzlerkandidat, kritisiert Merkel wegen ihrer Flüchtlingspolitik. Das ist nicht sehr glaubhaft, denn seine Partei hatte die wesentlichen Entscheidungen seit dem Herbst 2015 mitgetragen.

Und Merkel, die CDU-Chefin, möchte auch verhindern, dass weitere Geflüchtete nach Deutschland kommen. Wie kann sie das machen? Die Frage stellt sich, ob es weitere Abschiebungen geben wird oder Asylheime außerhalb Europas Grenzen gebaut werden sollen. Doch was wir brauchen, ist Freiheit. Unsere Länder brauchen nur Freiheit, das ist die Lösung für Flüchtlingskrise.   

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Hussam studierte in Damaskus Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen. Parallel dazu arbeitete er als schreibender Journalist. Seit 2015 lebt er in Deutschland. Er ist Gründer und Chefredakteur von kohero. „Das Magazin nicht nur mein Traum ist, sondern es macht mich aus. Wir sind eine Brücke zwischen unterschiedlichen Kulturen.“

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